Die Polizei im deutschen Niedersachsen plant am Sonntag eine Suchkette unterstützt von Drohnen.
APA/dpa/Daniel Bockwoldt

Bremervörde – Die Suche nach dem sechsjährigen Arian aus Bremervörde-Elm in Deutschland ist auch am inzwischen siebenten Tag erfolglos geblieben. Trotz des bisher größten Sucheinsatzes mit 1.200 Kräften im Bundesland Niedersachsen sei das autistische Kind bis zum Nachmittag nicht gefunden worden, sagte ein Polizeisprecher. Man habe aber weiter Hoffnung, Arian lebend zu finden. "Aufgeben ist für uns noch keine Option", sagte eine Sprecherin. Der Sonntagfrüh begonnene Großeinsatz wurde am Abend mit Einbruch der Dunkelheit beendet. In der Nacht wolle man nun die Ergebnisse des Großeinsatzes auswerten, um Montagfrüh gezielt weiteren möglichen Ermittlungsansätzen nachgehen zu können, so die Polizei.

"Aufgrund der beschwerlichen Durchsuchung des unwegsamen Geländes wird ein Großteil der Kräfte nun in Ruhe gehen", erklärte eine Polizeisprecherin. Ein Teil der Kräfte werde aber weiter im Dienst bleiben. Seit dem Vormittag hatten rund 800 Helfer das Gebiet nördlich des Wohnorts des vermissten Kindes durchkämmt. Die Einsatzkräfte bildeten eine 1,5 Kilometer breite Menschenkette und durchstreiften das Gebiet vom Norden her in Richtung Elm. Rund 15 Quadratkilometer wurden abgesucht. Hinzu kamen 400 weitere Kräfte, die an anderen Orten suchten. Insgesamt waren 1.200 Kräfte im Einsatz.

Zusätzlich seien Boote, Drohnen und Suchhunde unterwegs gewesen. Der ursprünglich bis 19.00 Uhr geplante Einsatz der Menschenkette war am Abend verlängert worden. Die Suche sei beschwerlicher gewesen als gedacht und habe daher länger als geplant gedauert. Erst mit Einbruch der Dunkelheit wurde der Einsatz beendet. "Eine derart große Suchmaßnahme habe ich zuvor noch nicht geleitet", sagte Jörg Wesemann, Gesamteinsatzleiter der Polizei Rotenburg.

"Großes Abenteuer erleben"

Arian könnte einer Expertin zufolge als Autist auf Rufe nicht reagieren. Vor dem Wochenende hatten Arians Eltern über die Facebook-Seite der Polizei einen Appell an die Helfer gerichtet, in dem sie erklärten, wie Arian geholfen werden könne. "Wir glauben, dass Arian sich auf den Weg gemacht hat, um ein großes Abenteuer zu erleben", hieß es darin. Er könnte sich demnach nicht nur in Elm, sondern auch in die umliegenden Gemeinden bewegt und dort versteckt haben. Sie dankten allen für die Hilfe bei der Suche.

Arian hatte sein Elternhaus am Montagabend unbemerkt verlassen. Eine Überwachungskamera zeichnete auf, wie der Bub nach seinem Verschwinden in einen benachbarten Wald lief. Auch in der Nacht auf den Sonntag war die Suche nach dem Sechsjährigen erfolglos geblieben.

Zu dem Einsatz hatten sich Polizisten auch freiwillig zum Dienst gemeldet, sagte ein Sprecher. Hinzu kommen Helfer der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft, des Deutschen Roten Kreuzes und des Technischen Hilfswerks. Eine Sprecherin des Landeskommandos Niedersachsen der Bundeswehr sagte am Samstag, tagsüber beteiligten sich rund 400 Objektschützer und Logistiker an der Suche. Nachts seien etwa 60 Soldaten mit Nachtsichtgeräten im Einsatz.

Kinderlieder, Luftballons und Feuerwerke

Die Einsatzkräfte hatten zunächst versucht, den autistischen Buben mit Kinderliedern, Luftballons und Feuerwerken anzulocken - ohne Erfolg. Seit der Nacht zum Samstag wurde wieder still nach dem Kind gesucht.

Ergotherapeutin Jutta Bertholdt, die Einsatzkräfte berät, lobte die Helfer. Es werde an allen Orten gesucht, was richtig sei. Es könne sein, dass Arian als Autist anders als Altersgenossen keine Angst etwa vor dem dunklen Wald habe. Auf Zurufe werde er wahrscheinlich nicht reagieren. Den Einsatzkräften riet sie, Arian nicht anzufassen, sollten sie ihn finden. Autisten könnten Berührungen von Fremden als unangenehm oder schmerzhaft empfinden, sagte sie.

Der Polizeisprecher sagte, es gebe weiter keine Hinweise auf einen Kriminalfall. Einen etwaigen Wolfsangriff, in der Gegend gibt es Wölfe, schloss der Sprecher aus. Ein Wolfsberater des Landkreises Rotenburg hält das ebenfalls für unwahrscheinlich. Wolfgang Albrecht sagte, Gefahr bestehe nur in Sonderfällen, etwa wenn ein Wolf sich angegriffen fühle. (APA, 28.4.2024)