Ein versteckt aufgenommenes Video zeigt den früheren hohen FPÖ-Politiker Johann Gudenus, wie er sich tief über eine Tischplatte beugt und versucht, durch Luftansaugen mit den Nasenlöchern die Oberfläche von feinkörnigen Substanzen zu befreien. Zu den daran geknüpften Kokain-Vermutungen sagt Gudenus jetzt: "Das ist Schnee von gestern."

Das ist einerseits sehr lustig. Das ist andererseits überhaupt nicht lustig. Es zeigt natürlich einen extrem rechtspopulistischen Politiker, der – wie Gudenus – gegen "afrikanische Drogendealer" wütet, aber zum Thema Schnee nur sagen kann: "Das Verfahren wurde eingestellt" (Verjährung).

Der ehemaligen FPÖ-Spitzenpolitiker Johann Gudenus.
Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Die wahre Brisanz liegt aber in der Frage, ob dieses Video, das sich im Besitz der Ibiza-Sonderkommission der Polizei (Soko Tape) befand, benutzt wurde, um (ein weiteres Mal) von möglicher Verwicklung anderer Parteien abzulenken. SPÖ, Neos und die FPÖ verlangen die Ablöse der Einheit, FPÖ-Fraktionschef Christian Hafenecker beschuldigt klar die ÖVP der unzulässigen Beeinflussung. Neos-Abgeordnete Stephanie Krisper erhebt den Vorwurf der Behinderung der Justiz: "Ich erwarte mir, dass Minister Nehammer die Soko, die die Justiz in ihren Ermittlungen bisher behindert hat, umgehend durch eine unabhängige und effiziente Einheit ersetzt."

Es geht weniger um mögliche Nasen-Goodies für Gudenus als um eine mögliche Behinderung der Justiz. (Hans Rauscher, 18.6.2020)