Fulminant: Dennis Orellana als Alessandro und Ernando.

Parnassus

Wien – Prinz Casimiro hat seinen Bruder Alessandro erstochen – versehentlich; der Zornbinkl wollte eigentlich General Ernando töten, der wie er Prinzessin Erenice begehrt. Und nun? Der Papa wird’s schon richten: Venceslao tritt als König von Polen zurück, der Mörder Casimiro folgt ihm auf den Thron und – voilà! – begnadigt sich selbst.

Wenn da nicht alle superhappy sind! Dem (fast) allmächtigen Kaiser Karl VI. dürften der Schluss und auch die komplette Oper seines Vizehofkapellmeisters Antonio Caldara wohl gefallen haben, bei der Uraufführung von Il Venceslao 1725 in Wien. Und auch das Publikum im Museumsquartier gab sich am Dienstag enthusiastisch.

Intimität und Wärme

Die Königsrochaden ereigneten sich vor den Kulissen von Tobias Kratzers Rossini-Inszenierung (La gazza ladra); in der konzertanten Aufführung von Il Venceslao hatte das polnische Orkiestra Historyczna unter der Leitung von Konzertmeisterin Martyna Pastuszka mit Verve, Swing, Intimität, Wärme, Witz und Charme begeistert.

Max Emanuel Cencics Parnassus Arts Productions – seit vielen Jahren Stammlieferant für die beliebte Serie Konzertantes MusikTheater an der Wien – hatte dazu eine hochkarätige Sängerriege zusammengestellt, aus der Dennis Orellana (als Alessandro und Ernando) mit seinem fulminanten, strahlkräftigen Counter herausstach.

Suzanne Jerosme wusste als Kronprinzessin Lucinda mit elfenbeinfeiner Eleganz zu klagen, Cencic selbst – der 46-Jährige feiert bald sein 40-JahrBühnenjubiläum! – gab die Titelpartie mit der samtenen Dezenz eines Elder Statesman. (Stefan Ender,25.11.2022)