Es ist nicht immer leicht, zwei Welten unter einen Hut zu bringen. Schon gar nicht in der Welt des Bewegtbilds, das traditionell ja ein stationäres Vergnügen ist. In den letzten Jahren hat sich allerdings eine neue Klasse an Beamern hervorgetan, die das Heimkino aus seiner räumlichen Beschränkung befreien sollen.

Gelöst wird diese Aufgabe mit kompaktem Formfaktor und teilweise auch Akkubetrieb im Gegenzug für Kompromisse bei anderen Eigenschaften. In dieser Kategorie tritt auch der Mogo 2 Pro von Xgimi an, der für 600 Euro Nennpreis erhältlich ist. DER STANDARD hat ihn einem Testlauf unterzogen.

Basics

Das Gerät präsentiert sich in der vorliegenden Farbausführung als silbrig-grauer Block mit den Maßen 16,1 x 12 x 10,8 Zentimetern bei einem recht schlanken Gewicht von 1,1 Kilo. Er steht auf gummierten Füßen, wobei auf der Unterseite auch ein Stativgewinde für die Montage auf einem Dreibein oder diversen Wand- und Deckenhalterungen vorhanden ist.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Auf der Vorderseite finden sich neben der Linse auch noch mehrere Sensoren, die zur Erleichterung der Einrichtung dienen. Rückseitig sitzen ein USB-A-Anschluss, ein HDMI-Eingang, eine 3,5-mm-Audioklinke sowie ein der Stromversorgung gewidmeter USB-C-Port. Für drahtlose Konnektivität gibt es Bluetooth 5.0 und Wi-Fi 5 (802.11ac).

Abseits optischer eher leichterer Änderungen unterscheidet sich der Mogo 2 Pro in mehreren Punkten von seinem Vorgänger, dem Mogo Pro. Anstelle von einer Helligkeit von 300 ANSI Lumen wird nun gemäß Herstellerangaben mit 400 ISO Lumen operiert, was umgerechnet 500 ANSI Lumen oder einer Steigerung um zwei Drittel entspricht. Genutzt werden hierfür LEDs. Die versprochene Helligkeit – hier sei auf das Messergebnis der Kollegen von Connect.de verwiesen – wird auch erreicht.

Verbesserungen und Änderungen

Die Auflösung bleibt mit Full-HD (1.920 x 1.080 Pixel, 60 Hz) plus HDR10-Support unverändert, allerdings sollen bei der Wiedergabe 90 Prozent des DCI-P3-Farbraums abgedeckt werden. Die eingebauten Stereolautsprecher haben ein Leistungsupgrade von 3 auf 8 Watt erhalten, außerdem soll das Soundsystem insgesamt verbessert worden sein.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Die erste Generation nutzte einen Akku für den mobilen Einsatz, setzte aber für das Aufladen und den Netzbetrieb auf einen Rundstecker. Einen Akku findet man beim Mogo 2 Pro zwar nicht, dafür kann er über die USB-C-Schnittstelle auch von einer Powerbank versorgt werden. Der Haken an der Sache: Trotz "Ökomodus", der zwecks verlängerter Nutzungsdauer die Helligkeit etwas senkt, muss eine Powerbank verwendet werden, die genauso leistungsfähig ist wie das mitgelieferte Netzteil – nämlich 65 Watt.

Eine solche ist im Lieferumfang nicht enthalten und dürfte noch in den wenigsten Haushalten zum Inventar gehören. Je nach Kapazität und Marke beginnen hier die Anschaffungskosten bei rund 60 Euro und sind verpflichtend, wenn man den Beamer "auswärts" nutzen will, ohne eine Steckdose zur Verfügung zu haben.

Zu guter Letzt verspricht der Beamer neben Autofokus und automatischer vertikaler Neigungskorrektur auch solche für die Horizontale, sodass man ihn theoretisch auch leicht schräg zur Projektionsfläche positionieren kann und dennoch ohne manuelle Anpassung ein angepasstes, gerades Bild bekommt. Diese Zusatzfunktion wurde dem "Standard"-Modell der Mogo-2-Reihe übrigens nicht spendiert.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Anwendungsfall

Die im Vergleich zu einem "ausgewachsenen" Beamer niedrigere Helligkeit beschränkt freilich auch die Anwendungsmöglichkeiten innerhalb der eigenen vier Wände. Das heißt in diesem Fall: Der Beamer ist gut geeignet für gut abdunkelbare Räume, in denen die (Lein-)Wand nicht viel weiter als drei Meter vom Gerät entfernt ist.

Bei größerer Distanz oder stärkerem Lichteinfall muss man Einbußen bei der Bildqualität hinnehmen, die sich in einer farblich "verwaschenen", kontrastärmeren Darstellung zeigen. Getestet wurde das Gerät in einem Schlafzimmer mit guten Lichtabschirmungsmöglichkeiten und einem Projektionsabstand von etwa 2,5 Metern.

Start

Die Einrichtung des Xgimi Mogo 2 Pro ist ein Kinderspiel. Autofokus und Trapezkorrektur lieferten im ersten Anlauf bereits ein gerade und gut scharfgestelltes Bild auf der angestrahlten Wand. Das Google-Konto lässt sich auf der vorinstallierten Android-TV-11-Plattform ebenfalls flott einrichten. Verschiedene Apps, etwa Youtube, sind auch schon vorinstalliert. Die Bedienung mit der mitgelieferten Fernbedienung gelingt ebenfalls ohne Schwierigkeiten. Die Tasten sind sinnvoll angeordnet, aber alternativ lässt sich Android TV auch mit dem Smartphone steuern.

Dem Mogo 2 Pro vererbt wurde allerdings die Netflix-Zertifizierungsproblematik, die bis heute alle Beamer von Xgimi betrifft. Wer den Streamingdienst nutzen möchte, muss sich entweder über eine eigene App eine Verknüpfung zur Website anlegen oder eine zertifizierte Streamingbox oder -stick per HDMI anschließen. Die App für Smartphones und Tablets lässt sich zwar an sich per Sideloading (also unter Umgehung von Google Play) installieren, erlaubt aber kein Streaming in voller Auflösung. Die App für Android TV verweigert den Start mit einem Kompatibilitätshinweis.

Über die vorinstallierte App "Desktop Manager" lässt sich eine andere Version von Netflix herunterladen und aufspielen. Bei dieser handelt es sich um eine als App verpackte HTML5-Oberfläche für den Dienst, bei der es sich um eine Adaption für SmartTVs mit WebOS oder Tizen handeln könnte. Ihr fehlen manche Features und einzelne Oberflächenelemente werden seltsam dargestellt, Streaming in Full-HD ist aber möglich. Dieser Umweg ist allerdings nicht sonderlich komfortabel und aus Sicherheitsperspektive zumindest fragwürdig. Auch wenn man Netflix direkt über einen Browser ansteuert kann die volle Auflösung genutzt werden.

Bildqualität bei geringem Raumlicht (Dämmerung). Aufgrund der Lichtverhältnisse ist dieses Foto keine akkurate Repräsentation.
Foto: DER STANDARD/Pichler

Starke Bildqualität

Dort, wo Full-HD funktioniert – und das ist jede andere größere Streamingplattform –, gibt es an der Bildqualität wenig auszusetzen. Die Farben sind in der Standardeinstellung etwas unnatürlich grell, was sich aber einfach in den Systemeinstellungen korrigieren lässt. Zum Rand des Bildes hin sind bei starker Annäherung an die Projektionsfläche minimale Verzerrungen zu erkennen, allerdings kein wahrnehmbarer Regenbogeneffekt, der vor allem bei älteren Beamern ähnlicher Bauart oft beobachtet werden kann.

In der Nacht und bei Helligkeit auf Dämmerungsniveau ist die Bildqualität für ein Gerät der Einsteigerklasse sehr gut. Ist ein Raum allerdings dem Tageslicht ausgesetzt, zeigen sich schnell die Grenzen der Leuchtkraft dieses Beamers. Generell kann er natürlich bei der Abbildung von Schwarztönen nicht mit teuren Laserbeamern oder OLED-TVs mithalten, für diesen Anspruch muss man schon deutlich tiefer in die Tasche greifen.

Bildqualität bei Tageslicht. Aufgrund der Lichtverhältnisse ist dieses Foto keine akkurate Repräsentation.
Foto: DER STANDARD/Pichler

Flüsterleise

Sehr positiv fällt auf, dass der Xgimi Mogo 2 Pro kaum Betriebslärm erzeugt. Zum Start hört man – allerdings in mäßiger Lautstärke – einen Lüfter, der nach etwa einer Minute entweder ausgeschaltet oder stark gedrosselt wird. Ab dann ist nur noch in unmittelbarer Nähe zum Gerät ein sehr leises "Windgeräusch" zu vernehmen, das von den integrierten Lautsprechern mühelos übertönt wird.

Diese liefern, gemessen an ihrer physischen Größe, sehr guten Klang. Auch Bässe klingen passable. Für einen kleinen Raum ist das zwecks Beschallung durchaus brauchbar. Wer eine größere Umgebung akustisch versorgen möchte, auf Raumklang besteht oder High-End-Sound mit markerschütternden Bässen möchte, muss freilich auf die AUX- oder Bluetooth-Option zurückgreifen. Letztere funktioniert in beide Richtungen, der Beamer kann auch seinerseits als Bluetooth-Lautsprecher genutzt werden, wobei man hier die Bildwiedergabe währenddessen manuell abdrehen muss.

Sollte jemand vor den Projektor laufen, erkennt dieser dies mittels Time-of-Flight-Sensor, reduziert die Helligkeit und stellt auf ein schwarzes Bild mit Warnhinweis auf den Augenschutzmodus um. Diese Schutzfunktion kann bei Bedarf aber auch deaktiviert werden.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Fazit

Der Xgimi Mogo 2 Pro positioniert sich als sehr kompetenter Beamer im Einstiegssegment für kleinere bzw. gut abdunkelbare Räumlichkeiten nebst Option der mobilen Verwendung. Die Entscheidung, ihn im Vergleich zum Vorgänger seines Akkus zu erleichtern, ist allerdings nicht ganz nachvollziehbar. Nun ist nämlich ein mobiler Akku mit Ausgangsleistung von mindestens 65 Watt per USB-C Voraussetzung, um ihn abseits einer Steckdose zu verwenden – und der wird in vielen Fällen erst gekauft werden müssen. Das sollte man in der Gesamtrechnung gegebenenfalls berücksichtigen.

Für 600 Euro bietet er sonst ein rundes Paket. Die Sensorenausstattung macht die Einrichtung mittels Autofokus sowie vertikaler und horizontaler Trapezkorrektur zu einer Angelegenheit weniger Sekunden. Die Bildqualität überzeugt, die integrierten Lautsprecher können sich ebenfalls hören lassen, und das leise Betriebsgeräusch macht praktisch ungehindertes Filmvergnügen möglich. Als Wermutstropfen bleibt jedoch das fehlende Zertifikat seitens Netflix, das zum Umweg über die Website oder die Verwendung eines anderen Streaminggeräts über den HDMI-Port zwingt, um den Dienst in voller Auflösung nutzen zu können. (gpi, 8.4.2023)

Update, 14.4.: Absatz zu alternativer Netflix-App ausgebaut.