Schweinsköpfe, Torten, Schweinshaxn und dazwischen ein Mann mit Bier und gebrochenem Fuß. "Ein Haushaltsunfall", sagt er. Schon früh habe er sich ein kleines Bier vor der Arbeit angewöhnt, "blöd", fällt ihm dazu ein. Ed Moschitz ist für den neuen ORF-"Schauplatz" – zu sehen am Donnerstag um 21.05 Uhr in ORF 2 – auf Wiener Märkten in sogenannten Arbeiterbezirken unterwegs und fand dort Menschen, die über ihr kleines Glück sinnieren, andere, die über die Zustände schimpfen, oder auch solche, die ihr Leben ganz "wunderbar" finden.

So etwa jene Dame, die auf dem Wiener Meiselmarkt frühmorgens ihre Suppe löffelt: "Wunderbar, was Heißes im Magerl", kommentiert sie diese Gewohnheit, später gibt's dann "Essen beim Möbelix oder Lutz". "Das ist für die Seele gut", sagt sie. Zu Hause hat sie niemanden mehr, "Fernsehen ist die Nummer eins". Was sie so schaut? "Sturm der Liebe" oder "Rosenheim-Cops", zählt sie auf. Träume oder Wünsche hat sie keine mehr, sie sei zufrieden mit ihrem Leben. Moschitz trifft auch einen Fernfahrer, er kommt gerade aus Spanien. Verheiratet ist er nicht: "Wer bleibt denn bei einem Fernfahrer? Rennen einem ja alle davon", sagt er.

Frau Maria vom Meiselmarkt.
Frau Maria vom Meiselmarkt.
Foto: ORF

Alkohol als Ideengeber

Auf dem Brunnenmarkt in Ottakring verweist einer auf die günstigen Preise, hier gibt es so gut wie alles zu kaufen – von Teppichen über Spielsachen bis hin zu, natürlich, Lebensmitteln. "Österreich ist ein gutes Land", sagt eine ältere Frau aus Bosnien. Seit mehr als 40 Jahren ist sie nun hier, gearbeitet hat sie als Hausmeisterin. Aber Österreich nehme "immer mehr Ausländer", die nicht arbeiten würden. "Menschen müssen arbeiten", sagt sie. "Ich trinke gern Wein oder Bier, weil ich dann Ideen bekommen. Weg vom Alltag, rein in die Fantasie", schwärmt ein Gast eines Kaffeehauses am Brunnenmarkt, er sei ein "Gesellschaftstrinker".

Frau Mara vom Brunnenmarkt.
Frau Mara vom Brunnenmarkt.
Foto: ORF

"Frieden, Demokratie, Freiheit, Sicherheit"

"Wir sind Tierschützer, wir kaufen kein 'Halal'-Fleisch", sagt ein österreichisches Paar, "die werden geschächtet, das ist Tierquälerei." In 20 Jahren seien "wir ein islamischer Staat", kritisiert der Mann. Moschitz trifft einen 71-jährigen Zuwanderer, der nach wie vor arbeitet. Er verkauft Blumen: "Ich liebe Österreich" sagt auch er. Auf dem Viktor-Adler-Markt erzählt eine Dame von einem Handtaschendiebstahl: "Wir leben im zehnten Bezirk, damit müssen wir leben und aufpassen." Ohne Zuwanderer würden viele Wiener Märkte heute nicht mehr existieren. "Frieden, Demokratie, Freiheit, Sicherheit", zählt ein junger Marktstandler die Vorteile Österreichs auf, er kann sich vorstellen, diesen Job bis zu seiner Pension zu machen. "Österreich ist ein Paradies, wie ein Himmel. Es gibt ein bisschen Rassismus, aber den gibt es überall", sagt einer.

Herr Serhad vom Brunnenmarkt.
Herr Serhad vom Brunnenmarkt.
Foto: ORF

Mittlerweile hätten die Menschen schon ab Mitte des Monats kein Geld mehr, sagt eine Verkäuferin, das habe sich sehr geändert. Man merkt, den Menschen bleibt weniger zum Leben. Auf dem Brunnenmarkt trifft Moschitz Menschen, die mit Erbschaftsstreitigkeiten beschäftigt sind, oder auch Frau Rosa, die mit mehr als 200 Teddybären zusammenlebt: "Alle geschenkt bekommen", sagt sie stolz. Lustig hat es eine trinkfreudige Gruppe: "Tee zahl ich nicht, nur Schnaps", lacht eine Dame, die den ORF-Reporter auf ein Glaserl einladen will. Angestoßen und einander zugeprostet wird hier häufig. "Auf Märkten trifft sich Armut mit Alkohol. Sei eh und je zwei gute Bekannte", so Moschitz. (Astrid Ebenführer, 18.4.2024)