Über eine Strickleiter zum Glück: Baumhäuser sind einfach zu bauen, doch an der Baubewilligung führt meist kein Weg vorbei.

Collage: STANDARD/Friesenbichler

Meist muss ein Baumhaus jedoch behördlich eingereicht werden.

Von oben sieht die Welt gleich anders aus. Mitten in den Baumwipfeln kann man den Streit mit dem Nachbarjungen wieder bereinigen oder sich rasch vom hektischen Büroalltag erholen. Ein Baumhaus, simpel zusammengenagelt wie in alten Tagen, ist eben nicht nur ein Spielplatz für Kinder, sondern auch ein Rückzugsort für Erwachsene.

Zu den Kunden von Andreas Wenning zählen deshalb nicht nur spendable Mütter und Väter, auch schon erfolgreiche Geschäftsleute hätten sich nach einer Bleibe in den Baumkronen erkundigt. Von einfachen Bretterbuden hält der Bremer Architekt, der sich voll und ganz auf Baumhäuser spezialisiert hat, allerdings nicht viel. Vielmehr entwirft er anmutende Behausungen im kleinen Maßstab, vergleichbar etwa mit feschen Wohnmobilen. In zum Teil schwindelerregenden Höhen sind die Miniaturhäuser nicht nur gedämmt und mit öffenbaren Fenstern versehen, sondern auch mit allem erdenklichen Luxus ausgestattet. Neben Strom und Heizung gibt es Internetanschluss und – je nach Gegebenheit – eine eigene Toilette.

Strickleiter und Ofen

Doch es geht auch anders: Ernst Maier hat sich und seiner Familie in seiner Freizeit ein Baumhaus gebaut. Es sieht aus wie eine typische Gartenhütte, mit Satteldach obendrauf und Holzzaun drumherum. Anders als die Laube aus dem Baumarkt hängt dieses Exemplar jedoch in sieben Meter Höhe im Geäst und ist nur über eine Strickleiter zu erreichen. Je nach Witterung kann man auf dem Balkon sitzen oder sich in den zwei mal drei Meter großen Innenraum verkriechen. An kalten Tagen sorgt ein Ofen für wohlige Atmosphäre.

"Wir haben das Haus auf dem Boden gefertigt und dann mit einem Kran hochgehoben", erzählt der Tischler, der eigentlich auf die Herstellung von Wildholzmöbeln spezialisiert ist. Für ein Baumhaus dieser Größe, sagt er, müsse man mit rund 20.000 Euro rechnen. Die nobleren Konstruktionen von Andreas Wenning hingegen beginnen bei 18.000 Euro und klettern je nach Ausstattung auf bis zu 150.000 Euro hoch. Ohne Wärmedämmung kann man übrigens auch schon ab 5000 Euro in den Bäumen sitzen.

Wer ein Baumhaus selbst bauen oder in Auftrag geben will, muss sich zuallererst auf die Suche nach einem geeigneten Baum begeben. Am besten eignen sich Eichen, Linden, Eschen, Buchen und Kastanien sowie große Nadelbäume wie Zedern, Kiefern oder Tanne. Bei Obstbäumen ist zu bedenken, dass sie ausgewachsen sein sollten.

Bauen, aber mit Bewilligung

Befestigt werden die Konstruktionen am Stamm mittels Schrauben und Bolzen. Wer den Baum schonen will, kann auf derartige Befestigungsmittel auch verzichten und mit abgespannten Seilkonstruktionen arbeiten. Ist der Baum zu klein, können auch Stützen oder andere Bäume in den Entwurf miteinbezogen werden. Dass der Gestaltung keine Grenzen gesetzt sind, bewiesen die Architekturstudenten der TU Innsbruck. Sie bauten ein Baumhaus aus Betonschalungsplatten, das sie anschließend mit glasfaserverstärktem Kunststoff überzogen.

"Für alles, was nicht auf dem Boden steht, braucht man doch keine Baubewilligung", lautet eine geläufige Meinung. Doch Vorsicht: Das eine oder andere Baumhaus musste schon abgerissen werden, weil es im Naturschutzgebiet stand oder weil im Vorfeld keine Baubewilligung eingeholt wurde. "Jeder einzelne Bau muss genehmigt werden", sagt Johann Kratzer von der Bezirkshauptmannschaft St. Veit an der Glan, "das heißt, dass man auch für ein Baumhaus eine Bewilligung bei der jeweiligen Gemeinde einholen muss."

In der Regel reicht ein formloses Schreiben, in dem die Behörde von dem Vorhaben in Kenntnis gesetzt wird. Steht der ausgewählte Baum im Naturschutzgebiet, dann ist jedoch nicht der Bürgermeister, sondern die Bezirkshauptmannschaft zuständig. Da sich die Bauordnung von Bundesland zu Bundesland unterscheidet, ist es ratsam, sich im Vorfeld genau zu erkundigen. (Anne Isopp, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11./12.7.2009)