Garching - Medizinisches Personal muss im Arbeitsalltag ständig für sterile Bedingungen sorgen - das häufige und intensive Händewaschen mit Wasser und Seife gehört dazu, ist aber auf Dauer nicht unbedingt gesund für die Haut. Eine Entwicklung, an der auch das Team um Gregor Morfill vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching mitgearbeitet hat, könnte künftig die Desinfektion deutlich einfacher und effizienter gestalten.

Die Forscher haben Geräte entwickelt, die Hände mittels Plasma reinigen können. Dieses so genannte kalte Plasma ähnelt den Stoffen die in Neonröhren oder TV-Geräten zum Einsatz kommen, tötet in dieser Anwendung jedoch äußerst effektiv Bakterien. Die Desinfektion dauert nur wenige Sekunden und soll für den Menschen keine negativen Nebenwirkungen haben.

Plasma sind bis zu 100.000 Grad Celsius heiße Gase deren Moleküle in Ionen oder Elektronen aufgespalten sind. Bei einem so genannten kalten Plasma sind wesentlich weniger Gasmoleküle ionisiert. Durch das von den Forschern entwickelte Gerät kommt es zu Entladungen in der Luft. Durch die entstehenden Mikroblitze werden etwa der molekulare Stickstoff und Sauerstoff in der Luft gespalten und es laufen über 200 chemischen Reaktione ab. Unter anderem entsteht so das für Bakterien tödliche Wasserstoffperoxid.

Auch gegen Viren und Pilzerreger wirksam

Anstatt sie mit Seife und Wasser abzuschrubben müssten Ärzte künftig nur noch ihre Hände in eine kleine Box stecken, um sie mit Hilfe von Plasma zu reinigen. An der Entwicklung der neuen Technik arbeiteten Forschungsgruppen in unterschiedlichen Ländern. Es habe sich gezeigt, dass das Plasma nicht nur gegen Bakterien, sondern auch gegen Viren und Pilzerreger eingesetzt werden könne, so Forschungsleiter Gregor Morfill.

Die Geräte wurden bereits an Händen und Füßen getestet. "Es funktioniert auch bei Fusspilz", so Morfill. Man müsse dazu noch nicht einmal die Socken ausziehen - diese würden ebenfalls desinfiziert. Der Vorgang würde dann lediglich einige Sekunden länger dauern.

Die Technik dahinter ist grundsätzlich nichts Neues. Schon seit längerem wird Plasma verwendet, um medizinische Werkzeuge zu reinigen. Der Schritt zur Desinfektionen von Händen und Füßen, anstatt metallischer Gegenstände, sei jedoch groß gewesen, so die Forscher. (red/pte)