Wien - Der börsenotierte Spieleanbieter JoWooD beantragt Insolvenz. Eine Neustrukturierung samt Kapitalzuschuss beim angeschlagenen steirischen Spielehersteller sei gescheitert, der Vorstand habe ein Sanierungsverfahren beantragt, teilte die Gesellschaft am frühen Freitagnachmittag auf ihrer Website mit. Der Vorstand gehe davon aus, "dass die Verhandlungen mit den Gläubigern und möglichen Investoren innerhalb von 90 Tagen positiv geführt und abgeschlossen werden können und somit der Fortbestand des Unternehmens gesichert werden kann", heißt es dort zuversichtlich.

Kurz vor der Mitteilung war die JoWooD-Aktie an der Wiener Börse vom Handel ausgesetzt worden.

20-prozentige Quote angeboten

Laut einer Aussendung des Kreditschutzverbands von 1870 (KSV) bietet JoWooD den Gläubigern eine Quote von 20 Prozent an, zahlbar auf zwei Jahre. Laut KSV stellt dies aber nur das gesetzliche Mindestangebot dar, das noch nachgebessert werden müsse. Die Passiva des börsenotierten Unternehmens sollen sich auf rund 21,9 Millionen Euro belaufen.

JoWooD kämpft seit Jahren mit rückläufigen Umsätzen und hohen Verlusten. Der Spieleentwickler war 1995 gegründet worden und feierte große Verkaufserfolge vor allem mit Computerspielen. Dieser Markt schrumpft aber immer mehr. Sehr spät erst versuchte JoWooD in den Markt für Spiele auf Konsolen wie der "PlayStation" und der "X-Box" einzusteigen.

Klage angekündigt

Am Mittwochabend hatte der Spiele-Entwickler von einer "angespannten Finanzlage" berichtet und seinen ehemaligen Hauptaktionär Koch Media mit einer 2,36 Millionen Euro schweren Klage vor dem Wiener Handelsgericht eingedeckt. JoWooD sieht die von der Koch Media GmbH im Zuge der bei JoWooD im Jänner 2006 durchgeführten Sachkapitalerhöhung als Sacheinlage eingebrachten Forderungen demnach als überbewertet an. "Bei dieser Kapitalerhöhung gab JoWooD insgesamt 6,4 Mio. neue Aktien zu einem Gesamtausgabepreis von 6,4 Millionen Euro an Koch Media GmbH aus. Allerdings hatte die Gegenleistung der Koch Media GmbH nach aktuellen Berechnungen der JoWooD, die von einem Wirtschaftsprüfer bestätigt wurden, nur einen Wert von 4,04 Mio. Euro", hieß es am Mittwoch in einer Mitteilung.

Koch Media hatte zuweilen bis zu 45 Prozent an den Steirern gehalten. Als sich die Tiroler zurückgezogen hatten, sprachen sie davon, dass die "Rettungsaktion" geglückt sei. In den ersten neun Monaten bis September 2010 fuhr JoWooD unterm Strich einen Konzernverlust von 25 Mio. Euro ein. Im abgelaufenen Jahr fielen Millionenabschreibungen auf den Beteiligungsansatz der Konzerntochter DreamCatcher (Goodwill) bzw. JoWooD Iberica S.L. (in Stilllegung) an.

Bei der Bekanntgabe der Drittquartalszahlen hatte die Gesellschaft Mitte Dezember gemeldet, gegenwärtig mit Investoren zu verhandeln, um die Eigenkapitalbasis und Liquidität zu stärken. Das war allerdings nicht das erste Mal, dass die Steirer in wirtschaftlichen Turbulenzen waren. Nunmehr hat JoWooD die Eröffnung eines Sanierungsverfahrens beim Handelsgericht Wien beantragt. Die Anleihengläubiger werden gebeten, sich direkt beim Unternehmen zu melden. JoWooD beschäftigte zuletzt rund 90 Mitarbeiter. (red/APA/Reuters)