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"Was die Sache noch schlimmer macht", ist laut Allan und Warden die Tatsache, "dass die Datei unverschlüsselt und ungeschützt" ist und sich auf jedem Gerät wiederfindet, das mit dem iPhone oder iPad synchronisiert wurde.

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Die Daten von WebStandard-Leser Alexander T. - Ausgelesen mit der Software "iPhone Tracker"

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Das iPhone und die iPad-Tabletcomputer speichern dauerhaft die Aufenthaltsorte ihrer Nutzer anhand von Daten aus dem Mobilfunknetz. Diese Informationen werden zwar in einer versteckten Datei aufbewahrt, können aber mit spezieller Software ausgelesen werden. Zwei IT-Experten, Alasdair Allan und Pete Warden, machten die Praxis auf einer Fachkonferenz öffentlich und lösten damit besorgte Fragen zum Datenschutz aus. Sie fanden keine Anzeichen dafür, dass die Informationen an Apple oder andere weitergeleitet werden, wie Allan und Warden betonten. Der Konzern äußerte sich bisher nicht.

Ortsdaten gespeichert

Wird ein iPhone oder iPad über Apples iTunes-Software mit einem Computer synchronisiert, werden dabei auch die Ortsangaben auf den Rechner übertragen. Über diese Sicherungskopie lässt sich auf die Informationen zugreifen. Der ehemalige Apple-Mitarbeiter Warden stellte eine Software namens iPhoneTracker ins Netz, mit der jeder iPhone- oder iPad-Besitzer die Speicherung der Ortsdaten auf einer interaktiven Karte darstellen und sich beliebig in die Regionen seiner Aufenthalte hinein- und herauszoomen kann. Auch in Deutschland ließen sich die Daten mit Hilfe der Software visualisieren.

Problematisch

Die beiden Experten sehen ein Problem vor allem darin, dass sich Unbefugte Zugang zu diesen Daten verschaffen könnten, weil sie nicht verschlüsselt gelagert werden. Der deutsche Netzexperte Frank Rieger vom Chaos Computer Club (CCC) sagte, das Risiko in diesem Fall sei vor allem, dass das Telefon verlorengehe und die Daten ausgelesen würden. Oder dass jemand auf den Computer zugreife, auf dem eine Kopie der Daten liege, "und dann die Aufenthaltsorte der letzten Jahre verfügbar und auslesbar sind, ohne dass der Benutzer davon wusste".

Die Aufzeichnung der Ortungsdaten aus dem Mobilfunknetz begann Allan und Warden zufolge vor einem Jahr nach einer Aktualisierung des Betriebssystems iOS, das Apple für seine mobilen Geräte entwickelt hat.

Funktionsweise der Lokalisierung

Die Geräte ermitteln die Standortdaten offensichtlich anhand der Signale von Mobilfunk-Zellen, erläuterten Allan und Warden auf einer Konferenz des Verlags O'Reilly über Lokalisierungstechniken im kalifornischen Santa Clara. "Das ist weniger Präzise als mit GPS, aber verbraucht wahrscheinlich weniger Strom." GPS-Ortungsdienste kann ein Nutzer von iPhone oder iPad in den Einstellungen ausschalten.

Das Technologieblog "Engadget" wies darauf hin, dass die Geodaten-Aufzeichnung in Fachkreisen schon seit einiger Zeit bekannt war und verlinkte auf einen entsprechenden Artikel des französischen Autors Paul Courbis von September 2010. Auch Anfang dieses Jahres wurde das Thema bereits in Experten-Foren im Internet diskutiert. Zudem meldete sich der amerikanische Software-Spezialist Alex Levinson zu Wort, der die Funktion bereits Ende vergangenen Jahres in einem Fachbuch analysiert hatte.

Zufällig auf Datensammlung gestoßen

Die beiden Experten stießen nach eigenen Angaben zufällig auf die Datensammlung, als sie an einem Datenvisualisierungs-Projekt arbeiteten. Zunächst sei ihnen selbst unklar gewesen, dass Informationen über einen so langen Zeitraum gespeichert wurden. "Weder Pete noch ich glauben, dass es eine Art Verschwörung gibt, wir sind jedoch beide darüber besorgt, das so detaillierte Ortsinformationen gespeichert werden", schrieb Allan.

Es blieb zunächst unklar, warum die Daten gespeichert werden. Eine Vermutung war, dass die Datenspeicherung etwas mit einem Apple-Dienst zu tun haben könnte, über den das Unternehmen anbietet, ein verlorenes oder gestohlenes Gerät wiederfinden zu können.

Auch Mobilfunk-Provider erheben beim Betrieb ihrer Netze zum Teil solche Informationen. "Wenn Sie sich mit Ihrem Mobiltelefon bewegen, wird neben der aktuellen Mobilfunkzelle auch die Anfangsfunkzelle gespeichert", sagte etwa eine Sprecherin der Deutschen Telekom am Donnerstag. Es sei aber immer nur der aktuelle Aufenthaltsort bekannt. "Die vorherigen Ortungen werden gelöscht. Bewegungsprofile werden nicht gespeichert."

Keine Antwort von Apple

Die Informatiker stellten ihre Erkenntnisse, die zuerst von der britischen Zeitung "The Guardian" veröffentlicht wurden, auf der Konferenz Where 2.0 in San Francisco vor. Allan und Warden nahmen nach eigenen Angaben Kontakt zur Abteilung für Produktsicherheit bei Apple auf, erhielten jedoch keine Antwort. (APA)

Update: Businessinsider.com hat folgende Anleitung veröffentlicht: "How To Stop Your iPhone From Sharing Your Location With Everyone"

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