Ist es auf dem Mars wärmer, dann zeigen sich u. a. im Horowitz-Krater seltsame Strukturen (auf dem Bild orange eingefärbt, siehe Pfeile).

Foto: Science/AAAS

Washington/Wien - Die Spuren sind nur allzu leicht zu übersehen: Kleine Rinnen, zwischen einem halben Meter und fünf Meter breit, die in Abhängen am Mars Dutzende Meter weit nach unten führen. Es liegt aber nicht nur an der geringe Größe, dass man diese Strukturen bis jetzt übersah: Sie erscheinen nämlich fast ausschließlich in den warmen Marsmonaten.

Die Bilder, die zur Entdeckung dieser mysteriösen Rinnen geführt haben, stammen von einer Kamera an Bord der Nasa-Raumsonde Mars Reconnaissance Orbiter, die den Roten Planeten seit geraumer Zeit umkreist. Wenn es auf dem Mars hingegen kalt ist - und dort wird es um einiges kälter als auf der Erde - sind die Rinnen nicht zu sehen, schreibt ein internationales Forscherteam um Alfred McEwen (University of Arizona in Tucson) in der US-Wissenschaftszeitschrift Science (Bd. 333, S. 740).

Bleibt die Frage, wie diese seltsamen Strukturen entstehen. "Die beste Erklärung, die wir für diese Beobachtungen bis jetzt haben, sind unterirdische Ströme von Salzwasser", sagt McEwen, nicht ohne einschränkend hinzuzufügen, dass die neue Studie noch keine endgültigen Beweise dafür liefert. Die neue Untersuchung fügt den in der Zwischenzeit bewiesenen Spekulationen über Art und Größe von Wasservorkommen auf dem Mars jedenfalls eine neue, spektakuläre Facette hinzu: Schließlich würden die Rinnen die ersten bekannten wasserführenden Strukturen auf dem Mars sein.

Einige Anhaltspunkte sprechen jedenfalls für die Salzwasserhypothese: Die Forscher haben die Rinnen in Temperaturbereichen gefunden, in denen zwar kein normales Wasser, so aber doch Wasser mit einem Salzgehalt wie in unseren Meeren fließen könnte.

Ein Problem ist allerdings, dass sich bei spektrometrischen Untersuchungen der Strukturen keine Spuren von Wasser fanden. Doch auch dafür haben die Planetengeologen Erklärungen: Eine möglicher Grund dafür könnte sein, dass das Wasser an der Gesteinsoberfläche sehr schnell trocknet. Außerdem dürften durch das Wasser veränderte Gesteinsstrukturen - und nicht das Wasser selbst - die Ursache für die Rinnenbildung sein. (tasch/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5.8.2011)