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Das KZ-Mauthausen war zentraler Teil eines Systems, das sich fast über ganz Österreich erstreckt hat. Jetzt können die ehemaligen Außenlager in Begleitung besucht werden.

Informationen: Mauthausen Guides; MKÖ

Foto: APA

Wien Umgebung, Melk, Redl-Zipf, Lenzing, Vöcklabruck, Gusen, Ternberg, Großraming, Dipoldsau, St. Valentin, Steyr, Peggau, Wagna/Leibnitz, Schloss Lind, Bretstein, St. Lambrecht und Loibl - nur wenige Menschen verbinden diese Namen genauso spontan mit den Verbrechen des NS-Regimes wie Mauthausen. Und doch stehen sie in direktem Zusammenhang mit dem ehemaligen KZ in Oberösterreich.

Geschichtsaufarbeitung in Begleitung

Alle diese Gebiete und Ortschaften waren KZ-Außenlager und wichtige Bestandteile des Systems Mauthausen. Das Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ) hat 27 Guides ausgebildet, die an den Orten der ehemaligen KZ-Außenlager Begleitungen für Jugendgruppen und Schulklassen durchführen. Die Außenlager-Guideausbildung ist eine zertifizierte Ausbildung, die ganz neu ab sofort zur Verfügung steht. Die neuen Guides verfügen über detailliertes Wissen über den Nationalsozialismus und das ehemalige Konzentrationslager Mauthausen und können dieses, dank geschulter Vermittlungstechniken auch weiter geben. Sie stehen auch in der Nachbearbeitung als professionelle Coaches zur Verfügung.

Durch den Besuch der einstigen Außenlager wird das System des KZ-Mauthausen sichtbarer als bei einem alleinigen Besuch der KZ-Gedenkstelle. Jugendliche, die in der Umgebung dieser Orte leben, erhalten durch die Führungen mehr Bezug zur eigenen Geschichte. Es gibt mehrere Besuchsmodule, in Rahmen derer verschiedene ehemalige Außenlager aufgesucht werden (etwa Schloss Lind/Bretstein/St. Lambrecht). Jedes ehemalige Außenlager kann aber auch separat besucht werden.

Zeitzeugen in ganz Österreich

In Melk beispielsweise befand sich früher ein KZ-Außenlager für die Kugellagererzeugung der Steyr-Daimler-Puch AG. Noch heute zu sehen sind Stollenrelikte oder ein Krematorium. In den Außenlagern Wien Umgebung - Wiener Neudorf, Hirtenberg und Hinterbrühl - waren verschiedene Produktionsstätten für Munition und Flugzeugmotorenteile untergebracht. Heute erinnern in Wiener Neudorf beispielsweise die Grundmauern der Lagerbaracken an das ehemalige Lagerleben, in Hirtenberg finden sich ebenfalls noch Überreste von Gebäuden, gleichfalls in Hinterbrühl.

Das KZ Mauthausen umfasste neben dem Hauptlager ca. 50 Außenlager in fast ganz Österreich. Das Mauthausen Komitee Österreich bemüht sich um die regionale Aufarbeitung der österreichischen NS-Vergangenheit und um antifaschistische Projekte. Den Jugendlichen, die an den Besuchen teilnehmen, sollen sich im Rahmen der Führungen mit den Begriffen Faschismus, Rechtsextremismus, Diskriminierung und Zivilcourage im Gestern und im Heute bewusst auseinandersetzen. (red/derSTandard.at/24.10.2011)