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Wenn schon niesen, dann in die Ellenbeuge.

Foto: APA/EPA

Wovor wir uns eigentlich fürchten, ist die sogenannte Tröpfcheninfektion. Krankheitserreger verbreiten sich dabei über die winzige Sekrettröpfchen, die beim Husten, Niesen oder Naseputzen aus den menschlichen Atemwegen hinaus an die Luft geschleudert werden. Werden diese Tröpfchen von anderen Personen eingeatmet, dann kann über den Kontakt mit der Nasenschleimhaut eine Infektion entstehen. 

Es ist nicht zu leugnen: Wo sich viele Menschen aufhalten, lauern auch Erkältungsviren überall. „Virale Infektionen im Respirationstrakt sind hochansteckend", weiß Florian Thalhammer, von der Klinischen Abteilung für Infektionen und Tropenmedizin an der Inneren Medizin I am Wiener AKH. Die Übertragungsfähigkeit ist abhängig von der Art des Virus und liegt bei Erkältungskrankheiten zwischen 0,2 und 0,6. Das bedeutet: 20 bis 60 Prozent derer, die sich in unmittelbarer Umgebung von Menschen mit einem grippalen Infekt befinden, erkranken anschließend selbst.

Temperatur und Luftfeuchtigkeit

Wie erfolgreich die Viren größere Distanzen im Flug mit menschlichen Sekreten bewältigen, hängt zudem von der Temperatur und der Luftfeuchtigkeit ab. Sind diese beiden Parameter hoch, dann werden auch die Tröpfchen größer und sinken schneller zu Boden. Bei feuchtkaltem Wetter sind die Bedingungen für Erkältungsviren in beheizten öffentlichen Verkehrsmitteln also denkbar schlecht und die Ansteckungsgefahr weitaus geringer. 

Freilich lässt sich in der U-Bahn aber schwer erkennen, welche Keime das Gegenüber mit sich herumschleppt. Was für den grippalen Infekt spricht, ist jedoch ein Anzeichen, welches praktisch jeder Mensch kennt. Die rinnende Nase - ein harmloses aber typisches Symptom einer Erkältung, die im Volksmund fälschlicherweise immer noch als Grippe bezeichnet wird. Der Verlauf dieser Erkrankung verläuft im Gegensatz zur echten Grippe (Influenza) schleichend. Schnupfen, Kratzen im Hals und ein Gefühl der Mattigkeit werden außerdem nur in seltenen Fällen auch von Fieber und Frösteln begleitet. Damit ist symptomatisch zur Erkältung mehr oder weniger alles gesagt und man darf sie getrost als Krankheitsbild bezeichnen, bei der die Selbstdiagnose zulässig ist.

Der betroffene Kollege im Büro weiß also sein Krankheitsbild im Normalfall durchaus selbst einzuschätzen. Ob er zum Wohl seiner Mitarbeiter lieber daheim bleiben soll, ist aber eine Frage die vielfach diskutiert wird.

Ellenbeuge statt Hand

Klar ist: Egal ob ein erwachsener Betroffener mit Rhino-, Parainfluenza-, RS, -Corona- oder Adenoviren infiziert ist, ansteckend ist er erst kurz bevor die Nase zu rinnen beginnt und bleibt es dann für etwa fünf Tage. Grund genug, um den Arbeitsplatz zu meiden ist das aber noch nicht.
„Regelmäßiges Händewaschen und Niesen in die Ellenbeuge sind als Infektionsschutz essentiell", fasst Thalhammer kurz zusammen, was Arbeitskollegen vor demselben Schicksal bewahrt. Wenn es also in der Nase kitzelt und so schnell kein Taschentuch zur Hand ist, lohnt es sich in die Ellenbeuge zu niesen. Das ist mittlerweile nicht nur ein hygienisches Muss, sondern auch eine Benimmregel. Landen die Sekrete nämlich in der Hand, dann ist man die Erkältungsviren beim nächsten Händeschütteln über die Schmierinfektion wieder los. 

Der grippale Infekt stellt also unter Einhaltung dieser Maßnahmen keine wesentliche Gefährdung für Mitmenschen dar. Bei der echten Grippe ist das anders. Hier lohnt es sich auch zum eigenen Schutz daheim zu bleiben. Vermutlich tun das die meisten Betroffenen aber ohnehin, denn mit 39 Grad Fieber und einem plötzlich auftretenden schweren Krankheitsgefühl, ist kaum jemandem zum Arbeiten zumute. 

„Die spezifische Therapie bei Erkältungskrankheiten gibt es nicht", ergänzt Thalhammer abschließend und lässt nicht unerwähnt, dass der Einsatz fiebersenkender Medikamente eine Erkrankungsdauer eventuell noch verlängert. Ohne ärztliche Diagnose wird dieser unkomplizierte Infekt von den meisten Patienten selbst mit Hilfe symptomlindernder Medikamente bewältigt. (derStandard.at, 30.11.2011)