Veränderter Cartoon: Der Banker hat eine andere Nase gezeichnet bekommen, seine Manschettenknöpfe werden von Davidsternen geziert. Merkmale, die ihn als Juden dastehen lassen - und historische Assoziationen wecken.

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Quelle: Hangthebankers.com

Vorher (links), nachher (rechts).

Foto: screenshot, hangthebankers.com

Wien - Ein dicker Mann vor einem Berg Essen, hofiert von einem unterwürfigen Mann, gegenüber ein dünner Mann mit einem Knochen auf dem Teller. Diese Karikatur ist nicht neu, sie wird seit Jahren gerne für Kritik am bestehenden System verwendet: das hungernde Volk, die Banken, gefüttert von den Regierungen.

Nun findet sich die Karikatur auf der Facebook-Seite von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache. Allerdings mit kleinen, feinen Unterschieden. Der Banker hat eine andere Nase gezeichnet bekommen, seine Manschettenknöpfe werden von Davidsternen geziert. Merkmale, die ihn als Juden dastehen lassen - und historische Assoziationen wecken.

Ähnlich gezeichnet wurden Juden im Stürmer, der anti semitischen Nazi-Hetzschrift der 1930er- und 1940er-Jahre.

"Was soll der Unsinn?"

Strache will von so einer Ähnlichkeit freilich nichts wissen. "Auf dem Foto ist nachweislich kein Davidstern (siehe Knöpfe) und auch kein Anti-Semitismus-Zeichen! Sind meine Gegner wirklich schon so verhetzt? Was soll der Unsinn?", postete er unter das Foto, nachdem eine Reihe anderer Leute empört auf die Zeichnung reagiert hatten.

Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter sprangen FPÖ -Generalsekretär Harald Vilimsky und FPÖ-Abgeordneter Gerhard Deimek für ihren Chef daraufhin in die Bresche. Es werde wie immer die "bekannte Keule geschwungen". Dennoch postete Strache einige Stunden später die Zeichnung erneut - ohne die vorher genannten Veränderungen. "Manchmal verliert man völlig den Glauben an die Vernunft des politischen Mitbewerbers und mancher Journalisten", schrieb er darunter. Und weiter: "Wenn ich einen Cartoon verlinke, den ein anderer User gepostet hat, wird mir auf einmal Antisemitismus unterstellt. Das ist mehr als perfid." (nik, DER STANDARD, 20.8.2012)