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Der Ansatz der neuseeländischen Forscher brachte Anatolien als den wahrscheinlichen Ursprungsort der indogermanischen Sprachen hervor.

Foto: APA/EPA/RUNGROJ YONGRIT

Washington - Der Ursprung der deutschen Sprache könnte in Anatolien liegen. Genauso wie jener des Englischen, Spanischen, Griechischen oder Persischen. Beginnend vor 9500 Jahren soll sich die gemeinsame Ursprache, das Indogermanische, vom Gebiet der heutigen Türkei aus ausgebreitet haben, schreiben Forscher im Fachblatt "Science".

Der indoeuropäischen Sprachfamilie gehören die romanischen, slawischen, germanischen Sprachen genauso an wie Hindi oder ausgestorbene Sprachen wie Altgriechisch und Sanskrit. Bezühlich ihres gemeinsamen Ursprungs stehen zwei Hypothesen im Vordergrund: Der einen zufolge entwickelte sich die Grundsprache nördlich des Kaspischen Meeres in der russischen Steppe. Von dort aus hätte sie sich demnach mit der halbnomadischen Kurgankultur vor 5000 bis 6000 Jahren Richtung Europa und den Nahen Osten ausgebreitet.

Gemeinsamem Ursprung von Wörtern auf der Spur

Die Forscher um Remco Bouckaert von der University of Auckland (Neuseeland) fanden in ihrer neuen Studie jedoch eher Belege für die Anatolien-Hypothese. Sie besagt, dass sich die Sprachen vor 9500 bis 8000 Jahren zusammen mit der Landwirtschaft und einer bäuerlichen Lebensweise von Anatolien aus ausbreiteten. Die Forscher wendeten eine Systematik an, die in der Genetik genutzt wird, um die Verwandtschaftsverhältnisse bei Arten zu untersuchen, und von Gemeinsamkeiten und Unterschieden im Erbgut ausgeht, um etwa die Entwicklung einer Spezies zu verfolgen.

Landwirtschaft als ein Motor von Sprachentwicklung

Bouckaert und Kollegen betrachteten anstelle der Gene Wörter, die auf einen gemeinsamen Ursprung zurückgehen, aus 103 Sprachen. Das Wort "Mutter" ist etwa ein solches sogenanntes Kognat, das von "mooir" in Island bis "mava" in Indien auf einen gemeinsamen Stamm zurückgeht.

Die Wissenschafter verfolgten ausgehend von den heutigen Verbreitungsgebieten mithilfe eines statistischen Verfahrens die Entwicklung der Kognate. Ihr Ansatz brachte Anatolien als den wahrscheinlichen Ursprungsort der indogermanischen Sprachen hervor. Die Landwirtschaft habe laut den Wissenschaftern eine maßgebliche Rolle für die Entwicklung der globalen Sprachvielfalt gespielt. Sie sei aber nicht der einzige Motor der Sprachentwicklung gewesen. (dpa/pum, DER STANDARD, 24.8.2012)