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Rund 9000 Almen gibt es in Österreich; für einige wurden zu hohe Förderungen ausgezahlt.

Foto: Reuters/budholzer

Wien/Brüssel - Zu falschen Flächenberechnungen bei den Almen kam es in Österreich, kritisierte der EU-Rechnungshof in seinem letzten Bericht. "Überprüfungen ergaben, dass es zu Überschirmungen kam, erläutert der Österreich-Vertreter der Organisation, Harald Wögerbauer.

"Überschirmungen" - dies ist ein Ausdruck dafür, dass es auf Teilen der angegebenen Almflächen statt saftiger Wiesen Wald, Geröll oder Buschbewuchs gab, sodass gar keine Almwirtschaft möglich war. Weil die Bauern aber trotzdem Förderungen für die Bewirtschaftung dieser " benachteiligten Gebiete" erhielten und der EU-Rechnungshof die falsche Datenlage schon mehrfach kritisiert hatte, hat nun die EU-Kommission kurzerhand die Zahlungen gestoppt. Die Bergbauern erhalten derzeit keine Förderung, bei denen es noch keine "Vor-Ort-Kontrolle" durch die Agrarmarkt Austria (Ama) gegeben hat. Überhaupt kam die Sache dadurch ins Rollen, dass im Rahmen einer Digitalisierung landwirtschaftlicher Flächen auch Almen unter die Lupe genommen wurden.

Bei den Bergbauern, die in der Regel finanziell nicht auf Rosen gebettet sind, bedeutet dies eine ziemliche Härte. Rückzahlungen der Förderungen können sich auf bis zu 20.000 Euro pro Betrieb summieren, heißt es bei der Landwirtschaftskammer. In den Bundesländern, wo besonders viele Bauern betroffen sind - Tirol und Vorarlberg - wird von politischer Seite darüber nachgedacht, wie geholfen werden kann. Der zuständige Landesrat in Tirol, Anton Steixner (ÖVP), sagte der APA kürzlich, man wolle die betroffenen Landwirte bei der Zinsbelastung mit insgesamt bis zu 100.000 Euro helfen. In Tirol wurden rund hundert Abweichungen zwischen den angeführten Flächen und den tatsächlich bewirtschafteten Gebieten festgestellt. In Vorarlberg, wo es 250 Fälle gibt, wird ähnliches überlegt. Bundesweit werden laut Ama deshalb heuer 45 Mio. Euro nicht ausgezahlt.

Suche nach Schuldigen

Naturgemäß will an der Situation niemand schuld sein, schon gar nicht die Bauern, bei denen es zu einem Almenschwund kam. Unter der Hand heißt es, die Ama hätte sich früher damit beschäftigten sollen, auf Basis welcher Flächenberechnungen Förderanträge gestellt werden, auch wenn Vermessungen am Berg schwierig sind. Auch die Landwirtschaftskammern werden von empörten Bauern als Schuldige genannt. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, 16.11.2012)