Von vorne betrachtet ähnelt das Nexus 4 stark seinem Vorgänger, dem von Samsung produzierten Galaxy Nexus. Allerdings gibt es die dezente Kurve im Display nicht mehr, statt dessen ist der Rand links und rechts leicht abgerundet.

Foto: Andreas Proschofsky / derStandard.at

Ganz anders sieht allerdings die Rückseite aus, einerseits weil hier nun Glas als Material eingesetzt wird, andererseits aber auch durch den Glitzereffekt, der allerdings nur bei richtigem Betrachtungswinkel und im direkten Licht zu erkennen ist.

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Das Nexus 4 von der Seite, oben die Lautstärkeregler, etwas weiter unten (nur bei genauer Betrachtung zu erkennen) der MicroSIM-Slot.

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Auch aus der Nähe betrachtet gibt es am Bildschirm des Nexus 4 wirklich nichts auszusetzen.

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Die Kamera des Nexus 4 kann zwar keine Smartphone-Wunder vollbringen, gerade im Vergleich zum Galaxy Nexus zeigt sich aber ein signifikanter Qualitätsgewinn. (Bild verkleinert, für das unkomprimiertes Original bitte diesem Link folgen)

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 Dies gilt gerade für Aufnahmen bei schwierigen Lichtverhältnissen. (Bild verkleinert, für das unkomprimiertes Original bitte diesem Link folgen)

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Eine HDR-Aufnahme bei bereits recht flach stehender Sonne. (Bild verkleinert, für das unkomprimiertes Original bitte diesem Link folgen)

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Eine mit dem Nexus 4 aufgenommene "Photo Sphere": Um sie "Street View"-artig zu erforschen sei auf Google+ verwiesen, wo solche Aufnahmen korrekt angezeigt werden.

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Aus solchen Photo-Sphere-Aufnahmen lassen sich auch nette "Tiny World"_Bilder erstellen.

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Das Nexus 4 wird mit Android 4.2 ausgeliefert, also mit der zweiten Ausgabe von "Jelly Bean".

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Seit kurzem gibt es auch bereits ein Update auf Android 4.2.1, mit dem in der People-App wieder der Monat Dezember verfügbar ist.

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Der Default-Home-Screen von Android 4.2 auf dem Nexus 4.

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Durch den etwas breiteren Bildschirm im Vergleich zum Galaxy Nexus gibt es im App Launcher fünf statt der gewohnten vier Spalten.

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In Benchmarks zeigt das Nexus 4 sehr unterschiedliche Ergebnisse (für die Ursachen: siehe nebenstehenden Text).

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Trotzdem reicht es bei manchen Benchmarks - wie bei Antutu - für eine absolute Toplatzierung, viel wichtiger aber: Im Alltag ist die Performance des Nexus 4 durchgängig beeindruckend.

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Sowohl über WLAN als auch per Mobilfunknetz liefert das Nexus 4 ein deutlich höheren Datendurchsatz als sein Vorgänger, das Galaxy Nexus.

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Die Build-Informationen des Nexus 4: Auch das von "3" zur Verfügung gestellte Gerät bekommt die Updates direkt von Google.

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Der "Battery Test" des GLBenchmark probiert aus wie lange der Akku bei Volllast und maximaler Bildschirmhelligkeit hält.

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Über die Jahre hinweg betrieb Google seine Nexus-Serie als eine Art fortgeschrittenes Hobby - wenn auch mit Symbolcharakter. Ernsthafte Ambitionen auf den Massenmarkt meldete man eigentlich nie an, Nexus-Smartphones waren primär dazu gedacht, neue Möglichkeiten von Android vorzuzeigen, und so auch ein klein wenig die Richtung für Dritthersteller vorzugeben. Wirkliche "Verkaufsschlager" waren dementsprechend weder das Nexus One, das Nexus S oder das Vorjahresmodell Galaxy Nexus. Zuspruch fanden diese Modelle vor allem beim technisch besonders versierten Teil der NutzerInnen, die gleichermaßen nach einem möglichst offenen, aber auch zeitnah aktualisierten Gerät suchten - wie es eigentlich nur Google selbst anbieten kann.

Zuwachs

Doch dann kam vor einigen Monaten das Nexus-7-Tablet, das sich in Folge als echter Kassenschlager erweisen sollte. Mit diesem gar neuen Wind im Rücken folgten vor wenigen Wochen mit Nexus 4 und Nexus 10 zwei weitere Einträge in Googles Device-Linie, die mit derselben Strategie den Erfolg suchen. Eine Kombination aus Top-Hardwareausstattung und günstigen Preisen soll die KonsumentInnen für Googles Smartphones und Tablets begeistern.

Frühe Probleme

Doch schnell zeigte sich, dass Google nicht sonderlich gut auf das mittlerweile nachhaltig gestiegene Interesse an der Nexus-Reihe vorbereitet war. Das Nexus 4 war in wenigen Minuten ausverkauft - und dies obwohl der Eigenverkauf (der noch dazu von für Google reichlich peinlichen Server-Problemen gekennzeichnet war) im Play Store ohnehin nur auf wenige ausgewählte Länder beschränkt war. Österreich gehört bis heute nicht zu dieser erlauchten Runde, also bleibt nur die Hoffnung auf den Hardwarehersteller LG. Nun soll das Warten aber bald ein Ende haben: Kommende Woche soll der Verkauf des Nexus 4 in Österreich starten, versichert der Mobilfunker "3" gegenüber dem WebStandard, der das Gerät (neben dem freien Verkauf) fürs Erste exklusiv anbieten wird. Und so hat es Googles neues Top-Smartphone schlussendlich dann doch noch in die Hallen des WebStandards geschafft, wo es in den letzten Tagen einer ausführlichen Betrachtung unterzogen wurde.

Erste Eindrücke

Die Verpackung geöffnet, darf man sich schon mal fragen: Ist das wirklich ein Nexus 4 oder hat sich hier wer einen Spaß erlaubt und ein Galaxy Nexus in die Box gepackt? Von vorne betrachtet, offenbart sich nämlich eine geradezu frappante Ähnlichkeit. Die selben Kurvenradien, eine durchgehend schwarz gehaltene Front ganz ohne irgendwelche Knöpfe, die Abmessungen sind ebenfalls beinahe identisch. Google hat hier also offenbar eine eigene Design-Sprache gefunden, die man konsequent fortsetzen will, und für das Nexus 4 lediglich verfeinert hat.

Angepasst

Zu den diesbezüglichen Anpassungen gehört, dass die leichte Kurve, wie sie Nexus S und Galaxy Nexus gleichermaßen verwendet haben, verschwunden ist. Diese war nicht zuletzt dazu gedacht um die Form beim Telefonieren besser an das Gesicht anzupassen. Die Realität sei allerdings, dass solche Smartphones heutzutage längst nicht mehr primär zum Telefonieren eingesetzt werden, argumentiert Google nun. Also konzentriert man sich für das Nexus 4 lieber auf andere Anwendungsszenarien: Der Rand links und rechts ist leicht abgerundet, um das "Swipen" am Touchscreen möglichst angenehm zu gestalten, zweifelsfrei ein gut mitgedachtes Detail.

Glas + Glas

Ganz anders die Rückseite, hier könnte der Unterschied kaum größer sein: Wo beim Galaxy Nexus noch eine Plastikabdeckung zum Einsatz kam, setzt das Nexus 4 nun durchgehend auf Glas. Eine Wahl, die wie gewohnt die Community spaltet, während die einen Plastik prinzipiell als "billig" brandmarken, warnen die anderen davor, dass Glas nun mal eine gewisse Neigung zum Brechen hat. Dessen ist sich natürlich auch Google bewusst, und setzt für Vorder- als auch Rückseite ein gehärtetes "Gorilla Glass 2" ein. All zu großer Illusionen sollte man sich allerdings trotz aller mit dieser Marke einhergehenden Versprechungen nicht hingeben: Natürlich bricht auch so ein "Gorilla Glass" schnell mal, wenn das Smartphone mit einem harten Objekt (meist: Boden) Kontakt aufnimmt.

Effektvoll

In Produktfotos des Nexus 4 unübersehbar: Unter der Glasplatte auf der Rückseite befindet sich ein reflektierendes, pixeliertes Muster. Ob das gefällt, ist sicher Geschmackssache, zumindest dem Wiedererkennungswert ist es aber fraglos zuträglich. Zudem muss betont werden, dass dieser Effekt bei weitem nicht so extrem ist, wie es auf Fotos den Anschein macht, bei normalem Licht erscheint die Rückseite meist durchgängig schwarz, erst wenn man es direkt in eine Lichtquelle hält sieht man den "Kristalleffekt".

Nexus, Nexus, Nexus

Ansonsten gibt es auch auf der Rückseite nur wenig zu sehen, am Auffälligsten ist sicherlich das große Nexus-Logo, Google zieht nun also die Smartphone-Tablet/Marke dem eigenen Firmennamen vor, der bisher auf solchen Geräten prangte. LG darf auch noch ein - etwas kleineres - Logo unterbringen, und dann gibt es natürlich noch Kamera und Blitzlicht. Leichte Sorgen bereitet, dass die Kamera keine eigene Abdeckung hat, sondern direkt unter der großen Glasplatte liegt. Bricht diese oder bekommt Kratzer könnte dies also potentiell die Fotoqualität in Mitleidenschaft ziehen.

Rahmen

Jenseits eines schmalen Metallrahmens ist die Seite des Nexus 4 vornehmlich aus Kunststoff gehalten. In Kombination mit einer leichten Abschrägung zur Rückseite hin, soll dies dafür sorgen, dass das Smartphone trotz der Glas-Oberfläche gut und sicher in der Hand liegt - was es auch tut. Der Kunststoffrand ragt zudem rückseitig ganz minimal über die Glasoberfläche hinaus. Dies einerseits, um ein all zu leichtes Zerkratzen zu verhindern, vor allem aber um ein bisschen Luft für den Lautsprecher zu schaffen, der ebenfalls auf der Rückseite angebracht ist.

Zielsetzung <> Realität

Der solcherart geschaffene Abstand ist dabei allerdings so gering, dass beide Unterfangen nur bedingt gelingen: Das Zerkratzen wird sich spätestens beim ersten Salzkorn nicht ganz verhindern lassen, und die Lautstärke wird beim Aufliegen am Tisch signifikant reduziert. Dass Letzteres trotzdem kein großes Drama darstellt, liegt vor allem daran, dass der Lautsprecher des Nexus 4 sonst äußerst laut ist, beinahe schon an den "Ghetto-Blaster unter den Smartphones" - das Motorola Milestone - herankommt. Für Telefonkonferenzen empfiehlt sich trotzdem, darauf zu achten, dass das Nexus 4 nicht vollständig aufliegt.

Oberflächliches

Um die Äußerlichkeitenschau zu vervollständigen: Auf der linken und rechten Seite des Nexus 4 gibt es die gewohnten Knöpfe, also Ein/Aus und Lautstärke. Hier muss kritisch angemerkt werden, dass sich diese - gerade im Vergleich zur sonst recht hochwertigen Verarbeitung - relativ "billig" anfühlen. Die Kopfhörerbuchse ist nach oben gewandert, unten bleibt hingegen die gewohnten MicroUSB-Buchse. Und an der linken Seite ist dann noch ein MicroSIM-Slot angebracht - hier reduziert Google also die Größe der SIM-Karte ohne gleich den Schritt zur NanoSIM zu wagen.

Umfang

Die Abmessungen des Nexus 4 betragen 133,9 x 68,7 x 9,1 mm, womit es minimal breiter und dicker - dafür etwas "kürzer" als der direkte Vorgänger ist. Der subjektive Eindruck deckt sich mit diesen Fakten allerdings nicht zur Gänze. Das liegt daran, dass das Nexus 4 durchgehend gleich "dick" ist, während das Galaxy Nexus ein deutliches "Kinn" auf der Rückseite aufweist, aber natürlich an der dünnsten Stelle gemessen wurde. Das Gewicht des Nexus 4 liegt bei 139 Gramm und somit im Rahmen dessen was von einem Smartphone dieser Größe zu erwarten ist. In Summe lässt sich sagen: Die vielen kleinen Verbesserungen führen dazu, dass das Nexus 4 tatsächlich wesentlich besser in der Hand liegt als sein Vorgänger. Zudem spricht es nun auch jene an, denen frühere Nexus-Generationen zu "billig" anmuteten.

Innenleben

Kommen wir zu den "Innereien", und diese dürfen Android-KennerInnen durchaus bekannt vorkommen. Sind sie doch praktisch deckungsgleich mit dem ebenfalls von LG produzierten Optimus G. Wie schon bei früheren Nexus-Generationen nimmt Google hier also ein bestehendes Hardwaredesign, verfeinert dies und packt es in ein neues Gehäuse. Das ist in dem Fall auch wahrlich keine schlechte Entscheidung, wie sich in Folge zeigen wird.

Display

Kernstück ist ein 4,7-Zoll großer Bildschirm, der sich im wahrsten Sinne des Wortes sehen lassen kann. Mit einer Auflösung von 1280x768 Pixel kommt er auf eine Pixeldichte von 320 (PPI), liegt also jenseits jener Grenze wo üblicherweise Pixel noch einzeln wahrgenommen werden können. Das gilt zwar auch schon für das Galaxy Nexus, und doch gibt es einige zentrale Unterschiede: So kommt nun ein IPS-Display statt einem AMOLED zum Einsatz, was die Technologie-typischen Konsequenzen zur Folge hat: Grob gesagt ist die Farbdarstellung beim Nexus 4 wesentlich "echter", dafür bietet so ein IPS natürlich nicht annähernd einen solch perfekten Schwarzwert wie ein AMOLED. Dies zeigt sich etwa bei der "Nachtuhr", während hier beim Nexus 4 auch der schwarze Hintergrund deutlich Helligkeit abstrahlt, leuchtet beim Galaxy Nexus nur die Uhrzeit alleine.

Vergleiche

Für ein IPS ist der Schwarzwert des Nexus 4 allerdings wirklich hervorragend, auch sonst kann das Display durchwegs brillieren. Die maximale Helligkeit ist ausgezeichnet, das Schriftbild gestochen scharf, die von anderen Smartphones - vor allem dem Galaxy Nexus aber auch dem HTC One X - bekannten "Streifeneffekte" bei Farbverläufen zeigen sich hier nicht. Leute, die gerne mit der Lupe an Smartphone-Displays herangehen, dürfen sich darüber freuen, dass der Bildschirm des Nexus 4 keine "Pen Tile Matrix" wie beim Galaxy Nexus verwendet. Jeder Bildschirmpunkt hat hier also seine eigenen drei RGB-Subpixel.

Extra-Pixel

Noch eine kleine Anmerkung zur konkreten Auflösung: Im Vergleich zum Galaxy Nexus gibt es in der Breite exakt 48 Extra-Pixel, was vor allem zwei Konsequenzen hat: So sind beim App-Launcher des Nexus 4 fünf statt vier Einträge in einer Reihe zu finden, zudem erweist sich die zusätzliche Breite bei Texten als angenehmer Bonus. Allerdings fällt auch auf, dass einige (wenige) Apps nicht korrekt mit der konkreten Auflösung umgehen können, und nicht vollständig den Bildschirm ausfüllen.

Einfach: Spitze.

Alles in Allem wird befindet sich das Display des Nexus 4 an der Spitze aktueller Smartphone-Displays (wenn wir mal von den 1080p-Monstern absehen, die der WebStandard allerdings bislang noch nicht begutachten konnte, Anm.), hat sich dabei mit dem iPhone 5 oder dem HTC One X recht wenig zu schenken. Einziger Schwachpunkt: Die Farbechtheit könnte sicher noch ein Spur besser sein, wenn Google etwas mehr Wert auf die Kalibrierung der Displays legen würde. So "ausgewaschen" wie beim Nexus 7 präsentiert sich der Bildschirm des Nexus 4 zwar lange nicht, trotzdem wäre hier gerade bei niedrigen Helligkeitseinstellungen potentiell noch etwas mehr herauszuholen.

Power-Pack

Für die nötige Rechenpower sorgt im Nexus 4 ein Quad-Core Snapdragon S4 Pro (APQ8064) Prozessor, der mit maximal 1,5 GHz getaktet wird, und dem eine Adreno 320 Grafikeinheit (GPU) zur Seite gestellt ist. Ebenfalls entscheidend für die Performance: Mit 2 GByte ist das Nexus 4 in RAM-Fragen äußerst großzügig bestückt. Eine Kombination, die es wahrlich in sich hat: Gemeinsam mit dem unmodifizierten Android 4.2 ist das Nexus 4 ganz klar das schnellste Android-Smartphone, welches der Autor bisher in die Hände bekommen hat.

Flott, Flotter, Nexus 4

Swipe- und Scroll-Bewegungen gehen konsistent flott und flüssig vor sich, selbst bei aufwändigen Layouts oder Webseiten zeigen sich die Android-typischen, kurzen "Hänger" nur äußerst selten. Wer etwa den Chrome schon vom Galaxy Nexus her kennt, findet beim Nexus 4 praktisch einen vollständig verwandelten Browser vor: Der Tab-Wechsel geht umgehend vonstatten, das Zoomen und Scrollen ist selbst bei komplexen Seiten "butterweich". Bei Google Maps zeigt sich dieser Effekt ebenfalls sehr ähnlich. Die erwähnten Hänger gibt es eigentlich nur mehr, wenn eine App nicht mit dem Laden neuer Daten nachkommt - und selbst da sind sie meist nur zu bemerken, wenn man gezielt darauf achtet.

App-Start

Apps starten auf dem Nexus 4 noch mal spürbar flotter als beim Vorgänger, auch Services wie Google Now werden nun endlich wirklich umgehend dargestellt. Und die Sprachsuche liefert ebenfalls signifikant schneller Ergebnisse als beim Galaxy Nexus. Amüsanterweise ist die iOS-Version von Google Search im direkten Vergleich trotzdem noch mal einen (minimalen) Tick schneller.

Rahmen

Ganz allgemein sollte es allerdings Google etwas zu denken geben, dass es ein solches Hardware-Monster (1,5 GHz Quadcore-CPU mit 2GB RAM!) benötigt, um Android zu entsprechenden Höhenflügen zu bewegen. Etwas bedenklich stimmt zudem, dass die jeweils aktuellen Android-Versionen recht augenscheinlich primär auf die neueste Gerätegeneration optimiert werden. Ein Beispiel: Die recht nervige Verzögerung beim Drehen der Ansicht in der Kamera-App, wie sie beim Galaxy Nexus nach dem Update auf Android 4.2 zu bemerken ist, gibt es beim Nexus 4 nicht. Auch sonst zeigt sich so mancher von anderen Geräten berichtete Bug hier nicht.

Benchmark-Verwirrung

Nicht verschwiegen werden soll ein Performance-"Problem" des Nexus 4: In diversen Benchmarks liefert es zum Teil deutlich schlechtere Ergebnisse, als eigentlich zu erwarten wäre. Bei Anandtech ist man diesem Phänomen nachgegangen und zu dem Schluss gekommen, dass unter Dauerlast nach einer gewissen Zeit automatisch eine thermische Sperre einsetzt, die die maximale Taktfrequenz des Prozessors auf 1134 MHz reduziert. Dass das Optimus G hier trotz praktisch identischer Ausstattung zum Teil besser abschneidet, liegt übrigens nicht daran, dass das Problem bei diesem nicht auftreten würde. Viel mehr weisen die Treiber von LG beim Optimus G einige Bugs auf, die zu Abstürzen bei den Benchmarks führen. Also haben die TesterInnen die Benchmarks oft in Einzelschritten durchgeführt, was der CPU dann natürlich immer wieder etwas Zeit zur "Erholung" gegeben hat...

Spitzenwerte

Wie gesagt, zeigt sich dieser Effekt nur bei einzelnen Benchmarks. Beim Antutu-Benchmark räumt das Nexus 4 derzeit gemeinsam mit dem Optimus G die Top-Position ab. Beim GLBenchmark sind hingegen - bei einzelnen Tests - zum Teil tatsächlich signifikante Einbrüche zu beobachten. Was bleibt ist einmal mehr die Erkenntnis: Benchmarks sind Benchmarks - aber mehr auch schon nicht. In der realen Nutzung ist dem Tester ein solcher Performance-Einbruch im Testzeitraum jedenfalls nie begegnet. Einziger Unsicherheitsfaktor bleibt dabei natürlich, wie es künftig mit grafisch noch aufwändigeren Spielen als sie bisher für Android produziert werden, aussehen wird. So etwas lässt sich natürlich nur schwer prognostizieren.

Wärmeentwicklung

Und um das auch noch klar zu stellen, weil die thermische Regulierung das nahelegen würde: Das Nexus 4 wird zwar bei intensiver Nutzung durchaus leicht warm auf der Rückseite, dies hält sich allerdings im Rahmen dessen, was man von anderen Smartphones gewohnt ist. Wirklich "heiß" ist es im Test selbst nach mehreren Stunden mit dem GLBenchmark nicht geworden.

Details

Sieht man sich die Ergebnisse von Antutu im Detail an, fallen diverse Bereiche auf, bei denen das Nexus 4 besonders große Sprünge zum Vorgänger gemacht hat: So sind etwa die Ergebnisse bei 2D/3D-Grafikoperationen rund drei mal schneller als beim Galaxy Nexus. Noch deutlicher der Fortschritt beim Zugriff auf den lokalen Speicher: Schreibvorgänge waren hier beim Nexus 4 im Testlauf mehr als Faktor 6 (!) schneller.

Speicherplatz

Hier scheint Google also bei der Qualität der MMC-Chips nicht gespart zu haben - bei deren Umfang hingegen leider schon. Das Nexus 4 gibt es in Varianten mit 8 und 16 GByte, ein SD-Karten-Slot ist wie von Google bereits gewohnt nicht vorhanden. Wer mehr Speicherplatz benötigt, hat insofern schlicht Pech gehabt. Während die Entscheidung, auf eine SD-Karten-Unterstützung zu verzichten, aus technischer Sicht noch nachvollziehbar sein mag, wäre dann im Gegenzug wenigstens mehr lokaler Speicher zu erwarten. Denn wie man es auch dreht und wendet: 8 GByte sind selbst bei einer (sehr) offensiven Nutzung von Cloud-Diensten reichlich wenig. Wenn man sich ein paar größere Spiele zulegt, oder Apps nutzt, die einen umfangreichen Cache benötigen, ist hier schnell einmal das Ende der Fahnenstange erreicht.

Bitte mehr

Insofern wäre an dieser Stelle eigentlich vom Kauf der 8-GByte-Variante abzuraten, in Österreich stellt sich diese Frage aber ohnehin nicht, da hier nur 16-GByte-Ausführung verfügbar ist. Trotzdem: Wenn man sich schon auf zwei Ausführungen konzentriert, wären 16/32 GByte passender gewesen - wie man es ja mittlerweile auch beim Nexus 7 praktiziert. Ein wirklich signifikanter Unterschied in den Herstellungskosten hätte hieraus wohl kaum resultiert, auch wenn das Nexus 4 von Google fraglos extrem knapp kalkuliert ist.

Kamera

Nicht unbedingt als Stärke der Nexus-Reihe waren bislang die verbauten Kameras bekannt, dies ändert sich mit dem Nexus 4 zumindest teilweise. Dessen Sensor liefert vor allem bei schwierigen Lichtverhältnissen erheblich bessere Bilder als es das Galaxy Nexus vermag. Auch ganz allgemein ist ein deutlich geringeres "Rauschen" auf den Bildern zu vernehmen, "Wunder" sollte man sich von so einer Smartphone-Kamera aber natürlich ohnehin nie erwarten. Subjektiv betrachtet liegen die erzielten Ergebnisse nur leicht unter jenen des iPhone 5, also weitgehend auf dem Niveau von aktuellen Top-Smartphones, wenn wir jetzt mal von den Profis in dieser Liga absehen - etwa den Spitzenmodellen von Nokia.

HDR

Ein nettes Extra ist ein HDR-Modus für die Kamera, auch wenn die damit erzielbaren Ergebnisse wiedermal in die Kategorie "Geschmackssache" fallen. Der eingebaute Flash ist äußerst hell, für manche Situationen - etwa Nahaufnahmen - teilweise sogar zu hell. Die mit Android 4.2 neuen, "Street View"-ähnlichen "Photo Spheres" gelingen mit dem Nexus 4 wenig überraschend ebenfalls besser - und zuverlässiger - als beim Galaxy Nexus. Vor allem für Videotelefonie ist eine zweite Kamera an der Vorderseite des Geräts angebracht, die mit 1,3 Megapixel aufwarten kann.

Netzwerk

Die wichtigsten Eckdaten in Sachen Mobilfunk: Beim Nexus 4 handelt es sich um ein Pentaband-Smartphone, es arbeitet also weltweit mit allen GSM/3G-Netzen zusammen. Die UMTS-Anbindung (HSPA+42) war in unseren Tests konsistent signifikant schneller als beim Galaxy Nexus - allerdings hängen solche Ergebnisse natürlich immer stark vom konkreten Aufenthaltsort und dem Provider ab. Trotzdem fällt auf, dass das Nexus 4 nicht nur bei der Endgeschwindigkeit deutlich flotter ist, sondern auch wesentlich schneller den maximalen Datendurchsatz erreicht - wovon vor allem kleinere Downloads profitieren.

WLAN

Dies gilt auch für WLAN-Verbindungen: Im Test war das Nexus 4 im gleichen Netzwerk zwei bis dreimal so schnell wie das Galaxy Nexus. Ebenfalls sehr flink ist der GPS-Lock, der im Freien immer innerhalb von weniger Sekunden erzielt war. All diese Faktoren tragen natürlich - neben CPU und Speicher - ebenfalls positiv zur Allgemeinperformance des Nexus 4 bei. Immerhin bringt es wenig, wenn etwa die Twitter-App umgehend angezeigt wird, es aber dann ewig dauert, bis die Timeline geladen ist.

Kein LTE

Was es hingegen nicht gibt ist LTE: Den UMTS/HSPA-Nachfolger unterstützt das Nexus 4 derzeit nicht. Zwar sind hier (aus Kostengründen, weil so die Hardwareanordnung näher zum LTE-fähigen Optimus G bleibt) sehr wohl LTE-fähige Komponenten verbaut, diese lassen sich sogar mit einem Trick nachträglich aktivieren, allerdings nur auf einem einzigen LTE-Band. Und genau dieses kommt in Österreich bislang bei keinem Provider zum Einsatz. Auf ein "magisches" Softwareupdate sollte man in dieser Hinsicht also besser nicht hoffen.

Bewusste Entscheidung

Google argumentiert mit prinzipiellen Überlegungen für den Verzicht auf LTE: Es sei derzeit de fakto unmöglich ein weltweites LTE-Smartphone ohne jegliche Provider-Interventionen bei der Softwareauslieferung anzubieten. Hier hat man sich beim Galaxy Nexus ganz ordentlich die Finger verbrannt, dessen LTE-Variante durch das Mitspracherecht von Verizon routinemäßig erst Wochen bis Monate später mit aktuellen Updates versorgt werden kann. Ob diese Entscheidung dauerhaft aufrecht bleibt, oder ob man doch nur den nötigen (öffentlichen) Druck auf die Provider erzeugen will, um eine Öffnung zu erzielen, sei dahingestellt. Derzeit ist das Ergebnis jedenfalls, dass das Nexus 4 kein LTE unterstützt.

Wahrnehmung

Ein Punkt, der vor allem in den USA viel Kritik ausgelöst hat, wo allerdings mit Verizon der größte Provider ganz massiv auf LTE setzt (und das 3G-Netz meist schlechter als in Europa ist). Ob das Fehlen von LTE in Österreich derzeit tatsächlich bereits ein Ausschlussgrund für den Kauf eines Smartphones ist, müssen potentielle KäuferInnen im Endeffekt aber ohnehin individuell entscheiden.

Laufzeit

Das Nexus 4 ist mit einem 2.100 mAh starken Akku ausgestattet, der im Test in etwa das liefert was man von diesem Wert in Kombination mit einem solch großen Bildschirm erwarten kann. Die Laufzeit ist zwar besser als beim Galaxy Nexus, wirkliche neue Welten tun sich in dieser Hinsicht aber nicht auf. Bei aktiver Nutzung hält beispielsweise ein iPhone 5 erheblich länger durch, was natürlich zum Teil (aber nicht nur) an dessen wesentlich kleinerem Bildschirm hängt.

Hardcore

Den absoluten Härtefall stellt der Battery Test / GLBenchmark 2.5 Egypt HD dar, der das Smartphone mit aufwändigen 3D-Animationen quasi unter dauerhafte Volllast stellt - dies noch dazu bei maximaler Bildschirmhelligkeit. Hier hält das Nexus 4 immerhin 3:16 Stunden durch, bevor der Akku leer ist. Bei "normaler" Smartphone-Nutzung ist hier typischerweise ein Vielfaches an aktiver Nutzungszeit zu erwarten.

Realitäten

Der Tester ist jedenfalls locker (bei relativ intensiver Nutzung und mit diversen Services, die regelmäßig im Hintergrund Daten synchronisieren) durch den Tag gekommen, was schlussendlich das ausschlaggebende Kriterium ist. Immerhin kommt man eigentlich bei kaum einem aktuellen Gerät um die nächtliche Neuaufladung herum. Wer hingegen durchgehend - sagen wir mal - Ingress spielt und durch die Stadt läuft, wird dies - ohne zusätzliche Hilfsmaßnahmen - sicher nicht einen ganze Tag ununterbrochen machen können.  Allgemein sei einmal mehr betont, dass die Akku-Laufzeit von einer Fülle von Faktoren abhängt, insofern nur schwer verallgemeinert werden kann. Neben den installierten Apps gehört dazu vor allem die Qualität der örtlichen Netzabdeckung. Schlechte Netzverbindungen führen gemeinhin zu einer deutlich reduzierten Akku-Laufzeit.

Fix verbaut

Weniger erfreulich ist hingegen ein anderer Umstand, der dazu geneigt ist, so manche potentielle KundInnen von einem Kauf abzuhalten: Beim Nexus 4 ist der Akku fix verbaut, ähnlich wie es gerne mal bei Apple kritisiert wird. Wer also bisher immer zur Sicherheit Zweit-Akkus herumträgt, sollte sich besser auf die Suche nach alternativen Lösungen machen. Vielen mag dies egal sein, wer sein Smartphone allerdings besonders intensiv nutzt, setzt hier einen dickes Minus für das Nexus 4 auf die eigene Pro/Kontra-Liste.

Wireless Charging

Kein wirklicher Ersatz für solche Defizite aber immerhin ein nettes Extra: Das Nexus 4 kann jetzt drahtlos aufgeladen werden. Die zugehörige, offizielle Ladestation ist allerdings weder im Lieferumfang enthalten, noch momentan überhaupt erhältlich. Bis es soweit ist, kann allerdings passende Hardware anderer Hersteller verwendet werden, die ebenfalls dem Qi-Standard folgen. Dessen Unterstützung ist wiederum einigermaßen überraschend, hat sich doch Google erst vor wenigen Wochen der konkurrierenden "Power Matters Alliance" angeschlossen.

Ausblick

Derzeit ist drahtloses Laden jedenfalls noch nicht sehr viel mehr als ein nettes Gimmick. Wirklich spannend wird dies wohl erst, wenn die aktuell im Hintergrund geschmiedeten Partnerschaften schlagend werden. Dann soll es nämlich möglich sein, das Smartphone auf Flughäfen oder im Kaffeehaus einfach nebenbei zu laden.

Telefon?

Was schon mal an so einem modernen Smartphone übersehen wird: Es ist auch ein Telefon! Besondere Auffälligkeiten können wir in dieser Hinsicht allerdings nicht vermelden. An der Sprachqualität gab es wenig zu meckern, auch Empfangsprobleme sind im Test nicht aufgetreten. Dass die externe Tonausgabe sehr laut ist, wurde ohnehin schon erwähnt. Über Kopfhörer war die Qualität der Musikwiedergabe gut aber jetzt auch nicht unbedingt umwerfend.

Vermischtes

Der Vollständigkeit halber noch einige vermischte Eckdaten: Das Nexus 4 unterstützt Bluetooth 4.0 und SlimPort (statt des bei vielen anderen Geräten genutzten MHL), um Bilder per Adapter an ein HDMI-fähiges Gerät auszugeben. Es gibt die übliche Sensoren-Phalanx - von GPS bis Gyroskop - NFC und eine Benachrichtigungs-LED sind natürlich ebenfalls wieder mit dabei.

Android 4.2

Kommen wir zur Softwareausstattung: Das Nexus 4 wird mit dem aktuellen Android 4.2 ausgeliefert, und zwar in jener Version wie sie von Google ersonnen wurde - also ganz ohne herstellerspezifische Anpassungen. Das wiederum ist ein entscheidender Vorteil, wie bestehende Nexus-NutzerInnen bezeugen können: Ein Nexus bekommt Updates auf neue Android-Versionen typischerweise Monate bevor die Dritthersteller nachziehen. Vor kurzem wurde denn auch schon das erste Bugfix-Update in Form von Android 4.2.1 für das Nexus 4 ausgeliefert.

Spezialitäten

Android 4.2 wurde bereits an anderer Stelle ausführlich besprochen, insofern in Folge nur ein paar Nexus-4-Spezifika. Wie bereits kurz erwähnt, ersetzt der Chrome den alteingesessenen "Android Browser" - und schlägt sich dabei prächtig. Hier kommen vor allem die 2 GByte RAM voll zum Tragen, braucht doch Chrome mit seinem (schnelleren und sicheren) Multi-Prozess-Modell deutlich mehr Speicher als der alte Android-Browser, um sich voll entfalten zu können. Keine Hänger beim Tab-Wechsel oder längere Wartezeiten beim Starten der App, wie man es beim Galaxy Nexus schon mal beobachten kann.

Miracast

Das Nexus 4 ist zudem derzeit das einzige Gerät, das den mit Android 4.2 eingeführten Miracast-Support unterstützt. Dabei handelt es sich um eine Art standardisierte Alternative zu Apples Airplay, es können also Inhalte drahtlos auf entsprechend ausgestattete, externe Displays gestreamt werden. Mangels passender Hardware konnten wir diese Funktion leider nicht testen, für die Zukunft birgt sie aber fraglos einiges Potential.

Alles Google

Aus gegebenem Anlass ein paar Extra-Worte zur Update-Auslieferung: Hatte sich beim Galaxy Nexus doch erst mit der Zeit herausgestellt, dass es neben den offiziellen Google-Geräten auch welche gab, die mit einer (minimal) angepassten Software von Samsung ausgestattet waren. Dieser Unterschied war vor dem Kauf nicht zu erkennen, führte aber dazu, dass die Updates von Samsung kamen - und damit mit mehrwöchiger Verspätung, was einen entscheidenden Anteil des Anreizes der Nexus-Reihe zunichte machte.

Build-Fragen

Angesichts dieses Hintergrunds ist eine gewisse Vorsicht in Hinblick auf das Nexus 4 wohl nur all zu verständlich. Und hier folgt nun die gute Nachricht: Das Testgerät, das wir vom Mobilfunker "3" erhalten haben, ist tatsächlich mit einem offiziellen Google-Build ausgestattet. Natürlich gilt es noch abzuwarten, ob dies bei im Handel erhältlichen Geräten auch so sein wird, bislang deuten aber alle Anzeichen in die Richtung, dass Google von früheren Fehlern gelernt hat. Ist "occam" doch bislang der weltweit einzige bekannte "Build" für das Nexus 4. Das beinhaltet neben den im Play Store verkauften Geräten erfreulicherweise auch jene, die bei diversen Mobilfunkern in Großbritannien und den USA erworben wurden. Ebenfalls positiv: Das Testgerät war mit keinem SIM-Lock versehen, es ließen sich also problemlos SIM-Karten anderer Anbieter nutzen.

Preisfrage

Kommen wir zu einem an sich sehr positivem, im Detail aber etwas komplizierten Thema: Dem Preis. Im deutschen Play Store von Google wird das Nexus 4 um 299 Euro (8 GByte) bzw. 349 Euro (16 GByte) gelistet. Das ist ein geradezu fantastischer Preis für ein Gerät mit diesen Leistungsmerkmalen, und liegt deutlich unter dem, was andere Hersteller für entsprechende Smartphones verlangen. Wie es zu diesem Preis kommt, darf dem Feld der Spekulation überlassen werden, ein entscheidender Faktor ist aber sicher, dass Google hier äußerst knapp kalkuliert, wenn überhaupt nur eine geringe Gewinnmarge einfährt. Dies kann sich das Unternehmen leisten, weil die Zielsetzung eine genuin andere ist als bei den restlichen Herstellern. Über einen niedrigen Preis werden neue Smartphone-NutzerInnen gewonnen, die mobile Internet-Nutzung steigt, wovon wiederum indirekt Google mit seinen Services und der zugehörigen Werbung profitiert. Der direkte Gewinn über den Hardwareverkauf gerät in diesem Modell zur Nebensache.

Saftiger Aufschlag

In Österreich sieht dies allerdings alles etwas anders aus. Hier gibt es bislang noch keinen Verkauf über den Play Store, also übernimmt LG den Vertrieb. Und da kalkuliert man dann schon ganz anders: 550 Euro lautet der hiesige Listenpreis, der nicht ganz zufälligerweise mit jenem des Optimus G übereinstimmt. Realistisch wird dieser Preis zwar nicht zu halten sein - so lässt sich das Nexus 4 / 16 GByte derzeit schon um 399 Euro vorbestellen - trotzdem darf sich der Hersteller nicht über die zahlreichen erbosten Kommentare in diversen Foren wundern. Ein Unterschied von satten 200 Euro beim Listenpreis - das ist wohl nur wenigen begreiflich zu machen.

Verkaufsstart

Freilich bleibt das alles schnöde Theorie, wenn das Nexus 4 - wie eingehend erwähnt - ohnehin nicht lieferbar ist. Hier zeichnet sich aber zumindest Besserung ab: Wie einleitend erwähnt, soll es bereits ab kommender Woche bei "3" erhältlich sein. Dies "kostenlos" in Kombination mit einem Tarif der monatlich mit 30 Euro zu Buche schlägt, und eine Laufzeit von mindestens zwei Jahren aufweist. Abzuwarten gilt dabei natürlich, wie viele Geräte dann tatsächlich verfügbar sein werden. Zudem ist noch unklar, ob parallel dazu der "freie" Verkauf des Nexus 4 in Österreich beginnt. Von LG nennt man derzeit nur vage den "Dezember" als Launch-Termin.

Fazit

Ist das Nexus 4 das "perfekte Smartphone"? Nein - natürlich nicht. Der Akku könnte besser sein, LTE-Unterstützung wäre nett gewesen, die Speicheroptionen sind etwas gar schlank ausgefallen. Und trotzdem hätte es zumindest theoretisch die Chance Googles erster (eigener) Smartphone-Verkaufsschlager zu werden. Ein großartiger Bildschirm, die wohl beste Performance aller derzeit verfügbarer Android-Smartphones, eine gute Kamera und das Versprechen topaktueller Softwareausstattung - all das zu einem Preis, der zum Teil nicht mal bei der Hälfte von dem liegt, was andere Hersteller bei der Produkteinführung ihrer Geräte verlangen.

Das "Aber..."

Die Voraussetzung wären also gegeben, das Problem liegt nur im Konjunktiv, der sich in diesen Satz eingeschlichen hat. Die aktuelle Verfügbarkeit ist - mit Verlaub - ein "schlechter Witz". Selbst in den vom Google Play Store abgedeckten Ländern ist das Gerät im Moment kaum oder nur mit wochenlangen Verzögerungen zu haben. Da hat Google wohl die im letzten Jahr nicht zuletzt dank des Nexus 7 rasant gestiegene Popularität der Marke "Nexus" schwer unterschätzt - und versagt sich so selbst die Perspektive, das Nexus 4 zu einem Verkaufsschlager im umsatzträchtigen Weihnachtsgeschäft avancieren zu lassen.

Wunschdenken

Bleibt zu hoffen, dass Google und LG so schnell wie möglich die Produktion massiv hochfahren, damit es künftig ohne Online-Bestellungen mit Glücksspielcharakter und endlosen Wartezeiten möglich ist, an das Nexus 4 zu kommen. Falls sich bei LG jemand fragt, ob sich das Nexus 4 angesichts des konkurrierenden Optimus G und der geringen Gewinnmarge überhaupt rentiert, sei auf ASUS verwiesen: Der taiwanesische Hersteller verdient als Produzent des Nexus 7 prächtig, wie sich aus den letzten Quartalszahlen des Unternehmens ablesen lässt. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 02.12.12)

tl;dr: Mit dem Nexus 4 setzt Google trotz kleinerer Defizite einmal mehr Maßstäbe für die Android-Welt, dies nicht nur - aber auch - dank des niedrigen Preises. Größtes Problem bleibt aktuell die eingeschränkte Verfügbarkeit.