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Damit es nicht zur Bestrafung für egoistisches Verhalten kommt, teilen Schimpansen lieber - und verhalten sich damit wie Menschen.

Foto: APA/EPA/ED OUDENAARDEN

Atlanta/Wien - Das sogenannte "Ultimatum Spiel" ist so etwas wie der Goldstandard zur Messung des Gerechtigkeitsempfindens. Das sagt Darby Proctor, US-amerikanische Verhaltensforscherin, die eine Variante dieses Spiels, das auch bei wirtschaftspsychologischen Untersuchungen Verwendung findet, mit insgesamt sechs Schimpansen und 20 Menschenkindern erprobte.

Bei der modifizierten Versuchsanordnung bildeten je zwei Menschenaffen ein Team. Einer der Schimpansen konnte zwischen zwei Spielsteinen wählen, den der zweite Schimpanse dann im Anschluss bei einem menschlichen Betreuer gegen eine Futterbelohnung eintauschen konnte. Ein Spielstein stand für eine gerechte Futterverteilung: Beide Schimpansen bekamen dabei die Hälfte des Futters.

Wählte der erste Menschenaffe hingegen den anderen Spielstein, ging der Großteil des Futters an ihn selbst. Allerdings besaß der zweite Schimpanse die Möglichkeit, den entgegengereichten Spielstein abzulehnen. In dem Fall gingen beide Affen leer aus.

Wie die Forscher im Fachblatt "PNAS" berichten, verhielten sich die Schimpansen in diesem Spiel ziemlich fair. Sie entschieden sich häufiger für den Spielstein, der eine gerechte Verteilung des Futters garantierte. In Experimenten, in denen der zweite Schimpanse keine Möglichkeit der Zurückweisung hatte, agierten die Tiere jedoch in der Regel deutlich egoistischer - und ziemlich genau so wie Kinder und Erwachsene von Homo sapiens: Sie entschieden sich für den Spielstein, der ihnen den Großteil des Futters sicherte.

Die Schlussfolgerung der Forscher rund um Koautor Frans de Waal: Nicht nur Menschen, auch Schimpansen haben einen Sinn für Fairness. (tasch, dpa, DER STANDARD, 15.1.2013)