Die neue Maja ist sichtlich schlanker. Das eigene Spiegelbild scheint sie zu verzücken.

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Die "alte" Maja - wie sie leibte und lebte.

 

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Gut genährt und gut drauf? Diese Zeiten sind vorbei.

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Serienheldin zu sein ist kein Honiglecken. Zumindest nicht in der real existierenden Trimm-dich-Gesellschaft, wo das Fitsein als ideal und der Müßiggang als infernal gilt. Der allzeit bereite Leistungsträger mit optimalen Blutfettwerten und ausgeglichener Work-Life-Balance will freilich auch den Nachwuchs körperpolitisch korrekt bespaßt wissen. So macht der Schlankheitskult eben auch vor Kinderserien nicht Halt.

Sorgte hierzulande 2006 der über Nacht erschlankte Verkehrs-Haudegen Helmi für Irritationen in der Neigungsgruppe Nostalgie, kommt jetzt mit der guten alten Biene Maja eine ehemalige Vorzeigefigur vollschlanker Körperformen in abgespeckter Version auf den Schirm.

Diese Biene, die ich meine

Der öffentlich-rechtliche Kinderkanal KIKA bringt die Neuauflage der Serie ab 1. April 2013 ins Fernsehen. Produziert wird vom flämischen Studio100 Animation. Geplant sind 78 neue Folgen, die auch der ORF ins Kinderprogramm übernehmen will. Nicht nur die animierte 3D-Optik der Serie sticht ins Auge: Majas Leibesfülle wurde für die Neuauflage im Vergleich zum Original quasi halbiert, was ihr ein gänzlich neues, etwas irritierendes Aussehen verleiht.

"An Sehgewohnheiten angepasst"

Das ZDF, das die Serie in Auftrag gegeben hat, vermeldet, dass man der Biene Maja "einen frischen Anstrich" verpasst und die Serie der "geänderten Dynamik heutiger Sehgewohnheiten angepasst" habe.

Wer nun hofft, dass zumindest der faule Willi, stets angelegt als phlegmatisch-gefräßiges und ängstlich-vermeidendes Pendant zu Maja, dass wenigstens dieses Testimonial des leistungsfernen Hedonismus also seine Leibesfülle behalten durfte - Fehlanzeige. Auch der notorische Müßiggänger erscheint in der neuen Serie rundumerneuert und sichtlich erschlankt.

Nazi-Verdacht

Erst im Vorjahr feierte die Biene Maja als eine der erfolgreichsten Kinderserien aller Zeiten ihr 100-Jahres-Jubiläum. Der Erfinder von Majas Geschichte, Waldemar Bonsels, zählte in den 1920er Jahren zu den meistgelesenen deutschen Autoren. In den letzten Jahren mehrten sich Stimmen, die einen kritischeren Umgang mit Bonsels Erbe einmahnten: Nährten neuere Forschungsergebnisse doch den seit Jahrzehnten schwelenden Verdacht, dass Bonsels der nationalsozialistischen Ideologie näher gestanden hat als er das nach Kriegsende zugeben wollte. (Lisa Mayr, derStandard.at, 18.2.2013)