Der Stern heizt die Atmosphäre von WASP-12b auf über 2.000 Grad Kelvin auf und zieht sie schließlich von dem Gasriesen ab. In etwa 10 Millionen Jahren soll alles vorbei sein, glauben die Wissenschafter.

Illustration: NASA, ESA, l. Calçada

WASP-12b ist ein Exoplanet, dessen Zentralgestirn hinsichtlich Masse und Radius unserer Sonne sehr ähnlich ist - damit allerdings enden die Gemeinsamkeiten dieses Systems mit unserem Sonnensystem auch schon wieder. WASP-12b ist fast eineinhalb so massereich und fast doppelt so groß wie unser größter Planet, der Jupiter. Während Letzterer in einem Abstand von rund 5 Astronomischen Einheiten (1 AE entspricht etwa 150 Millionen Kilometern oder dem Abstand zwischen Erde und Sonne) die Sonne umkreist, befindet sich der "heiße Jupiter" WASP-12b so nahe an seinem Stern, dass er nur etwas mehr als einen Tag braucht, um ihn zu umrunden - und diese Nähe hat ihren Preis: Der Gasriese wird von dem Stern langsam "aufgefressen". Deutsche Astronomen haben nun neue Details zu diesem kosmischen Drama präsentiert.

"Das gesamte System befindet sich in einer Entfernung von 1.400 Lichtjahren von unserer Sonne", berichtet Luca Fossati vom Argelander-Institut für Astronomie der Universität Bonn. Dass WASP-12b allmählich verschlungen wird, war schon im Mai 2010 mit dem Hubble-Weltraumteleskop beobachtet worden. Fossati und sein Team hatten zudem bereits vor drei Jahren eine ungewöhnliche Gaskonzentration in der Nähe des Sterns entdeckt, deren Ursprung aber unbekannt war. Neue Beobachtungen an verschiedenen Großteleskopen sowie eine detaillierte Analyse haben jetzt gezeigt, dass es sich um eine Gaswolke handelt, die den Planeten umgibt.

Planet beginnt zu kochen

Der extrem geringe Abstand von 4,5 Millionen Kilometern zu dem Stern hat auf WASP-12b dramatische Auswirkungen: "Er wird stark aufgeheizt, und sein Gas beginnt zu kochen", erklärt Fossati. Aus diesem Grunde bildet sich eine Gashülle, die etwa dreimal so groß ist wie der Planet selbst und die von dem Stern nach und nach aufgesogen wird. Astronomen schätzen, dass der Gasriese in etwa zehn Millionen Jahren vollständig verschwunden sein wird.

Aus der Analyse haben die Wissenschaftler außerdem geschlossen, dass solche Planetendramen offenbar nicht selten sind. "Es kommt durchaus häufiger vor, dass sich ein Mutterstern seine eigenen Planeten einverleibt", meint Fossati. Theoretische Überlegungen der Astronomen deuten daraufhin, dass es im Weltall noch etliche solcher Systeme geben muss, deren Entdeckung aber nur mit wesentlich leistungsfähigeren Teleskopen möglich wird. Zu diesem Thema warten daher noch spannende Aufgaben für das neue James-Webb-Weltraumteleskop der Amerikaner und das europäische Riesentelekop E-ELT. (red, derStandard.at, 28.3.2013)