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1999 mit dem Physiknobelpreis ausgezeichnet, macht sich Gerardus 't Hooft heute für die Idee stark, Menschen zum Mars zu schicken - ohne Rückfahrkarte.

Foto: Reuters

Das Wettrennen zum Mond stand seinerzeit unter dem Eindruck des Kalten Krieges zwischen den USA und der Sowjetunion. Das Wettrennen zum Mars hingegen wird möglicherweise unter kommerziellem statt politischem Vorzeichen stattfinden. Zumindest wenn es nach den Betreibern der beiden Projekte "Mars One" und "Inspiration Mars" geht.

"Inspiration Mars" ist das Kind des ehemaligen Weltraumtouristen Dennis Tito und versucht aus privaten Mitteln bis 2019 einen bemannten Vorbeiflug am Mars zu organsieren (wir berichteten). Die Stiftung "Mars One" unter der Leitung des niederländischen Unternehmers Bas Lansdorp hat noch ehrgeizigere (und noch sehr viel kommerziellere) Pläne: Bis 2023 sollen Menschen auf die Marsoberfläche gebracht werden ... und dann dauerhaft dort bleiben. Zwecks Finanzierung soll das Ganze  in ein Reality-TV-Showkonzept eingebettet werden, von der Auswahl der Kandidaten bis zum Kolonieleben auf dem Mars. Die Organisatoren sprechen süffig vom "größten Medienereignis der Weltgeschichte".

Großer Kommerz vs. Appell an den Pioniergeist

Klingt nicht übermäßig seriös, als Botschafter konnte "Mars One" aber immerhin Physiknobelpreisträger Gerardus 't Hooft gewinnen; der Niederländer war 1999 für seine Forschungen zur Quantenfeldtheorie ausgezeichnet worden. Im Interview mit dem "New Scientist" berichtet 't Hooft, wie er sich für das Projekt gewinnen ließ. Er selbst möchte in einer solchen TV-Show zwar nicht mitwirken, hat aber keine Bedenken dagegen, ein Projekt auf diese Weise zu finanzieren: "Das ist eben die Welt, in der wir heute leben."

Von Titos "Inspiration Mars" hält er wenig. Nach ein paar Vorbeiflügen am Mars würde das Interesse der Öffentlichkeit ähnlich erlahmen wie einst am "Apollo"-Programmm, glaubt t'Hooft. "Mars One" hingegen würde den Entdecker- und Pioniergeist ansprechen, der in uns allen steckt. Nicht nur dass das Projekt trotz aller Kommerzialität zahlreiche Anstöße zu weiteren Forschungen liefern würde. Vor allem würde es um die eine große Frage gehen: Nämlich die, ob Menschen dauerhaft in einer vollkommen anderen Umgebung leben können.

Selbst würde t'Hooft auch gerne den Mars besuchen - aber nicht unter den Bedingungen des Projekts, sprich: ohne Rückfahrkarte. Trotzdem sollen sich bereits an die 40.000 Menschen für ein One-Way-Ticket zum Mars beworben haben, berichtet t'Hooft. Das vollständige Interview finden Sie im Magazin "Slate", wo Sie es ohne Anmeldepflicht lesen können:

--> Slate: "The First Martians"

(red, derStandard.at, 19. 4. 2013)