Frühe Ackerbaukulturen am Fluss Konjan Cham, Iran.

Foto: Uni Tübingen

Washington - Die Anfänge der Landwirtschaft liegen im sogenannten Fruchtbaren Halbmond. Dort, zwischen der Küste Israels und dem Iran, begannen Jäger und Sammler zum Ende der letzten Eiszeit vor etwa 12.000 Jahren, Ackerbau zu betreiben. Die Rekonstruktion dieser bedeutenden Phase des Übergangs ist allerdings schwierig. Die Menschen haben damals ihre Siedlungen regelmäßig aufgegeben und sind weitergezogen. Dadurch konnte die Entwicklung des Ackerbaus bisher noch nie an einem Ort über längere Zeit verfolgt werden. Eine außergewöhnliche Ausnahme bilden die Siedlungen der frühen Ackerbaukulturen am Fluss Konjan Cham. Das Gebiet konnte nun erstmals von Archäologen systematisch untersucht werden. Politischer Druck verhinderte bisher zumeist Grabungen in der Gegend, die heute im Iran liegt.

Simone Riehl von der Universität Tübingen und Kollegen berichten in "Science" von Überresten aus einer 2200 Jahre langen Siedlungsgeschichte, die sie am Zagros-Berg im Iran gefunden haben. Sie zeigen, dass die Anfänge des Ackerbaus nicht auf eine kleine Region innerhalb des Fruchtbaren Halbmonds begrenzt waren, sondern sich an mehreren Orten parallel entwickelt haben.

Von den ersten Ernten bis zur sicheren Nahrungsquelle

Werkzeuge für den Ackerbau aus Knochen und Stein und verkohlte Pflanzenüberreste zeigen, wie die Menschen vor gut 11.700 Jahren mit einer rudimentären Landwirtschaft begonnen haben und über Jahrhunderte hinweg bessere Pflanzen züchteten und professionellere Methoden entwickelten. Als Erstes pflanzten die Jungsteinzeit-Menschen wilde Getreidesorten an, etwa Wildgerste. Später kamen neue Sorten wie Weizen dazu. Auch die zunehmenden Probleme mit Unkraut lassen sich aus den Funden ablesen.

Gut 2.000 Jahre nach den ersten Anbauversuchen konnten die Menschen mit dem Anbau von Gerste, Weizen und Linsen genügend Nahrung für größer werdende Siedlungen gewinnen. Die Bemühungen der frühen Ackerbauern hätten Auswirkungen bis heute, erklärt Riehl: "Viele der Pflanzen, die im Fruchtbaren Halbmond domestiziert wurden, stellen die ökonomische Basis und Nahrungsgrundlage der heutigen Weltbevölkerung dar." (dpa, pum, DER STANDARD, 5.7.2013)