Monster gegen Robotor (oder Kaiju gegen Jaeger), vor allem überlebensgroß: Der Mexikaner Guillermo del Toro wartet im Sci-Fi-Blockbuster "Pacific Rim" mit ganzen Schlachtenserien auf - es gilt wieder einmal, das Ende der Welt abzuwehren.

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Monsterfan mit Liebe zum Detail: Guillermo del Toro.

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Das Ergebnis zeigt, dass auch ein bildmächtiger Filmemacher im Blockbuster-Fach mit Kompromissen leben muss.

Wien - Den einen Godzilla spuckt der Vulkan aus. Ein anderer tritt diesem überraschend in einer Ölraffinerie entgegen, in der die Tanklager bereits in die Luft gegangen sind. Das Monster-Doppel - oder Kaiju-Doppel, wie es im Japanischen heißt - hat einen sinistren Hintergrund. "Spacemen" haben einen Godzilla aus Titan konstruiert, den Mecha-Godzilla, mit dessen Hilfe sie sich die Welt aneignen möchten. Die echte Riesenechse kämpft nun heldenhaft auf der Seite der Menschen.

Der herzig-trashige Monsterfilm "Godzilla Against Mecha-Godzilla" (1974, auf Deutsch wurde daraus "King Kong gegen Godzilla") stammt aus der Fertigung der japanischen Toho-Studios, die von den 1950er-Jahren an Monstersalven auf Kinos abfeuerten.

Ein Fan dieser Billigproduktionen ist auch der mexikanische Regisseur Guillermo del Toro (sein Favorit ist "War of the Gargantuas"), der mit "Pacific Rim" nun einen Sommerblockbuster vorlegt, der sich ein klein wenig wie der große Bruder des erwähnten Films ausmacht - mit dem wesentlichen Unterschied, dass dieses rund 180 Millionen Dollar schwere Ungetüm mit den neuesten Mitteln der Überwältigung auf uns zurollt, samt Imax und 3-D.

Del Toro gilt jedoch als Qualitätsgarant für fantastisches Kino. Mit seinen beiden "Hellboy"-Filmen und mehr noch mit den in Spanien realisierten Arbeiten "Pan's Labyrinth" und "The Devil's Backbone", die surreale Innenwelten mit viel Liebe zum plastischen Detail ausmalten, hat er sich bei Publikum und Kritik als einer der originellsten Regisseure auf diesem Gebiet durchgesetzt. Die Frage war nun, ob er einer Hollywood-Großproduktion der Marke "too big to fail" eine persönliche Note zu verpassen vermag.

Hektische Titanen

Das Ergebnis: ziemlich zwiespältig. Das Bestreben von "Pacific Rim", mit der technoid-vulgären Bildsprache von Michael Bays "Transformers"-Filme zu brechen, ist unverkennbar da, die Qualitäten del Toros zeigen sich aber nur auf Nebenschauplätzen. Statt Bravourstücken von Hochglanz-Robotern dominieren hektisch geschnittene Kämpfe von Titanen, die monumentaler denn je entworfen sind. Gerade diese einfältige, antagonistische Grundkonstellation - Riesenroboter gegen Riesenmonster - hätte jedoch durchaus mehr Abwechslung vertragen.

Die Einführung erledigt der Film in gerade mal 90 Sekunden (die Vorgeschichte lässt sich in einer Graphic Novel ausführlicher nachlesen) - als wollte er uns gleich zum Kern heranführen: Die Menschheit wurde von Monstern (Kaijus) aus der Tiefe der Erde angegriffen; diese konterte mit dem Bau von gigantischen Robotern, Jaeger genannt, in deren Inneren zwei Piloten wie am Crosstrainer werken, mit zusammengeschalteten Gehirnen (wie schon bei "Avatar" ein Bild für die Immersion, die auch mit der Einbindung des Zuschauers via 3-D verfolgt wird).

Zum eigentlichen Beginn des Films ist dieses Militärprogramm der Jaeger schon überholt. Del Toro und sein Drehbuchautor Travis Beacham bevorzugen die Dramatik einer Endzeitsituation, anstelle von nationalem Pathos werden Resistance-Parolen heraufbeschworen. Die Interieurs sind postfuturistisch verschlissen, und die zackigen Parolen des Befehlshabers (Idris Elba) klingen ein wenig so, als wollte sich dieser selbst Mut einflößen.

Unterentwickelt erscheinen dafür die Dynamiken im Team selbst. "Sons Of Anarchy"-Star Charlie Hunnam spielt den angeschlagenen Piloten Raleigh, der aus dem Vorruhestand zurückbeordert wird und in der Japanerin Mako (Rinko Kikuchi) eine traumatisierte, aber reaktionsschnelle Gefährtin bekommt. Das Gerangel zwischen den Mitbewerbern - die Jaeger wirken so besetzt, als würden damit die jeweiligen Zielmärkte des Films berücksichtigt - bleibt sehr schablonenhaft. Das sind die beiden Wissenschafter-Nerds (Charlie Day und Burn Gorman), die Kaijus analysieren, zwar auch, aber sie verbreiten in ihrer comichaften Überzeichnung immerhin gute Laune.

Spleenige Außenseiter

Del Toro hat den spleenigen Außenseitern offensichtlich mehr Liebe als den uniformen Piloten entgegengebracht. Auch bei den in Formaldehyd eingelegten Monster-Überresten, die ein Schwarzmarkthändler (Ron Perlman) vertreibt, ist er mit seiner Freude an schleimig-amorphen Innereien ganz bei sich - die Jaeger bleiben dagegen seelenlose Blechdeppen.

Woran es insgesamt mangelt, ist ein stärkerer emotionaler Nachhall, das geschmeidige Zusammenwirken visueller und erzählerischer Mittel: Das gelingt nur einmal richtig gut, in einer Erinnerung, in der Mako als kleines Mädchen von einem Kaiju gejagt wird. Nicht Gefühle, die rein physische Wucht soll in "Pacific Rim" mitreißen, und davon gibt es fast schon zu viel - meist zu Wasser, einmal besonders effektvoll auch in der Stadt. Doch selbst für einen Unterhaltungsfilm, dem es um die pure Lust an der Überwältigung geht, bleibt dies zu monoton: Die Apokalypse ist abgesagt, die Rettung des Blockbusters verschoben. (Dominik Kamalzadeh, DER STANDARD, 17.7.2013)