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Durch die Schmerzen beim Gehen bleiben Menschen, die an peripherer arterieller Verschlusskrankheit leiden, nicht selten scheinbar interessiert vor Schaufenstern stehen.

Foto: ap/Christof Stache

Edinburgh - Der britische Epidemiologe Gerry Fowkes von Universität Edinburgh hat berechnet, dass weltweit bereits 202 Millionen Menschen an der sogenannten "Schaufenster-Krankheit" leiden. 

Die umgangssprachliche Bezeichnung stammt daher, dass Patienten mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit nicht selten scheinbar interessiert vor Schaufenstern stehen bleiben, um so die Schmerzen, die sich beim Gehen einstellen, vor ihrer Umgebung zu verbergen.

"Die Zahl der Menschen mit peripherer Arterienerkrankung (PAD) hat sich in zehn Jahren um knapp 24 Prozent erhöht. Von 164 Millionen Betroffenen im Jahr 2000 auf 202 Millionen Personen im Jahr 2010", heißt es in einem Fachbeitrag im britischen Medizin-Journal "The Lancet". 

Dreifach höheres Herz-Kreislauf-Risiko

Die Mehrheit der Erkrankten - 70 Prozent oder 140,8 Millionen Personen - lebe in den Ländern mit niedrigem oder mittlerem Bruttonationalprodukt. Auch das spricht für eine immer größere Verbreitung von "Zivilisationskrankheiten" in den ärmeren Weltregionen, so der Studienautor. In Europa waren im Jahr 2010 rund 40,5 Millionen Personen betroffen, was ein Anstieg um etwa 13 Prozent im Vergleich zum Jahr 2000 bedeutet.

Die periphere arterielle Verschlusskrankheit äußert sich vor allem in Gefäßverengungen in den Beinen. Die Betroffenen können nur schlecht gehen und sind in ihrer Mobilität wegen der auftretenden Schmerzen stark eingeschränkt. Wie bei allen Atherosklerose-Schäden sind Rauchen, Diabetes, Bluthochdruck und hohes Cholesterin die größten Risikofaktoren. Neben der Gefahr der Amputation von Gliedmaßen steigt für die Betroffenen das Herz-Kreislauf-Risiko (Infarkt, Schlaganfall) auf das Dreifache.

Früherkennung noch kaum angewandt

"Die höhere Lebenserwartung ist gemeinsam mit dem sich ändernden Lebensstil der treibende Faktor für die Häufigkeit der Erkrankung. In der Gruppe der mehr als 80-Jährigen hat sich die Zahl der Patienten um 35 Prozent erhöht, derzeit ist bereits einer von zehn über 70-Jährigen und einer von sechs der über 80-Jährigen betroffen", schreibt Fowkes im Fachmagazin "The Lancet".

Neben der Prävention wäre auch die Früherkennung wichtig. Das könnte relativ einfach durch die Berechnung eines Index aus der Blutdruckdifferenz zwischen Knöchel und Oberarm erfolgen. Doch das wird noch offenbar noch viel zu selten durchgeführt. Es sei Zeit zum Handeln, betont der Epidemiologe. (APA/red, derStandard.at, 1.8.2013)