Bild nicht mehr verfügbar.

Die Haut verliert im Alter an Elastizität. Hormone sollen den Prozess verlangsamen.

Bochum/Berlin - Die menschliche Haut ist eine schützende Hülle, Wächter des Immunsystems, Temperaturregulator, Kommunikationsmittel und Vitamin-D-Lieferant zugleich. Beeinflusst wird sie auch durch Hormone. Diese bescheren unter anderem Faltenbildung, Akne und Hirsutismus, also die androgenabhängige Behaarung bei Frauen.

Das größte und schwerste Sinnesorgan des Menschen kann aber noch mehr: Es stellt auch Hormone her. Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) und die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) weisen anlässlich einer aktuellen Publikation zur Dermato-Endokrinologie auf die Komplexität der Hormonvorgänge in der Haut hin und sprechen sich für eine interdisziplinäre Forschung und Behandlung aus.

Therapeutische Bedeutung

Seit einigen Jahren interessieren sich Dermatologen zunehmend mehr für die Haut als ein Organ mit komplexen endokrinen Eigenschaften. Ob Akne, Hautalterung oder Hirsutismus – die Fächer Dermatologie und Endokrinologie treffen hier aufeinander. "Am Beispiel der Akne lässt sich die Wechselwirkung von Haut und Hormonen gut veranschaulichen," sagt Christos C. Zouboulis, Leiter der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Immunologisches Zentrum am Städtischen Klinikum in Dessau. Während früher Bakterien und Ernährung als Ursachen in den Blick genommen wurden, ist heute bekannt, dass Androgene und Stresshormone die Entstehung der Akne beeinflussen. "Mitesser, die Zunahme des Talgdrüsenvolumens und die Talgproduktion werden durch das männliche Sexualhormon aber auch durch Gehirnhormone stimuliert", so Zouboulis.

Für die Behandlung haben diese Erkenntnisse eine große Bedeutung. "Die gemäßigte Akne und der Hirsutismus lassen sich häufig gut mit Antiandrogenen behandeln. Und Östrogene wirken positiv auf die Struktur und Funktionen der Haut vor allem bei Frauen in den Wechseljahren", sagt Stefan Bornstein, Leiter der Medizinischen Klinik und Poliklinik III am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus in Dresden. Um die Haut dicker, elastischer und feuchter zu machen, wird das Östrogen lokal auf der Haut angewendet.

Die Wirkung von Hormonen auf Haut und Haare sind schon länger bekannt. "Hormone werden in besonderen Hautzellen aktiviert oder inaktiviert. Sie binden sich an Rezeptoren in der Haut oder interagieren mit ihnen. In der Haut gibt es Rezeptoren für Peptid- und Neurohormone, Steroid- und Schilddrüsenhormone," sagt Roland Kaufmann, Leiter der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie am Universitätsklinikum Frankfurt/Main und Präsident der DDG.

Geringe Mengen

Neu ist die Erkenntnis, dass Hormone auch in der Haut produziert werden. "Verglichen mit den eigentlichen endokrinen Drüsen wie Schilddrüse oder Nebenniere handelt es sich allerdings um geringe Mengen", sagt Helmut Schatz, Mediensprecher der DGE. Nach dem Erlöschen der Eierstockfunktion stellt die Produktion der weiblichen Hormone, der Östrogene, im Unterhautfettgewebe allerdings einen relevanten Anteil dar, wenn auch die Östrogenspiegel nach dem Wechsel insgesamt sehr niedrig sind. Dreißig verschiedene Hormone und Hormongruppen sind in den Zellen der Haut und des Unterhautfettgewebes aktiv, weiß Zouboulis. Darunter sind auch schmerzlindernde Beta-Endorphine oder ein Hormon, das die Hautpigmentierung fördert.

Die Haut ist eine Hormondrüse, da sind sich die Experten einig. "Wie sich Haut und Hormone wechselseitig beeinflussen und welchen Anteil die "Eigenproduktion" am gesamten System hat, muss jedoch noch weiter erforscht werden", bilanziert Schatz. Hautärzte und Hormonexperten werden also in der neuen Disziplin der Dermato-Endokrinologie gemeinsam forschen. (red, derStandard.at, 5.9.2013)