Bild nicht mehr verfügbar.

"Voyager ist kühn in Regionen vorgestoßen, die keine Sonde zuvor erreicht hat."

Foto: AP

Dies ist ein Geschenk einer kleinen, weit entfernten Welt, eine Probe unserer Klänge, unserer Wissenschaft, unserer Bilder, unserer Musik, unserer Gedanken und unserer Gefühle. Wir versuchen, unser Zeitalter zu überleben, um so bis in eure Zeit hinein leben zu dürfen." Die Zeilen, die der damalige US-Präsident Jimmy Carter den Raumsonden Voyager 1 und 2 bei ihrem Start am 5. September 1977 mitgegeben hat, klingen pathetisch wie in der TV-Serie Star Trek. Außerirdische, die auf eine der Sonden treffen, können sich neben Carters Nachricht Bilder mit mathematischen und physikalischen Beschreibungen ihrer Herkunft ansehen, Töne von Walen, Johann Sebastian Bach und Chuck Berry anhören und schematische Abbilder nackter Menschen betrachten, die sich auf analogen, vergoldeten Datenplatten an Bord der Raumfahrzeuge befinden.

"Voyager ist kühn in Regionen vorgestoßen, die keine Sonde zuvor erreicht hat." Auch was John Grunsfeld, Chef des Nasa-Wissenschaftsdirektorats, dieser Tage sagt, klingt nach einem Zitat aus Star Trek. Anlässlich der neuen Datenlage, wonach Voyager 1 bereits vor einem Jahr unser Sonnensystem verlassen hat und als erstes von Menschen hergestelltes Objekt interstellaren Raum erreicht hat, kann die stets um Finanzierungen ringende Nasa kaum auf werbewirksames Pathos verzichten. Also markiert Voyagers Grenzüberschreitung auch "eine der bedeutendsten technologischen Errungenschaften in der Geschichte der Wissenschaft" und "öffnet ein neues Kapitel wissenschaftlicher Träume und Unterfangen des Menschen."

Es dauerte ein ganzes Jahr, um diese Errungenschaft aus den ungewöhnlichen Daten, die Voyager 1 aus 18 Milliarden Kilometern Entfernung gesendet hatte, abzuleiten. Nach 36 Jahren im All hat die Sonde Untersuchungen von Planeten und Monden, von Atmosphären und magnetischen Feldstrukturen hinter sich. Jetzt sendet sie erstmals Messdaten von der Welt außerhalb unseres Sonnensystems. Und das noch bis 2025, dann wird ihr voraussichtlich die Energie ausgehen.

Voyager 1 wird jedoch weiter durchs All gleiten und in knapp 40.000 Jahren den nächsten Stern, eine schwach leuchtende Sonne im Sternbild Kleiner Bär passieren. Leben dort Außerirdische, können sie sich auch die Grußworte des früheren UN-Generalsekretärs Kurt Waldheim anhören, der "greetings on behalf of the people of our planet" sendet. (Alois Pumhösel, DER STANDARD, 13.9.2013)