Neos-Gründer Matthias Strolz bringt Pink ins Parlament.

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Fünf Tage und vier Nächte verbrachte er vor zwei Jahren alleine im Wienerwald, fastend, sinnierend. Nach diesem indianischen Übergangsritual "Vision Quest" wusste Matthias Strolz: "Sei aufmerksam, sei wachsam. Entscheide." Das war die Botschaft dieser Selbsterfahrungsaktion, nachzulesen in seinem mit Kollegin Barbara Guwak verfassten Buch "Die vierte Kränkung: Wie wir uns in einer chaotischen Welt zurechtfinden".

Der 40-Jährige traf die Entscheidung, aus seiner geordneten Welt mit eigener, höchst erfolgreicher Unternehmensberatungsfirma Promitto hinauszugehen und in die Politik einzusteigen. Im Oktober 2012 gründete er "Neos – Das Neue Österreich", und seither war der hochtourige Dynamiker, der Bikram Yoga, die heiße Schwitzvariante, praktiziert, dem vier bis sechs Stunden Schlaf reichen und der Ungeduld als seine schlechteste, Großzügigkeit dafür aber als seine beste Eigenschaft nennt, quasi rund um die Uhr im Einsatz, um das Parlament mit seiner Pink Party "zu pinkifizieren".

Zehn Jahre lang ÖVP-Wähler

Politisches Bewusstsein hat der gebürtige Vorarlberger, der mit seiner Frau und den drei Töchtern (3, 5 und 7) in Wien lebt, schon in der Familie mitgekriegt. Sein Ururgroßvater Franz Michael Felder kämpfte von Schoppernau aus als politisch aktiver Bergbauer, Sozialreformer und Schriftsteller gegen die damaligen Verhältnisse und gründete 1866 die "Vorarlbergische Partei der Gleichberechtigung" – der sozialen Klassen.

Strolz selbst, der in Dublin, Innsbruck und Klagenfurt Wirtschaftswissenschaften und Politik studierte, hat nicht nur eine einjährige Zeit als Mitarbeiter im ÖVP-Parlamentsklub (2000 bis 2001) und ein Traineeprogramm in der Industriellenvereinigung in seiner Biografie stehen, im STANDARD-2+1-Sommergespräch gestand er freimütig, neben Kreuzerln bei Grünen und Liberalen zuletzt zehn Jahre ÖVP gewählt zu haben. Deren "Stillstand" in verkrusteter Koexistenz mit der SPÖ will er mit Neos, die "die idealen Mediatoren für die zwei" wären, aufbrechen.

Dazu holten die Pinken, "eine Neuinterpretation der Liberalen", das Liberale Forum an Bord in eine Wahlplattform. Das LiF brachte mit dem Bauindustriellen Hans Peter Haselsteiner nicht nur einen finanziell potenten Gönner, sondern auch einen potenziellen Ministerkandidaten für das Wirtschaftsressort. Strolzs Wunschkoalition wäre Schwarz-Grün-Pink mit ihm als Bildungsminister gewesen. Sein Motto lautet übrigens: "Alles wird gut." (Lisa Nimmervoll, DER STANDARD, 30.9.2013)