"Zahlen musste ich alles selbst. Aber das war egal, es ging mir um die Freude am Skisport."

Foto: Privat

...und bei einer sommerlichen Trainingseinheit.

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Standard: Ihren dritten Erfolg in der Hahnenkamm-Abfahrt feierten Sie 1954 mit fünf Sekunden Vorsprung. Verraten Sie sechzig Jahre später Ihr Erfolgsgeheimnis?

Mahringer: Auf das Wachs kam es an. Da konnte man die Zeit holen. Und ich sage Ihnen, meine Ski waren immer sehr gut gewachst. Das hat mein lieber Mann gemacht.

Standard: Ihre Laufzeit lag über drei Minuten. War neben Wachs auch Schmalz erforderlich?

Mahringer: Die Kondition war sehr wichtig, die hat mir nie gefehlt. Im Winter wurde viel auf Schnee trainiert, im Sommer waren wir auf Wasserski unterwegs. Wir haben jede Minute Freizeit genutzt.

Standard: War der Rennsport also gar nicht Hauptbeschäftigung?

Mahringer: Ich war Turnlehrerin und nahm mir für die Rennen frei. Zum Glück ließ mich meine liebe Direktorin immer fahren. Zahlen musste ich alles selbst. Aber das war mir egal, es ging um die Freude am Skisport. Ehrensache, dass wir bis Ende April Rennen gefahren sind. Riesentorlauf im Frühling auf der Marmolata in den Dolomiten, das war was.

Standard: War der Hahnenkamm auch für die Damen von besonderer Bedeutung?

Mahringer: Wir sind sehr gerne auf der Streif gefahren. Nur fand das Rennen nach jenem der Herren statt. Da war die Piste schon mitgenommen. Das war nicht so fein.

Standard: Wie sah denn der Streckenverlauf in Kitzbühel aus?

Mahringer: Der Start befand sich unterhalb der Mausefalle. Das Ziel war dort, wo es auch heute ist. Allerdings sind wir über den Hinterganslern und nicht über den Hausberg gefahren. Wie in diesem Jahr die Herren. Später fand unser Rennen auf der Fleckalm statt.

Standard: Galten diese Rennen als besonders gefährlich?

Mahringer: Es war nicht so schlimm. Wir fuhren ohne Helm, manche mit Stirnband. Dafür gab es recht wenige Verletzungen.

Standard: Warum wurde das Rennen 1961 gestrichen?

Mahringer: Der Skiclub Kitzbühel hatte durch die beiden Rennen doppelte Arbeit bei der Pistenpräparierung. Um die Veranstalter zu entlasten, habe ich ein Rennen in Bad Gastein vorgeschlagen. Man war mir deshalb nicht böse.

Standard: Wie muss man sich die Präparierung damals vorstellen?

Mahringer: Die Pisten wurden mit Füßen und Skiern getreten. Man hat das Beste gegeben, um einen fairen Wettbewerb zu garantieren.

Standard: Hat das geklappt?

Mahringer: Es konnte schon eine Wurzel auftauchen. Bei den österreichischen Meisterschaften 1951 war es im Slalom so. Ich blieb an einem Bäumchen hängen.

Standard: Sie haben trotzdem gewonnen. Wie das?

Mahringer: Ein Kampfrichter hatte den Vorfall gesehen. Ich durfte einen Wiederholungslauf fahren. Das war mir so eine Freude.

Standard: Sie fuhren damals in sämtlichen Disziplinen überlegene Siege ein. Hat Ihnen in Österreich die Konkurrenz gefehlt?

Mahringer: Nein, Trude Klecker war ja meine größte Rivalin. Und die wurde drei Jahre später Slalom-Weltmeisterin.

Standard: 1951 waren Sie neben dem Fußballer Ernst Ocwirk auch Österreichs Sportlerin des Jahres.

Mahringer: Das hat mich geehrt. Es gab keine Gala, aber ein schönes Diplom. Das hängt noch bei uns.

Standard: Warum haben Sie in Bestform als 29-Jährige aufgehört?

Mahringer: Mein Mann und ich haben geheiratet, dann kam unser Sohn Uli zur Welt. Da muss eine Mama nicht mehr Rennen fahren.

Standard: Blicken Sie manchmal nostalgisch zurück?

Mahringer: Mit den Kindern sehe ich ab und zu alte Fotos an. Olympia 1948 in St. Moritz oder die WM 1950 in Aspen. Die Medaillen waren schön, aber das Wertvollste war das Reisen. Frankreich, Italien, USA - wir haben alles erlebt.

Standard: Verfolgen Sie den Weltcup heute noch?

Mahringer: Natürlich. Und wie gerne. Die Daumen halte ich manchmal - so sehr, dass sie mir wehtun.

Standard: Kann man noch Vergleiche mit Ihrer aktiven Zeit ziehen?

Mahringer: Auf der Piste zählt der Sport. Am Start ist es noch immer dasselbe Gefühl. Man muss wie damals das Beste herausholen.

Standard: Und wer wird am Samstag der Beste in der Abfahrt sein?

Mahringer: Ich vergönne es jedem, der auf dem Podest steht. Sie sollen ihre große Freude damit haben. Kitzbühel bedeutet den Herren doch so viel. (Philip Bauer, DER STANDARD, 25.1.2014)