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Vier Flügel und ein langer Schwanz: Changyuraptor hatte das Zeug zu einem guten Gleiter.

Illu.: REUTERS/S. Abramowicz/Dinosaur Institute/NHM

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Das in der Liaoning-Provinz im Nordosten Chinas entdeckte Fossil lässt die langen Federn insbesondere am Schwanz deutlich erkennen (rechts).

Foto: REUTERS/L. Chiappe/Dinosaur Institute/NHM

Jinzhou/Wien - Microraptor dürfte zu seiner Zeit eine beeindruckende Erscheinung abgegeben haben: Der kleine Raubsaurier trug an seinen vier Gliedmaßen lange Federn, was ihn möglicherweise zu einer Art Doppeldecker-Gleitflug befähigte - doch die Vermutung ist umstritten. Nun hat ein internationales Forscherteam, angeführt von Gang Han von der Bohai-Universität in Jinzhou, ein Fossil freigelegt, das den Disput um die Flugfähigkeiten dieser Raubsauriergruppe weiter anheizt.

Die im Nordosten Chinas entdeckte Spezies Changyuraptor yangi lebte vor rund 125 Millionen Jahren und war mit 1,32 Metern mindestens dreimal so lang wie das größte bekannte Microraptor-Exemplar - und damit mit Abstand der größte vierflügelige Dinosaurier. Auffällig an Changyuraptor ist aber noch eine weitere Besonderheit: Seine bis zu neun Schwanzfedern erreichten eine Länge von 30 Zentimetern. "Diese erstaunlichen Schwanzfedern sind die längsten Federn, die wir bei gefiederten Dinosauriern überhaupt kennen", meint Luis Chiappe vom Naturhistorischen Museum in Los Angeles.

Gleitflug mit "Federhosen"

Über welche fliegerischen Fähigkeiten diese Kreatur mit ihren "Federhosen" tatsächlich verfügte, lässt sich nur spekulieren. Der lange Federschwanz deutet zumindest darauf hin, dass Changyuraptor ein guter Gleiter war, wie die Forscher in Nature Communications schreiben. "Ein solches Gefieder würde besonders bei dem schwereren Microraptor-Verwandten einen wesentlichen Nutzen bringen", vermutet Michael Habib von der University of Southern California. Es würde dabei helfen, die Geschwindigkeit im Sinkflug zu verringern, was zu einer sicheren Landung beiträgt.

Ob Changyuraptor und seine kleineren Verwandten tatsächlich Gleiter waren, bleibt aber weiter strittig. "Zweifellos werden wir noch viele Beweise brauchen, um die Feinheiten des Dinosaurierflugs zu verstehen", sagt Chiappe. "Doch Changyuraptor stellt einen entscheidenden Schritt in die richtige Richtung dar." (tberg, DER STANDARD, 17.7.2014)