Die Bühnen- und ORF-Legende Chris Lohner wohnt in einem sanierten Haus an einem Bacherl am Stadtrand Wiens. Warum sie sich keinen Rasenmäher, dafür aber eine Scheibtruhe leisten konnte, erfuhr Wojciech Czaja.

"Das Haus war ein Wahnsinn. Loch im Dach, komplett feuchte Wände, innen alles modrig, alles schiach, alles noch eingerichtet wie von der Urgroßoma. Aber irgendwas hat mich an diesem Holzriegelknusperhäuschen aus den 30er-Jahren fasziniert. Der Baumeister konnte es nicht fassen, dass ich drauf reingefallen bin. Auch meine Freunde haben gefragt, ob ich nicht a bissl deppert bin, mir so eine Bruchbude zuzulegen. Aber die Chris war nicht deppert, sondern hat sich hingesetzt und begonnen, die Pläne zu zeichnen, denn das kann sie. Vor Ewigkeiten hab ich mal kurz Architektur an der Angewandten studiert, ein bissl was ist hängengeblieben.

Fernsehlegende Chris Lohner mit Terrier-Lady Shirley Lohner in ihrer Scheibtruhe. Für den Hund fräst sie im Winter bei Bedarf schon mal eine "Pipiroad" in den Schnee. (Foto: Lisi Specht; Bildansicht durch Klick vergrößern)

Die Baustelle war, na ja, sagma mal intensiv. Ich habe das Dach neu decken lassen, neue Wasser- und neue Elektroleitungen legen lassen. Der Gasanschluss war ein Opus magnum, das sich über Wochen gezogen hat. Innen neue Böden, neue Wände, neue Fenster, Eingangstür verlegt, Terrassentür durchgebrochen und so weiter. Außen ist das Haus weiß und grün gestaltet. Das ist unauffällig und fügt sich gut in die Natur.

Alles in allem hat die Sanierung rund vier Monate gedauert. Ich gebe zu, ich war eine strenge Bauherrin. Das muss man auch sein, sonst spuren die Männer nicht, wenn da plötzlich eine Frau auf der Baustelle steht. Am Ende jedenfalls war ich pleite. Alles, was ich jemals gespart hatte, war weg. Ich konnte mir nicht einmal mehr einen Rasenmäher leisten. Geschweige denn Möbel. Bereut habe ich diese Entscheidung allerdings nie. Das Haus hat nämlich eine wunderbare Lage, direkt an einem kleinen Bacherl. Wasser ist für mich Lebensenergie. Panta rhei. Alles fließt.

Das Schönste ist, dass ich meinen Garten über eine schmale, 14 Meter lange Brücke betrete. Früher war das noch eine Holzbrücke, aber die hat es beim großen Hochwasser 1997 weggefetzt. Jetzt hab ich eine Betonbrücke. Daher übrigens auch diese Scheibtruhe hier im Garten. Das ist mein wichtigstes Utensil, wenn ich vom Einkaufen nach Hause komme. Dann lade ich meine Einkäufe aus dem Auto direkt in die Truhe und rolle damit heimwärts übers Wasser. So spar ich mir das Schleppen. 14 Meter, und das ein Dutzend Mal hin und her? Bin doch nicht blöd!

Neben dem Haus steht mein Lieblingsmöbel, ein geschweißter Nachbau eines Hoffmann-Stuhls. Wiegt eine gefühlte Tonne. Den hat mir ein Freund zum Einstandsfest geschenkt. In den ersten Monaten war das mein Bürodrehstuhl. Ich war ja pleite. Heute fristet der Stahlstuhl ein Leben an der frischen Luft.

Die gesamte Gartengestaltung ist von mir, was mich manchmal sogar noch selbst überrascht, denn ich bin ein richtiges Stadtkind gewesen, aufgewachsen im 5. Bezirk. Mit Natur und Gartengestaltung hatte ich nichts am Hut. Heute genieße ich den Garten. Im Sommer fließt mein Wohnzimmer ins Freie hinaus. Das macht einen zusätzlichen Raum auf. Und im Winter fahre ich mit der Schneefräse quer durch den Garten, um für meine kleine Shirley Lohner, einen sechs Jahre alten Terrier, eine Pipiroad rauszuschneiden. Auch das muss ein.

Wohnen ist für mich Rückzug und Geborgenheit. Meine Schutzhülle. Da lasse ich nur Leute rein, die entweder dürfen oder müssen, sprich: Freunde, Arzt, Elektriker. Alle anderen: Nein danke! Deshalb mache ich auch keine Homestories. Bin doch kein Museum! Aber so ein Gespräch ohne voyeuristische Blicke ins Schlafzimmer und in den Kochtopf, wie ihr das macht's, das finde ich okay. Apropos: Mein absoluter Luxus, von dem ich träume, wäre ein chinesischer Masseur, der zugleich auch chinesischer Koch ist. Ich kann nämlich nicht kochen. Ich hasse kochen." (DER STANDARD, 20.9.2014)