Was gesellig klingt, ist meist ein einsames Vergnügen: Dank Siegeszug des Internets hat sich der Spaß am Mehrspielermodus fast vollständig in Onlinewelten verlagert, wo man mit vielen anderen Spielern interagiert - vom klassischen Zweikampf oder Teamwork bis hin zu den von Millionen Spielern bevölkerten Onlinewelten der MMOs. Trotzdem sitzen auch die meisten Multiplayer-Freunde allein vor ihren Spielgeräten und treffen sich "nur" in den Weiten des Netzes. Das Klischee vom einsamen Spieler, der sich in seiner Höhle sozial isoliert, ist zwar passee, aber schade ist es trotzdem, dass man beim Spielen heutzutage nur in den wenigsten Fällen einem lebendigen Menschen neben sich sitzen hat.

Dabei ist es noch gar nicht so lange her, dass das gemeinsame Spielen ausschließlich am selben Ort stattfinden musste. Viele Klassiker der frühen Konsolen-Epochen, unzählige Titel der ersten Heimcomputergenerationen und natürlich einige unverwüstliche Urgesteine wie "Mario Kart", "Worms", "FIFA", "Super Smash Bros.", "LittleBigPlanet" die es als Klassiker ebenso wie diverse 1-on-1-Fighting-Games in jede Generation geschafft haben, halten den Spaß am lokalen Mehrspielermodus hoch, bei dem man sich in gemütlicher Runde gemeinsam zum Spielen versammelt. Abgesehen von wenigen Ausnahmen ist die goldene Ära des gemeinsamen Spielens vor dem Bildschirm aber dank Internet vorbei. Oder?

Gemeinsam statt einsam

Wo die große Branche abseits von "Partyspielen" wie "Singstar" oder den erwähnten Titeln auslässt, springt die wachsende Indie-Entwicklerschaft ein: Local Multiplayer erlebt seit einiger Zeit eine kleine Renaissance, sowohl auf Konsolen als auch PC - denn die kleinen Spaßgranaten laufen auf fast jedem Laptop und sind somit tragbar genug, um ins Wohnzimmer geschleppt und am TV-Gerät gespielt zu werden.

Gemeinsam, auf demselben Sofa sitzend gegen- oder miteinander zu spielen, ist immer noch ein Erlebnis, das unglaublich viel Spaß macht - wenn man Chips, Getränke und nicht zuletzt die richtigen Freunde und Spiele zur Hand hat. Eine Auswahl an Letzteren finden Sie hier.

Towerfall 1-4 Spieler (Ouya, PS4, Windows 14,99 Euro)

Bewaffnet mit Pfeil und Bogen kämpfen knudelige Fantasyhelden erbarmungslos um den Sieg. Jetzt schon ein Party-Klassiker, der durch große Zugänglichkeit und spaßige optionale Varianten punktet. Der rudimentäre Singleplayermodus eignet sich zum Üben für den Ernstfall zu viert.

Foto: Towerfall

Samurai Gunn 2-4 Spieler (Windows, 13,99 Euro)

Der Pixel-Look täuscht: Der Samurai-Showdown mit tollem Abstract-Hiphop-Soundtrack ist ein bewundernswertes Lehrstück in Sachen Präzision. Mit Katana und drei Schuss Munition bewaffnet gehen sich die Pixelsamurais extrem stylisch ans Leder. Twitch-Gameplay, bei dem dank perfekter Steuerung Skill stets belohnt wird.

Foto: Samurai Gunn

Starwhal 2-4 Spieler (Windows, Mac 14,99 Euro)

Absurder geht’s kaum - lustiger aber auch nicht: Als intergalaktischer Narwal duelliert man sich vor Science-Fiction-Kulisse mit Artgenossen und versucht, diese mit dem charakteristischen Stoßzahn an ihrem Schwachpunkt an der Brust zu treffen. Hauptattraktionen sind die genial-umständliche Steuerung und die adrenalintreibenden Beinahe-Treffer, bei denen effektvoll zur Zeitlupe gewechselt wird. Ein bizarrer Geheimtipp mit allerhöchstem Spaßfaktor.

Foto: Starwhal

Gang Beasts 2-4 Spieler (Windows, Mac, Linux 19,99 Euro - Early Access)

Wenn sich die Plastillin-Männchen in "Gang Beasts" entweder Coop oder gegeneinander mit slapstickartiger Brutalität an die Gurgel gehen, bleibt kein Auge trocken. Dank toll implementierter Physik und innovativem Kampfsystem, das erstaunlich realistische Griffe und Moves erlaubt, ist die niedliche Mehrspielerschlägerei vor mal mehr, mal weniger gefährlichen Kulissen schon im Early Access absolut eine Empfehlung wert.

Foto: Gang Beasts

Nidhogg 2 Spieler (Windows, Mac, PS4, PS Vita, PSTV 13,99 Euro)

"Nidhogg" ist sozusagen einer der jungen Klassiker des aktuellen Local-Multiplayer-Revivals, und das zu Recht: Im Zweikampf mit Degen versucht jeder der Kontrahenten, zum anderen Bildschirmrand zu gelangen - um dort von einem riesigen Wurm gefressen zu werden. Präzise Steuerung und rasante Zweikämpfe machen das trügerisch simpel aussehende Spiel zum Hit.

Foto: Nidhogg

Spaceteam 2-4 Spieler (iOS, Android - gratis)

So klein kann eine Multiplayerparty sein: Mindestens zwei Telefonbildschirme und das kostenlose, 2014 mit dem Award der AMAZE Berlin ausgezeichnete "Spaceteam" reichen aus, um für gute Laune und reichlich Geschrei zu sorgen. Das ist auch nötig, denn um ihr Raumschiff vorm Explodieren zu bewahren, müssen sich Spieler gegenseitig unter Zeitdruck Arbeitsaufträge zubrüllen - klingt kompliziert, ist in der Praxis ein großartig stressiger Spaß.

Foto: Spaceteam

Screencheat 2-4 Spieler (Windows, Mac, Linux 14,99 Euro)

Ein absoluter Neuzugang mit höchst origineller Idee ist "Screencheat": In diesem First-Person-Shooter im Cartoon-Look sind alle Spieler unsichtbar - doch dank Splitscreen-Darstellung auf demselben Bildschirm wissen die Mitspieler stets, was ihre Kontrahenten gerade vor sich haben. Die grandiose Mischung aus "Blinde Kuh" und Shootermechanik garantiert hektischen Spaß.

Foto: Screencheat

Sportsfriends 2-7 Spieler (PS3, PS4 13,99 Euro)

Eine wahre Wundertüte an Local-Multiplayer-Spaß ist das "Sportsfriends"-Bundle der dänischen Indies Die Gute Fabrik. Vom Move-Unikat "Johann Sebastian Joust", das seine Spieler zu Verrenkungen zwingt, über das ultraminimalistische 2-vs-2-Spiel "Hokra" bis hin zum physikbasierten "Super Pole Riders" und dem Ball-/Kampfspiel "BariBalBall" ist für Abwechslung und Innovation gesorgt.

Also: Knabbereien und Getränke einkaufen, Controller abstauben, Freunde einladen - gemeinsam spielen war schon lange nicht mehr so lustig. (Rainer Sigl, derStandard.at, 26.10.2014)

Foto: J.S: Joust