Tränen lügen nicht! - Büßende Maria Magdalena, 17. Jahrhundert, Alte Galerie München

Foto: Nikolaus Lackner

Histamin ist ein Naturstoff, der im menschlichen Körper als Regulator an einer Reihe von wichtigen Prozessen beteiligt ist und durch enzymatische Reaktionen aus der Aminosäure Histidin gebildet wird. Forscher der Medizinischen Universität Graz fanden nun erstmals heraus, dass Histamin auch unter Einfluss von UV-Licht und Ozon aus Histidin gebildet werden kann.

Histamin: Gewebshormon der Körperabwehr

Histamin wirkt im menschlichen Organismus als Gewebshormon beziehungsweise als Neurotransmitter. Damit erfüllt es mehrere zentrale Aufgaben: So ist es maßgeblich an der Abwehr körperfremder Stoffe beteiligt, stimuliert die Sekretion von Magensaft, wirkt gefäßerweiternd und damit blutdrucksenkend und steuert den Schlaf-Wach-Rhythmus, die Appetitkontrolle sowie die Lernfähigkeit.

Das Hormon ist in unterschiedlicher Konzentration in beinahe allen Nahrungsmitteln enthalten. Eine große Menge dieser Substanz kann im menschlichen Körper erheblichen Schaden anrichten. Daher muss die Substanz regelmäßig über die beiden Enzyme Diaminoxidase und Histamin-N-Methyltransferase abgebaut werden.

Im Rahmen von allergischen sowie entzündlichen Reaktionen wird Histamin aus den Zellen freigesetzt. Die Freisetzung geht mit typischen Körperreaktionen wie beispielsweise Juckreiz, Brennen oder Rötungen einher. Die Wissenschafterin konnte nun erstmals nachweisen, dass die Bildung von Histamin nicht nur durch das Enzym Histidin-Decarboxylase, sondern auch durch den Einfluss von UV-Licht sowie Ozon möglich ist. Histidin ist beispielsweise auch in der menschlichen Tränenflüssigkeit enthalten.

Forschung am Tränenfilm

Einer der Forschungsschwerpunkte der MedUni Graz ist die Erforschung von Auswirkungen dieser Umwelteinflüsse auf den vorderen Augenabschnitt, speziell auf den Tränenfilm. Mit seinen drei Schichten, bestehend aus dem Hauptbestandteil Wasser und zahlreichen Proteinen, Lipiden, Muzinen, Puffersubstanzen und Antioxidantien ist der Tränenfilm sehr komplex aufgebaut.

Äußere Einflüsse können die Bestandteile jedoch pathologisch verändern, was dazu führt, dass die Stabilität des Tränenfilms verringert wird und die Tränenflüssigkeit frühzeitig verdunstet. Die daraus resultierende Erkrankung wird umgangssprachlich als Trockenes Auge (Konjunktivitis sicca) bezeichnet. Diese Augenerkrankung geht mit verschiedenen Augenbeschwerden, wie Brennen, Kratzen, Jucken oder Fremdkörpergefühl einher.

Als Therapie stehen derzeit verschiedene Tränenersatzmittel, die einen künstlichen Ersatz des Tränenfilms bilden, zur Verfügung. Diese enthalten jedoch nur wenig bis keine der natürlich in der Tränenflüssigkeit vorkommenden Bestandteile und stellen somit lediglich eine Befeuchtung der Augenoberfläche, aber keine Schutzfunktion gegen äußere Einflüsse, wie UV-Licht, Ozon oder Feinstaub dar.

Forschern der Augenklinik ist es kürzlich gelungen, Substanzen zu identifizieren, die eine Schutzwirkung vor UV-Licht und Ozon darstellen. Derzeit wird daran gearbeitet, diese Substanzen in Tränenersatzmitteln zur Anwendung am Auge einzubringen um somit die Schutzfunktion der natürlichen Tränen großteils wieder herstellen zu können. Zusätzlich sollen weitere natürlich im Tränenfilm vorkommende Komponenten eingebaut werden, um die Tränen so ident wie möglich nachzubauen. (red, derStandard.at, 3.12.2014)