Der Designer Thomas Feichtner wohnt mit seiner Frau Simone und Sohn Ferdinand in einer Wohnung im 7. Wiener Bezirk. Dort schätzt er neben der Lage vor allem die Ruhe. Michael Hausenblas hat ihn besucht.

"Wir wohnen seit sechs Jahren mitten im 7. Bezirk, etwas oberhalb von der Neubaugasse. Davor lebten wir in Linz, es war also gar nicht so einfach, Termine für Wohnungsbesichtigungen in Wien wahrzunehmen. Also sind wir ganz einfach immer wieder auf Entdeckungsreise gegangen. Wir haben geschaut, wo gerade etwas umgebaut wird, und sind dann einfach in die Häuser hinein, um uns zu erkundigen, ob etwas frei wäre. Das ging so über zwei, drei Monate. Diese Wohnung im ersten Stock hat uns auf Anhieb gefallen. Vor allem die hohen Räume haben es uns angetan. Die Höhe ist fast wichtiger als die Größe der Wohnung. Man fühlt sich einfach wohler, erlebt ein ganz anderes Raumgefühl. Es ist, als würden einen die Zimmer auf gute Art einatmen.

Der Gestalter Thomas Feichtner und seine Frau Simone in ihrem Wohnzimmer, umgeben von vielen Dingen aus eigener Feder. Sohn Ferdinand fehlt auf dem Bild - er war in der Schule. (Bildansicht durch Klick vergrößern)
Foto: Lisi Specht

Die Wohnung, die wir damals gekauft haben, war in einem sehr desolaten Zustand. Ich glaube, sie wurde seit der Erbauung des Hauses vor gut 120 Jahren baulich nicht angerührt. Das hatte den Vorteil, dass wir bei der Revitalisierung mitsprechen konnten. Den alten Parkettboden zum Beispiel wollten wir unbedingt erhalten. Dieses Knirschen beim Drübergehen ist einfach ein wundervolles Geräusch.

Apropos: Anfangs dachten wir, uns würde der Blick auf eine Straße fehlen, denn wir sehen lediglich in einen Innenhof. Mittlerweile stehen wir sehr auf diesen Umstand. Hier ist es so ruhig wie auf einem abgeschiedenen Bauernhof, weit draußen auf dem Lande. Außerdem haben wir einen Balkon an die Wohnung 'drangehängt', wo es manchmal richtig wuchert. Der Ausblick ist halt eher bescheiden, aber er gibt uns die Möglichkeit, einen Schritt hinauszutun.

Was den Grundriss der insgesamt 100 Quadratmeter betrifft, könnte man sagen, die Wohnung dreht sich wie ein Schneckenhaus. Man betritt sie durch einen Vorraum, von dort geht es direkt ins große Wohnzimmer, daneben gibt es die Küche, dann geht's in das Zimmer unseres siebenjährigen Sohnes Ferdinand. Was folgt, ist unser Schlafzimmer und ein Badezimmer, es wird also von Raum zu Raum privater. Genau ein Stockwerk höher liegt übrigens unser Atelier. Es ist gut, dass Wohnen und Arbeiten nicht direkt miteinander verbunden sind. Man steigt dadurch im Treppenhaus aus dem einen Leben heraus und tritt ins andere hinein. Was allerdings fehlt, ist der Fußweg ins Büro, deshalb gehe ich abends gern noch eine Runde spazieren.

Wir bevorzugen den einfachen Stil, wir lassen uns nicht gern von Dingen überwuchern. Gegenstände müssen funktionieren. Anders gesagt, bei uns gibt es keine Dekoration. Wir brauchen Platz zum Gehen und Denken. Wenn da überall ein Graffel herumliegen würde, fiele es mir schwer, mich zu konzentrieren.

Ich weiß nicht, ob Designer anders wohnen als andere. Wir gestalten zwar viele Dinge, aber die eigene Wohnung am wenigsten. Der Vorteil liegt eher darin, dass wir mit vielen Dingen wohnen, die wir selbst entworfen haben, vom Sessel über die Bilder an der Wand bis hin zum Besteck, mit dem wir unsere Suppe löffeln.

Ich denke, dieser Umstand, zu dem auch der Reality-Check der Dinge gehört, ist der Hauptunterschied zu anderen 'Wohnern'.

Ich glaube nicht, dass es in Sachen Wohnen Fehler gibt. Eher verliert man über die Jahre den Blick für sein Heim. Es wäre gut, wenn man seine Wohnung hin und wieder auf eine Art betrachten könnte, als würde man sie zum ersten Mal betreten. Dann fiele einem bestimmt auf, dass man mit einigen wenigen Handgriffen seinen Wohnraum beleben könnte. Der Alltag zieht so schnell ein. Ja natürlich, das ist durchaus mit einer Beziehung vergleichbar." (DER STANDARD, 31.1.2015)