Ein Fluss, der sich in einen See ergießt, häufte diese Ablagerungen im Krater Gale auf. Es scheint, dass sich immer noch flüssiges Wasser seinen Weg durch den Marsboden bahnt.

Foto: NASA/JPL-Caltech/MSSS

So etwa stellen sich die dänischen Wissenschafter den Wasserkreislauf unter der Oberfläche des Mars vor.

Illu.: Martín-Torres and Zorzano

Dieses Bild entstand im sogenannten "versteckten Tal", ebenfalls im Krater Gale. Die feinkörnigen Sedimente sprechen dafür, dass der Krater vor mehr als vier Milliarden Jahren mit Wasser bedeckt war, so wie auf der unteren Illustration dargestellt.

Foto: NASA/JPL, MSSS
Illu.: NASA/JPL/Caltech/ESA/DLR/MSSS

Kopenhagen/Wien - Dass der Mars einst ein reichlich feuchter Planet war, ist mittlerweile so gut wie erwiesen: Zeugnisse dieser wasserreichen Vergangenheit sind etwa zahlreiche Gletscher, die sich in einem breiten Gürtel in mittleren Breiten der nördlichen und südlichen Hemisphäre um den Roten Planeten ziehen. Eine in der vergangenen Woche veröffentlichte Studie dänischer Forscher wies nach, dass in diesen Eisansammlungen rund 150 Milliarden Kubikmeter Wasser gebunden sind, geschützt durch eine dicke rote Staubschicht. Die Menge würde ausreichen, den gesamten Mars in eine 1,1 Meter dicke Eisschicht zu hüllen.

Auch zahlreiche mineralogische Indizien weisen auf das frühere Vorhandensein flüssigen Wassers hin. Viel dazu beigetragen hat der NASA-Rover "Curiosity", der seit 2012 im Krater Gale den Marsboden erforscht. Der 154 Kilometer große Krater beherbergt in seiner Mitte den Aeolis Mons, ein 5,5 Kilometer hoher Berg, auf den Curiosity seit zweieinhalb Jahren unermüdlich zurollt. Zehn Kilometer hat er dabei bereits zurückgelegt und unterwegs immer mehr Belege dafür gefunden, dass auf dem Mars vor rund 4,5 Milliarden Jahren große Seen und ein regelrechtes Flusssystem existierte.

Flüsse und Seen

Es sind vor allem feine und grobe Sedimentablagerung, die den Planetologen diese Gewissheit geben. Kleine rundgeschliffene Kieselsteine deuten auf schnell fließende Gewässer hin. Aus der Anordnung von flacheren Steinplatten und feinkörnigen Sedimenten entlang der Route von "Curiosity" lesen die Forscher, dass Gale einst von einem riesigen See bedeckt war. Zu dieser Zeit besaß der Mars vermutlich mehr als sechsmal so viel Wasser wie heute, und auch die Atmosphäre war um ein Vielfaches dichter.

Was dem Mars zum Verhängnis wurde, war das Fehlen eines Magnetfelds, das ihn vor der Partikelstrahlung der Sonne schützte. Diese zersetzte allmählich die Gashülle des Planeten und ließ sie gemeinsam mit einem Großteil des Wassers in den Weltraum entschwinden. Zurück blieben allenfalls gefrorene Reste des einstigen Wasserreichtums - so zumindest glaubte man bisher.

Nachts beginnt es zu fließen

Eine Gruppe von Forschern um Morten Bo Madsen von der Universität Kopenhagen hält das Vorhandensein von flüssigem Wasser auf dem Mars auch heute noch für wahrscheinlich. Zu verdanken sei dies der Substanz Calciumperchlorat, die "Curiosity" im Marsboden entdeckt hat, wie die Wissenschafter nun im Fachjournal "Nature" berichten.

"Unter den richtigen Bedingungen absorbiert Calciumperchlorat Wasserdampf aus der Atmosphäre", meint Madsen. "Unsere Messungen zeigen, dass diese Bedingungen nachts und kurz nach Sonnenaufgang im Winter vorhanden sind."

Demnach kondensiert ein Teil des Wasserdampfs auf der Planetenoberfläche als Reif. Das Calciumperchlorat verbindet sich mit dem gefrorenen Wasser zu einer Salzlauge, wobei der Gefrierpunkt sinkt und der Reif zu einer Flüssigkeit werden kann. Der Boden ist porös genug, dass diese sogar einige Zentimeter tief einsickert.

Zum Leben zu wenig

Für die Suche nach Leben auf dem Mars sind diese Ergebnisse dennoch kein Grund für Optimismus. Die niedrigen Temperaturen, die äußerst geringe Wassermenge und die lebensfeindliche Strahlung der Sonne würden Mikroorganismen kaum eine Chance lassen, glauben die Forscher. (Thomas Bergmayr, DER STANDARD, 14.4.2015)