Schröcksnadel: "Wir wollen nicht, dass unsere Aktivitäten und unser System unterlaufen werden."

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Wien – Nur in Turin, also sprach Peter Schröcksnadel, nachdem er im Wiener Hotel Marriott an einen Tisch mit vielen Mikrofonen getreten war, nur in Turin habe er einen ähnlichen Auflauf erlebt. Turin war 2006, in Turin waren Olympische Winterspiele, dort hatten österreichische Langläufer und Biathleten für einen Dopingskandal gesorgt, und ÖSV-Präsident Schröcksnadel gab eine denkwürdige Pressekonferenz. Diesmal war er besser vorbereitet, und die "Causa Fenninger" war denn auch international "too small", als dass er hätte Englisch sprechen müssen.

Schröcksnadel schweifte nicht nur nach Turin ab, sondern auch zum Skiverband, den er heftig lobte, ehe er zum Punkt kam. "Die Anna bleibt volles Mitglied im ÖSV und akzeptiert alle Regeln", sagte Schröcksnadel und überraschte damit die An- wie die Abwesenden. Schließlich war sogar die Kronen Zeitung, der Medienpartner des ÖSV, davon ausgegangen, dass sich der Verband von Fenninger trennen würde. "Zum 26er erhält Anna den Laufpass", war da gestern, an Fenningers 26. Geburtstag, zu lesen.

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Doch Schröcksnadel (73) hatte die Olympiasiegerin und dreimalige Weltmeisterin am Mittwoch in Innsbruck getroffen, sie hatten ihren Streit um Werberechte beigelegt. Rainer Salzgeber, Rennsportleiter von Fenningers Skifirma Head, hatte den Termin eingefädelt (siehe Interview) . Für ihren Facebook-Ausbruch, der mehr als 100.000-mal Gefallen fand, hat sich Fenninger bei Schröcksnadel, wie er sagt, "entschuldigt". Und sie akzeptiere, dass der ÖSV mit ihrem deutschen Manager Klaus Kärcher "nichts mehr zu tun haben will".

Der letzte Tropfen

Kärcher wird sehr wohl noch mit Fenninger zu tun haben, wie er postwendend festhielt: "Anna Fenninger und ihr Management stellen ergänzend zu der heutigen Pressekonferenz Folgendes klar: Anna Fenninger wird weiterhin durch die Agentur Vitesse Kärcher vertreten und beraten." Wohingegen es Schröcksnadel so sieht: "Manager wird er nicht bleiben, vielleicht Berater."

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Eine Mercedes-Werbekampagne mit Fenninger war der letzte Tropfen, der beim ÖSV (Sponsor Audi) das Fass übergehen ließ. Es könnte weitere Tropfen geben, das nächste Fass scheint unausweichlich. Schröcksnadel will "nicht ewig Krieg führen. Ich könnte sagen, wir sind beleidigt worden, wir sind betrogen worden. Aber das will ich nicht. Ich hab kein Interesse daran, gute Leute zu verlieren." Fenninger sei "Supersportlerin, Nationalheldin. Ich hab sie immer mögen." Sie werde sich, sagt der ÖSV-Präsident, erst in einigen Tagen öffentlich "melden", ein Facebook-Eintrag wäre keine Überraschung.

Die Geduld des Fischers

Wieso zunächst Sportdirektor Hans Pum und Generalsekretär Klaus Leistner mit Fenninger redeten und Schröcksnadel erst jetzt eingriff? "Ich bin Fischer, verstehst? Man muss abwarten, dass der Fisch beißt." Am Ende übte der ÖSV-Chef "auch ein bissl Selbstkritik". Es sei "eine problematische Geschichte", wenn Frauen von Männern trainiert werden. "Die Sprache des Mannes ist eine andere als die Sprache der Frau." Nicht zuletzt daraufhin fragte derStandard.at (siehe Video) nach dem offiziellen Termin nach, wieso es im ÖSV keine Trainerinnen gebe. Schröcksnadel: "Ich weiß es nicht. Sie sollen kommen, wir nehmen sie mit Freude auf." (Fritz Neumann, 18.6.2015)