Am Hauptbahnhof entstehen allein im "Quartier Belvedere Central" rund 80.000 m² an Büros, im geplanten Signa-Tower daneben wahrscheinlich nochmals rund 70.000 m².

Foto: Putschögl

Visualisierung des "QBC", das mit zwei Hotels, Gastronomieangeboten und 140 Eigentumswohnungen ein "lebendiges" Geschäftsviertel werden soll.

Visualisierung: Zoom.VP.AT

Derzeit tut sich nicht allzu viel am Wiener Büromarkt, ab Anfang 2017 wird aber eine wahre Flut an neuen Flächen auf den Markt kommen, erwarten professionelle Marktbeobachter. Stefan Wernhart, Büroexperte bei EHL Immobilien, geht von insgesamt rund 300.000 m² in den beiden Jahren 2017 und 2018 aus – konservativ gerechnet. Allein 2017 könnten es 200.000 m² werden, sofern das Signa-Projekt "The Icon" beim Hauptbahnhof dann ebenfalls schon fertig wird (was noch mit einer gewissen Unsicherheit behaftet ist).

Wernhart hält das allerdings keineswegs für "zu viel", sondern glaubt, dass alle diese Flächen vom Markt absorbiert werden können. Die Nachfrage sei schon jetzt vorhanden, weil sich wegen des aktuellen geringen Neubaus ein Rückstau ergebe.

Büroneubau eingereicht

Der EHL-Makler ist bei vielen der kommenden Projekte als Vertriebspartner aktiv, etwa bei der Erweiterung des Viertel Zwei und beim "Messecarree Nord" sowie dem geplanten Projekt in der Rathausstraße 1, wo sich derzeit noch das von Harry Glück geplante alte Rechenzentrum der Stadt befindet. Dass es abgerissen und durch ein modernes Büroobjekt ersetzt wird, ist laut Stephan Barasits, Geschäftsführer der Wien-Holding-Tochter WSE, fix.

Ein 10.000 m² großer Büroneubau sei eingereicht, sagte Barasits vor wenigen Tagen zum Standard, mit Einzelhandelsflächen im Erdgeschoß. Der Abriss werde wahrscheinlich noch im Herbst stattfinden. Wernhart sagt, er sei für diesen Standort "mit vielen Interessenten in Kontakt" und die Kosten des Neubaus seien anhand der erzielbaren Mieten darstellbar. "Das wird eine extrem effizient geplante Immobilie, dadurch lässt sich gegenüber anderen Projekten Fläche einsparen."

Bei Otto Immobilien rechnet man für das Jahr 2017 allein mit mehr als 300.000 m² an neuen Flächen, obwohl "The Icon" mit 74.000 m² erst für danach erwartet wird. Eigengenutzte Objekte wie die neue Post-Zentrale im dritten Bezirk (49.000 m²) werden hier mitgezählt.

Wohnungen statt Büros ein Thema

Alexander Fenzl, Otto-Büromarktexperte, weist aber darauf hin, dass sich einige dieser für 2017 geplanten Flächen noch ins Jahr 2018 verschieben können. "Viele Projektentwickler zögern noch immer, reine Büroprojekte, vor allem ohne maßgebliche Vorverwertung, zu beginnen", sagt er zum Standard. Außerdem würden viele Entwickler seiner Beobachtung nach die Umwidmung in Wohnen prüfen. "Sollte dies auch nur teilweise möglich sein, wird davon Gebrach gemacht." Viele ursprünglich als Büroobjekt geplanten Projekte dürften deshalb weniger Bürofläche aufweisen als derzeit angenommen. Ferner sei zu beobachten, dass jene Projekte, die ohne Vorverwertung den Baubeginn setzen, "von potentiellen Mietern bevorzugt werden".

Eines davon ist das "Quartier Belvedere Central" ("QBC") am Hauptbahnhof, bei dem Entwickler Strauss & Partner in den kommenden Wochen mit dem Bau beginnen will. Westlich des Erste Campus sollen zwischen Hauptbahnhof und Gürtel bis 2018 zwei Hotels, rund 140 Wohnungen sowie Büro- und Geschäftsflächen im Ausmaß von rund 80.000 m² entstehen. Investiert werden mehr als 300 Millionen Euro.

Mit Mietern für die Büroflächen sei man bereits in fortgeschrittenen Verhandlungen, so Projektleiter Ernst Gassner. Der Standort Hauptbahnhof sei mittlerweile "am Markt angekommen", und nicht zuletzt würden die großen Unternehmen ÖBB und Erste Group, die sich rund um den Hauptbahnhof angesiedelt haben, "andere Unternehmen mitziehen". (Martin Putschögl, 29.6.2015)