Zürich/Cambridge – Dass Schimpansen eine Art von Kultur entwickeln können, haben bereits frühere Beobachtungen ergeben. Nun haben Schweizer und britische Forscher nach eigenen Angaben einen neuen Hinweis auf kulturelle Variationen bei den Primaten nachgewiesen: Je nach Gruppenzugehörigkeit verwenden die Affen unterschiedliche Werkzeuge.

"Wir haben benachbarte Schimpansengruppen untersucht, die unter ähnlichen Umweltbedingungen leben", erklärte Kathelijne Koops, die an den Universitäten Zürich und Cambridge forscht. Dies erlaube es, feine kulturelle Unterschiede auszumachen, ohne dies mit genetischen Unterschieden zu verwechseln.

Die Schimpansen leben im Kalinzu Forest in Uganda in zwei Beständen, der M-Gruppe und der S-Gruppe. Zwischen beiden kommt es zum Austausch von Weibchen, weshalb die Tiere genetisch ähnlich sind. Beide Gruppen beherrschen zudem die Technik, große Wanderameisen mit Stöcken zu angeln und zu verspeisen.

Unterschiedlich lange Stöcke

Es war bekannt, dass die Länge der Stöcke je nach Ameisenart variiert. Koops und ihre Kollegen verglichen nun, welche Stocklänge die Schimpansen der beiden Gruppen verwendeten. Obwohl beide die gleiche Ameisenart fraßen, verwendete Gruppe M im Schnitt rund 20 Zentimeter längere Stöcke als Gruppe S, wie die Forschenden im britischen Fachjournal "Scientific Reports" berichten.

Da es weder Unterschiede bei der Beute noch der Genetik gab, schlossen die Forscher daraus, dass es sich um einen kulturellen Unterschied handeln müsse. Dies stützt vermutlich auch die Beobachtung, dass zugewanderte Weibchen dazu neigen, die Stocklänge der neuen Gruppe zu übernehmen. (APA/red, 2.8.2015)