Viele Messebesucher – im Vorjahr war es rund jeder Zweite – laden sich die Expo-Real-App aufs Handy oder Tablet und nützen diese dann zur Standsuche oder zur Planung ihres persönlichen Messeprogramms.

Foto: Expo Real / Messe München

Digitalisierung ist ein Begriff mit vielen Bedeutungen – das sieht man auch im Konferenzprogramm der diesjährigen Expo Real. Einerseits wird diese Digitalisierung am Montagvormittag auf dem Podium als "Die fünfte Kategorie des Wohnens" diskutiert, nämlich in Zusammenhang mit unterschiedlichen Smart-Home-Technologien. Auch "Digital Opportunities in der Immobilienbranche" und "Digitalisierung und neue Mobilitätskonzepte als Chance" werden in München Thema sein.

Der Frage, welche Rolle digitale und soziale Medien für die Immobilienbranche spielen, geht das deutsche Beratungsunternehmen ergo Unternehmenskommunikation bei der Präsentation einer Studie am Dienstag nach. Dafür wurden Webseiten von Immobilienunternehmen analysiert – etwa was Nutzerführung, Inhalt und Zielgruppenansprache betrifft. Auch der Auftritt auf externen Kommunikationskanälen wie Facebook oder LinkedIn wurde in die Bewertung miteinbezogen.

Zielgruppe noch nicht klar

Gewinner und Verlierer der aktuellen Untersuchung werden erst auf der Expo Real bekanntgegeben. Im Moment werden die Ergebnisse noch ausgewertet. Im vergangenen Jahr ging der weltweit tätige Facilitymanager Dussmann als Gesamtsieger hervor, der sein Angebot auf der Webseite nicht bloß auflistet, sondern mittels einer virtuellen Stadtkarte präsentiert. Eine Beobachtung von Matthias Freutel, Leiter der Immobilienkommunikation bei ergo: "Bei vielen Unternehmen scheint die Zielgruppe nicht klar. Die Seiten sind stark statisch, da passiert sehr wenig."

Die Immobilienbranche sei aber in puncto Digitalisierung nicht schlechter oder besser unterwegs als die meisten anderen Branchen. "Beim Einsatz von neuen Kanälen ist die Immobilienbranche aber vielleicht ein bisschen zurückhaltender", so Freutel. Die sozialen Medien würden aber an Relevanz gewinnen: Eine Umfrage unter 270 in der Immobilienbranche tätigen Menschen habe beispielsweise ergeben, dass besonders Xing und Whatsapp beruflich und privat genutzt werden, gefolgt von Facebook und LinkedIn.

Nicht jeder Trend ist ein Muss

Kein Immobilienunternehmen könne es sich heute leisten, sich gar nicht mit der Digitalisierung auseinanderzusetzen, sagt Freutel – auch wenn man nicht bei jedem Trend mitmachen müsse. Der Medien- und Generationenwandel betreffe nämlich auch die Immobilienbranche. Er empfiehlt daher Unternehmen, sich zu überlegen, welche Zielgruppe sie ansprechen wollen, was diese Menschen bewegt – und wo man diese erreichen kann. Anhand dieser Grundlage müsse man dann entscheiden, welche Kommunikationskanäle relevant sind.

Mit Chancen – und Herausforderungen – der Digitalisierung beschäftigt sich auch die Organisation der Expo Real selbst. Den "Stein der Weisen" habe aber noch kein Messeveranstalter gefunden, sagt Claudia Boymanns, Projektleiterin der Expo Real.

Matchmaking für Besucher

Digitale Geschäftsmodelle würde man sich aber schon anschauen – etwa dass Aussteller, die aufgrund von geografischer Entfernung nicht kommen können, sich zumindest digital präsentieren. Auch Kontaktpflege – etwa durch Matchmaking, was derzeit für Messebesucher schon im Angebot ist – werde durch digitalen Fortschritt erleichtert.

Derzeit werde daran gearbeitet, Reize zu generieren, damit sich die Messebesucher in größerer Zahl ein aussagekräftiges Profil auf der Webseite anlegen. Wer das macht, der erhält Kontaktvorschläge und kann sich so schon vor der Messe vernetzen – oder auch danach: Die Mitgliedschaft an der Onlineplattform gilt nämlich bis Ende Mai des nächsten Jahres.

"Die Begegnung selbst wird aber nie ersetzt werden", schränkt Messechef Klaus Dittrich ein. Eine rein virtuelle Expo werde es auch in Zukunft nicht geben. Sämtliche Versuche von anderen Veranstaltern, eine solche reine Onlinemesse auf die Beine zu stellen seien bisher gescheitert.

Expo-App "abgespeckt"

Die Expo-Real-App ist aber ein Angebot, das Messebesucher annehmen. Viele Besucher seien auf der Messe schon mit ihrem Tablet unterwegs und nutzen die App zur Standsuche und zur Planung ihres Messetags. Im aktuellen Jahr wurde die App "ein bisschen abgespeckt", so Boymanns.

Im Rahmen einer Umfrage sei genau erhoben worden, was sich Nutzer von der App erwarten. Das Konzept scheint jedenfalls aufzugehen: Stolze 53 Prozent der Besucher haben vergangenes Jahr die App heruntergeladen. "Solche Zahlen machen Mut, weiterzumachen", sagt Boymanns. (Franziska Zoidl, 2.10.2015)