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Stefan Lanka am Landesgericht Ravensburg im März 2015. Er wurde zur Zahlung des von ihm ausgelobten Preisgelds in Höhe von 100.000 Euro verurteilt.

Foto: picturedesk.com/Karl-Josef Hildenbrand

Wien – Was haben der amerikanische Wundermittelhändler Jim Humble, die den Klimawandel leugnende FPÖ-Umweltsprecherin Susanne Winter und der deutsche Biologe Stefan Lanka gemeinsam? Die Antwort ist nicht allzu schwierig: Sie alle taten sich öffentlich mit kruden bis gefährlichen unwissenschaftlichen Behauptungen hervor – und qualifizierten sich so für das Rennen um das Goldene Brett vorm Kopf 2015.

Mit ihrem Schmähpreis "ehrt" die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) alljährlich den "größten antiwissenschaftlichen Unfug des Jahres". Am Mittwochabend gab die Jury in Wien ihre jüngste Entscheidung bekannt: Stefan Lanka (52), ein Biologe, der die Existenz von Infektionskrankheiten wie Aids, Ebola oder Masern leugne, habe den Preis (un)redlichst verdient.

Abstruse Verschwörungstheorien

Lanka, Autor von Büchern wie "Der Masern-Betrug" oder "Impfen und Aids: Der Neue Holocaust" tritt als prominenter Impfgegner auf und behauptet etwa, Aids sei eine Erfindung der Pharmaindustrie, um neue Märkte zu erschließen. Er bestreitet ganz generell, dass Viren Krankheiten auslösen können, und unterstellt, Ärzte würden Patienten durch Impfungen aus Profitgier krankmachen. Mit seinen pseudowissenschaftlichen Positionen steht er der antisemitischen, verschwörungsideologisch geprägten "Germanischen Neuen Medizin" nahe, die unter anderem die medizinische Behandlung von Krebs ablehnt.

Einer breiteren Öffentlichkeit wurde Lanka bekannt, als er im Jahr 2011 100.000 Euro für den Beleg der Existenz des Masernvirus auslobte oder besser gesagt: als er dann für den erbrachten Nachweis nicht zahlen wollte. Im März dieses Jahres wurde er schließlich gerichtlich zur Zahlung verurteilt – und kündigte Berufung an. Er sei "ein Aushängeschild der Impfgegner-Bewegung", die durch Ablehnung von Vakzinationen maßgeblich zur Verbreitung von Krankheiten beitrage, begründete die GWUP ihre Entscheidung.

Gefährliche "Zellularmedizin"

In der Kategorie "Goldenes Brett fürs Lebenswerk" bedachte die GWUP heuer den deutschen Arzt und selbsternannten Wunderheiler Matthias Rath. Er vermarktet die sogenannte "Zellularmedizin", die Krankheiten wie AIDS oder Krebs ausschließlich durch die Gabe hoher Dosen von Vitaminen und Mineralstoffen heilen soll. Eine Wirksamkeit dieser Behandlung konnte in wissenschaftlichen Studien nicht nachgewiesen werden.

Stattdessen rückte der traurige Fall eines neunjährigen, an Knochenkrebs erkrankten Buben den Arzt und seine "Therapie" 2004 ins Licht der Öffentlichkeit: Die Eltern des Kindes brachen seine Chemotherapie ab und ließen ihn stattdessen "zellularmedizinisch" behandeln. Rath erklärte den Buben für geheilt, ehe er bald darauf an einem Herz-Kreislauf-Versagen infolge seiner Krebserkrankung starb.

In Südafrika landete Rath mit seiner Stiftung vor Gericht, nachdem er Aids-Patienten von einer antiretroviralen Therapie abgeraten und ihnen falsche Hoffnungen gemacht hatte, sie mit Vitaminpräparaten heilen zu können. (David Rennert, 22.10.2015)