Fabian Günzel ist Newcomer des Jahres im neuen Gault Millau.

Foto: rafaela pröll

Wer Souschef bei Silvio Nickol (Palais Coburg) war, der kann nur einer von den ganz Guten sein. Doch immer in zweiter Reihe zu stehen ist selbst bei Köchen nur für einen begrenzten Zeitraum lustig. Schließlich geht man lieber zum Schmied und nicht zum Schmiedl.

Es liegt also irgendwie auf der Hand, dass Fabian Günzel (30) irgendwann nicht mehr die Zweitbesetzung neben dem Dreihaubenkoch sein wollte. Dass er auch als Hauptdarsteller das Publikum begeistern kann, beweist der smarte Deutsche seit Mai dieses Jahres im Restaurant Das Loft im Wiener Sofitel, nach einigen Stationen in Deutschland und Österreich. "Entertainment am Teller" lautet das Motto des Spitzenkochs. Die Thüringer Rostbratwurst – Günzels liebste Mahlzeit aus Kindertagen – wäre auf Dauer wahrscheinlich auch ein bisschen fad.

Newcomer des Jahres

Dass der Herr alles andere als öd ist, lässt aber bereits sein Erscheinungsbild vermuten. Bunte Tattoos schmücken des Küchenchefs Unterarme und wirken wie die logische Ergänzung zu der von Künstlerin Pipilotti Rist gestalteten Decke des Restaurants mit Aussicht über Wien. Die Zeit, als sich Köche hinter Töpfen und Öfen versteckten, ist vorbei. Diesen jungen Mann will man herzeigen. Locker könnte Günzel auch als Model für Männerunterwäsche herhalten.

Wenn er nicht gerade in der Küche steht oder bei seinem Tätowierer sitzt, betreibt er Sport – viel Sport. Das Fitnessstudio scheint angesichts des gestählten Körpers jener Platz zu sein, den Günzel neben der Küche am häufigsten aufsucht. Dass es aber vor allem auf die inneren Werte ankommt, beweist er in seinen kulinarisch herausfordernden Kreationen. Von seiner Leidenschaf für das Besondere nimmt man bereits beim ersten Bissen Notiz. Und weil alleine zu essen fad ist und die Begleitung mit hundertprozentiger Treffsicherheit das bessere Gericht bestellt hat, motiviert Günzel seine Gäste, die Share-Variante zu wählen und ihre Speisen miteinander zu teilen.

Zu Recht wurde der Spitzenkoch am Mittwoch vom Restaurantführer Gault Millau zum Newcomer des Jahres 2016 gekürt. Mit 16 Punkten ist er nun nur noch einen Punkt von den drei Hauben entfernt. Mit der dritten läge er dann – zumindest was die Hauben betrifft – gleichauf mit seinem früheren Chef Nickol. Aber man braucht ja Ziele im Leben. Und dass der Mann zielstrebig ist, hat er bereits mehrfach in Deutschland und Österreich unter Beweis gestellt. (Alex Stranig, 21.10.2015)

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