Viele erdähnliche Planeten gibt es jetzt schon – bedeutend mehr werden noch kommen.

Illustration: NASA, ESA, and G. Bacon (STScI)

Baltimore – Sie wollten herausfinden, welcher Platz der Erde im Kontext des Universums zukommt: Das erklärte Peter Behroozi vom Space Telescope Science Institute in Baltimore zu einer aktuellen Studie in den "Monthly Notices of the Royal Astronomical Society". Und tatsächlich enthält die Arbeit von Behroozis Team einige interessante Perspektiven auf die (vermeintlich) einzigartige Stellung unserer Heimatwelt sowie auf die Entstehung von Planeten und vielleicht auch von intelligentem Leben.

Ausgangsbasis der Studie waren Daten, die auf Beobachtungen des Hubble-Teleskops beruhen. Das Grundprinzip ist simpel: Je weiter das Weltraumteleskop in die Ferne blickt, desto weiter schaut es aufgrund der Geschwindigkeit des Lichts auch in die Vergangenheit zurück. Sichtungen in unserer galaktischen Nachbarschaft bis an die Grenzen des beobachtbaren Universums gewähren damit auch einen Einblick in die Entwicklung von Galaxien und Sternen von der Gegenwart bis in die tiefe Vergangenheit: ein "Familienbild", wie es die NASA in einer Aussendung zur Studie bezeichnete.

Sternengeburten gestern, heute, morgen

Ein Befund lautet, dass das noch junge Universum vor etwa zehn Milliarden Jahren im Hochtakt Sterne produzierte. Dennoch sind gewaltige Mengen an interstellarem Gas übriggeblieben, die sich jederzeit ballen und zur Entstehung neuer Sterne (und mit diesen zu der von Planeten) führen können. Dieser Prozess findet nach wie vor überall statt, auch wenn er sich den Forschern zufolge zunehmend ins Innere riesiger Galaxiencluster sowie in Zwerggalaxien verschieben wird. Auch in der Milchstraße entstehen nach wie vor laufend neue Sterne, dennoch hat unsere Heimatgalaxie bereits einen deutlich größeren Teil ihres Gases verbraucht.

Immerhin dürfte es die Milchstraße derzeit auf etwa eine Milliarde Planeten von Erdgröße bringen, leiten die Astronomen aus ihrer Modellberechnung ab. Und sie vermuten, dass ein "guter Teil" davon Gesteinsplaneten wie die Erde sind. Allesamt würden diese aber gewissermaßen einer Pioniergeneration angehören.

Denn dieselben Berechnungen führten die Forscher zum Schluss, dass von allen erdähnlichen Welten, deren Bildung durch die vergangene und zukünftige Entstehung von Sternen ermöglicht wird, erst etwa acht Prozent entstanden sind. Anders ausgedrückt: Zwischen jetzt und dem Erlöschen des letzten Sterns mit habitabler Zone in geschätzt 100 Billionen Jahren werden noch einmal fast zwölfmal so viele Planeten entstehen, wie es heute bereits gibt.

Wohl und Wehe der Frühgeborenen

Das Universum wird sich also noch beträchtlich füllen: Mit Sternen, Planeten und vielleicht auch mit Leben. Die Studie könnte somit auch zumindest als Teilantwort auf das Fermi-Paradoxon gewertet werden, also die Frage, warum wir bisher keine Spur von intelligentem außerirdischem Leben entdeckt haben: Wir sind einfach zu früh dran.

Allerdings enthält die Studie gewissermaßen auch einen Trostpreis für uns "Frühgeborene": Immerhin haben wir uns noch so nahe am Urknall entwickelt, dass wir die Entstehung des Universums noch nachvollziehen können. In einer Billion Jahre wird das stark expandierte und ausgedünnte Universum keine Hinweise mehr auf seinen Anfang bieten, so die Forscher. Zivilisationen, die sich erst dann bilden, würden kaum noch Chancen haben, ihren Platz in der Geschichte des Universums zu erkennen. (jdo, 26. 10. 2015)