Zweimal haben sich Google und LG bisher für ein Nexus-Smartphone zusammengetan, sowohl das Nexus 4 als auch das Nexus 5 wurde von den Südkoreanern produziert. Nun folgt die dritte Kooperation, mit der man an frühere Erfolge anzuschließen hofft. Das grundlegende Rezept ist dabei das gleiche geblieben. Während das parallel vorgestellte Nexus 6P die Premium-Sparte abdecken soll, verspricht das Nexus 5X eine Leistung, die sich nur in Details von der aktuellen Spitzenliga unterscheidet – dies aber zu einem moderaten Preis. Ob dies auch tatsächlich gelungen ist, soll im Folgenden einer eingehenden Prüfung unterzogen werden.

Ersteindruck

Schon beim ersten Anfassen werden Erinnerungen an den indirekten Vorgänger Nexus 5 wach: Auch beim 5X setzt Google wieder auf ein Gehäuse aus Polycarbonat. Die Rückseite ist dabei leicht gummiert, auch wenn sie in Summe etwas glatter ist als beim Nexus 5. Das 5,2-Zoll-Smartphone liegt in Summe trotzdem hervorragend in der Hand, und ist dabei mit seinen 136 Gramm vor allem verblüffend leicht.

Mit dem Nexus 5X versuchen sich Google und LG an einem Nachfolger zum erfolgreichen Nexus 5.
Foto: Andreas Proschofsky / STANDARD

Vergleiche zum Nexus 5

Wer an ein Upgrade vom Nexus 5 denkt, sei versichert, dass sich der Größenunterschied – das alte Modell hatte noch "nur" einen 4,95-Zoll-Zoll-Bildschirm – für die einhändige Benutzbarkeit des Geräts nur wenig bemerkbar macht. Dies liegt vor allem daran, dass das 5X mit 3 Millimetern nur minimal breiter ist. Zudem ist es zwar fast einen Zentimeter länger als das Nexus 5, dies ist aber zu großen Teilen dem der Symmetrie zu liebe größeren Bezel oberhalb des Bildschirms geschuldet – und dieser spielt für das Handling wenig Rolle. Zudem ist das 5X etwas dünner, 147 x 72,6 x 7,9 mm betragen die vollständigen Abmessungen.

Verarbeitung

Ein echtes Plus ist hingegen, dass beim Nexus 5X die seitlichen Knöpfe ein Stück nach unten gewandert sind, womit sie wesentlich leichter zu erreichen sind. Apropos Knöpfe: Während es an deren Druckpunkt nichts auszusetzen gibt, ist der Power-Button etwas flach ausgefallen, was das Ertasten erschwert. Etwas verwunderlich ist es zudem, dass es LG weiterhin nicht schafft einen Nano-SIM-Karten-Slot zu verbauen, der wirklich plan mit dem restlichen Gehäuse abschließt. Für den Smartphone-Alltag spielt dies freilich keine große Rolle. Ansonsten gibt es an der Verarbeitung des Nexus 5X eigentlich nichts auszusetzen. Probleme mit Spalten zwischen Bildschirm und Rand, die manch andere Erstnutzer bemängeln, konnten bei unserem Testgerät nicht festgestellt werden.

Camera Bump

Ein zentrales Detail muss aber noch extra erwähnt werden: Die Kamera steht nämlich leicht aus dem Gehäuse heraus. Die konkrete Implementation birgt zwar einen gewissen Wiedererkennungswert, führt aber auch dazu, dass das Nexus 5X nicht flach am Tisch aufliegt. Dadurch, dass der Ring relativ groß und zudem mittig platziert ist, liegt das 5X aber trotzdem relativ stabil am Tisch. Man muss also schon recht weit außen fest tippen, um ein Kippen zu erreichen.

Die Kamera steht leicht über das restliche Gehäuse hinaus.
Foto: Andreas Proschofsky / STANDARD

Eine Frage des Materials

Bei all dem muss aber auch eines klar sein: Wer ein prinzipielles Problem mit Kunststoffgehäusen hat, ist beim 5X schlicht an der falschen Adresse, daran wird auch die beste Verarbeitung nichts ändern. Fairerweise sollte man bei dieser Diskussion auch erwähnen, dass die Verwendung von Kunststoff durchaus ihre Vorteile hat, etwa was die Stoßfestigkeit betrifft, wenn das Gerät einmal aus der Hand fällt. Und um auch ein subjektive Komponente einzubringen: Der Tester stört sich in keinster Weise am Kunststoffgehäuse des Nexus 5X.

Prozessorwahl

Wo das Nexus 6P auf den Snapdragon 810 setzt, gibt es das Nexus 5X eine Spur kleiner: Mit dem Snapdragon 808 kommt hier der aktuell zweitbeste Prozessor von Qualcomm zum Einsatz. Hierbei handelt es sich um einen 64-Bit-Hexacore-Prozessor, der mit zwei schnellen (bis zu 1,8 GHz) und vier langsameren Kernen ausgestattet ist. Zur Seite steht ihm eine Adreno 418 GPU, die für die nötige Grafikpower sorgen soll.

Papierform vs. Realität

Beides Komponenten, die auf dem Papier ein Stück schwächer sind als beim Nexus 6P, in der Realität macht sich dies aber kaum bemerkbar. Apps starten praktisch gleich schnell, und Spiele gibt es ohnehin kaum, die diesen Unterschied sichtbar machen. Umgekehrt sollte im Vergleich zum Nexus 5 allerdings ebenfalls kein riesiger Unterschied erwartet werden. Die Realität ist eben, dass alle Top-Prozessoren der letzten Jahre ausreichend flott für sämtliche Android-Aufgaben sind – so nicht irgendein Hersteller auf der Softwareseite patzt.

Die seitlichen Knöpfe sind im Vergleich zum Nexus 5 etwas weiter nach unten gewandert, was sie leichter erreichbar macht.
Foto: Andreas Proschofsky / STANDARD

Performance

Einzige Ausnahme für das Performance-Lob: Im Browser sind vereinzelt kurze Hänger beim Scrollen aufgefallen. Angesichts dessen, dass diese – zumindest bei unserem Testgerät – sehr selten und nur im Chrome auftraten, könnte es sich dabei freilich auch um einen Bug im Browser handeln. Ansonsten ist das Scrollen auf dem Nexus 5X nämlich äußerst flink, und bei anspruchsvolleren Aufgaben wie dem Zoomen in Google Maps zeigt sich dann doch ein deutlicher Fortschritt zum Nexus 5: Einerseits reagiert die Kartenanwendung schneller auf die Eingaben, zudem verläuft der Zoomvorgang auch merklich weicher. Im direkten Vergleich wirkt das Nexus 6P bei dieser Aufgabe allerdings noch mal eine Stufe flotter, was aber auch daran liegen kann, dass das größere Nexus-Modell an sich weniger Verzögerung auf Touch-Eingaben zeigt. Uneingeschränkt erfreulich hingegen: Selbst bei einem Belastungstest wird das Nexus 5X nur unwesentlich wärmer und selbst das nur lokal stark eingegrenzt rund um den Fingerabdruckscanner.

Speicherfragen

Etwas mehr hätte man sich allerdings bei der Ausstattung mit Hauptspeicher gewünscht: Die 2 GB LPDDR3 RAM sind zwar für alle aktuellen Aufgaben ausreichend, allerdings bedeuten sie auch, dass weniger Apps gleichzeitig im Speicher gehalten werden können als etwa beim Nexus 6P, das mit 3 GB ausgestattet ist. Und Apps die nicht mehr im Speicher sind, müssen wieder komplett neu gestartet werden – was die Wartezeit beim Wechsel zwischen Programmen verlängert. Das kam im Test zwar nicht all zu oft vor, trotzdem sei es der Vollständigkeit halber erwähnt.

Bildschirm

Kommen wir zum Bildschirm: Mit 5,2-Zoll ist dieser – wie bereits erwähnt – etwas größer als beim Nexus 5. Die Auflösung hat man hingegen mit 1.080 x 1.920 Pixel beibehalten, also auf ein Upgrade auf QHD (1.440 x 2.560 Pixel) verzichtet. In diesem Fall die absolut richtige Wahl: Mit 423 PPI ist die Pixeldichte auch beim 5X so, dass mit freiem Auge keinerlei einzelne Bildpunkte mehr wahrgenommen werden. Die Darstellung ist durchgängig scharf – und auch sonst sehr gut. LG liefert hier einen IPS-LCD-Screen, so farbstark wie der AMOLED des Nexus 6P ist dieser natürlich nicht – aber das sind die gewohnten Unterschiede zwischen diesen Technologien. Ein sichtbarer Farbstich – wie ihn manche frühe Tester des Nexus 5X beklagen – war bei unserem Testgerät nicht zu bemerken.

Der Bildschirm des Nexus 5X kann sich durchaus sehen lassen.
Foto: Andreas Proschofsky / STANDARD

Unterschiede zum Nexus 5

Im Vergleich zum Nexus 5 liegen die Unterschiede beim Bildschirm vor allem in den Details – an der Auflösung hat sich ja nichts geändert. Zu bemerken ist etwa ein deutlich besserer Schwarzwert, wovon auch der Kontrast profitiert. Außerdem kann das 5X seinen Vorgänger sowohl bei den Werten für maximale als auch für minimale Helligkeit übertrumpfen. Beides wichtige Faktoren, einerseits für die Lesbarkeit in prallem Sonnenlicht, andererseits, um zu gewährleisten, dass es in der Dunkelheit nicht unangenehm hell für die Augen wird.

Schutz vor Beschädigung

Geschützt wird das Display des Nexus 5X durch Gorilla Glass 3, beim 6P kommt hingegen schon Gorilla Glass 4 zum Einsatz. Trotzdem würden wir darauf tippen, dass es beim 6P alleine schon aufgrund des höheren Gewichts und der verwendeten Materialien zu mehr Glasbrüchen kommen wird als beim 5X.

Kamera

Waren die bisher besprochenen Bereiche vor allem von moderaten Upgrades gekennzeichnet, kommt jetzt ein Punkt bei dem der Unterschied zum Nexus 5 kaum größer sein könnte: Die Kamera des Nexus 5X liefert nämlich nicht nur exzellente Aufnahmen – allen voran in Low-Light-Situationen – sie ist auch deutlich flotter als jene früherer Nexus-Generationen. Genau genommen wird hier die exakt gleiche Hardware verwendet, die auch beim 6P zum Einsatz kommt, und im Alltag zeigt sich dann auch wenig überraschend, dass die Qualität der Bilder praktisch nicht auseinanderzuhalten ist. Wer alle Details zur Nexus-Camera wissen will, sei insofern auf den Nexus-6P-Test verwiesen, immerhin ergibt es wenig Sinn all das dort Gesagte an dieser Stelle noch einmal zu wiederholen.

Die Kamera des Nexus 5X liefert ebenso gute Fotos wie jene des 6P.
Foto: Andreas Proschofsky / STANDARD
Katze beim Fernsehen. Eine Low-Light-Aufnahme.
Foto: Andreas Proschofsky / STANDARD

Nur fast gleich

Allerdings gibt es in Hinblick auf die Kamera den einen oder anderen funktionellen Unterschied zu beachten – allesamt Dinge, die Google mit der schwächeren CPU argumentiert. So muss das 5X ohne den – sehr nützlichen – Smart Burst-Modus des 6P auskommen, bei dem in schneller Abfolge Fotos mit voller Auflösung geschossen werden. Darüber hinaus gibt es beim Nexus 5X keine elektronische Bildstabilisierung für Videoaufnahmen. Diese liefert zwar beim 6P ohnehin nur suboptimale Ergebnisse, trotzdem werden Videos mit dem 5X dadurch noch einmal merklich instabiler.

Videos sind mit dem Nexus 5X aufgrund des Fehlens jeglicher Stabilisierung noch deutlich wackeliger als beim 6P.
Andreas Proschofsky

Slow Motion mit Einschränkungen

Den Slow-Motion-Modus mit 240 Bildern pro Sekunde sucht man beim 5X ebenfalls vergeblich, die Nutzer müssen also mit 120 FPS auskommen. Zudem ist der Start der Kamera-App auf dem 6P einen Tick schneller, ohne direkten Vergleich ist dieser Unterschied aber kaum bemerkbar.

Selfies!

Für die Front-Kamera wurde hingegen auch unterschiedliche Hardware verwendet: Die 5-Megapixel-Optik des Nexus 5X liefert recht akzeptable Aufnahmen, mit dem 8 Megapixel-Sensor des 6P kann sie aber nicht ganz mithalten.

Eine Aufnahme mit der Frontkamera des Nexus 5X.
Foto: Andreas Proschofsky / STANDARD

Fingerabdrucksensor

Doch Google hat dieses Jahr nicht nur beiden neuen Nexus-Smartphones die selbe Kamera verpasst, auch andere Komponenten wurden vom Android-Hersteller vorgegeben. Dies gilt vor allem für Nexus Imprint, den neuen Fingerabdruckscanner der beiden Geräte. Und das ist eine durchaus gute Nachricht für alle, die ein 5X ins Auge fassen. Immerhin liefert der Nexus Imprint die derzeit wohl beste Implementation einer solchen Komponente: Von der Einrichtung bis zur Erkennung läuft hier alles extrem flott und vor allem zuverlässig ab. Ein Qualitäts- oder Performanceunterschied zwischen Nexus 5X und 6P ist dabei nicht zu erkennen, obwohl im Hintergrund übrigens sehr wohl unterschiedliche Sensoren arbeiten.

Android Sensor Hub

Eine weitere Gemeinsamkeit zwischen 5X und 6P ist der Android Sensor Hub: Dabei handelt es sich um eine Sammlung von Low-Power-Chips, die den Hauptprozessor für diverse Spezialaufgaben entlasten sollen. Dies reicht von der optionalen Always-On-Spracherkennung mit "Ok Google" bis zum Ambient Display, mit dem beim Hochheben die wichtigsten Informationen wie Uhrzeit und Benachrichtigungen stromsparend angezeigt werden. Alles in Allem eine sehr nützliche, weil stromsparende, Angelegenheit.

Speicherplatz

Weniger Erfreuliches gibt es in einem anderen Bereich zu berichten: Das Nexus 5X gibt es nämlich nur in Varianten mit 16 und 32 GB. Und man muss es so klar sagen: 16 GB sind angesichts dessen, dass schon das Betriebssystem zwischen 6 und 7 GB belegen, einfach nicht mehr zeitgemäß. Wer Musik und Fotos vollständig in der Cloud speichert, mag damit auskommen, für viele andere wird dies aber schlicht zu wenig sein. Einen MicroSD-Slot zur Erweiterung des ganzen gibt es weiterhin nicht, zumindest können Daten per USB OTG nun leicht mit USB-Sticks oder SD-Karten geteilt werden. An der Performance des verwendeten Datenspeichers gibt es hingegen wenig auszusetzen: Diese liegt auf dem Niveau des Nexus 6P, was bedeutet, dass sich auch hier die Verschlüsselung des Systems keine negativen Auswirkungen auf die Geschwindigkeit des Geräts hat.

Das Nexus 5X gibt es in drei verschiedenen Farbausführungen: Im Bild zu sehen ist "Ice" – eine etwas eigentümliche Blauvariante, die je nach Licht zu Grün oder Grau neigt. Alternativ sind aber auch "Carbon" (schwarz) und "Quartz" (ein sehr helles Grau) zu haben.
Foto: Andreas Proschofsky / STANDARD

Der Akku

Kommen wir zu einem Bereich, der in bisherigen Berichten über das Nexus 5X überraschend stark variierende Bewertungen erfahren hat: Der Akkuleistung. Wie immer gilt es dabei zu betonen, dass diese massiv vom eigenen Nutzungsverhalten und externen Faktoren wie der Netzwerkqualität abhängt. Zudem ist es kaum möglich innerhalb weniger Tage ein abschließendes Urteil zu fällen. Immerhin braucht so ein Smartphone-Akku oft einige Tage bis er exakte Werte liefert – beides Faktoren, die die unterschiedlichen Erfahrungen erklären könnten, und natürlich auch bei unserer Bewertung in Betracht zu ziehen sind.

Details

Aber kommen wir einmal zu den Eckdaten: Mit 2.700 mAh ist der Akku in etwa in dem Bereich, der von einem Gerät dieser Größe zu erwarten ist. Dies stellt ein moderates Upgrade zum Nexus 5 (2.300 mAh) dar, und ist auch etwas mehr als beim gleich großen Galaxy S6 (2.550 mAh). Trotzdem kann man sich nicht des Gedanken erwehrens, dass es sinnvoller gewesen wäre, das Nexus 5X etwas dicker zu machen, die Kameraerhebung auszugleichen und den gewonnenen Platz für zusätzlichen Akku zu nutzen.

Note: Gut

Doch was bedeuten diese Spezifikationen in der Realität? Im Akku-Benchmark von PCMark kommt das Nexus 5X bei einem Drittel der maximalen Helligkeit auf einen Wert von 7:14 Stunden – ein durchaus guter Wert. Dies deckt sich auch mit den individuellen Eindrücken des Testers: Das 5X liefert eine gute, wenn auch nicht herausragende Akkuleistung. Im Vergleich zum Nexus 5 stellt dies jedenfalls ein erhebliches Upgrade dar. Neben der Verwendung effizienterer Komponenten (und natürlich den Verbesserungen in Android 6.0) macht sich wohl auch die Entscheidung, bei einem 1080p-Display zu bleiben, bezahlt.

Einige Benchmarks: Antutu (links) liefert das zu Erwartende für einen Snapdragon 808. Auch die Akkuleistung ist durchaus gut (mitte). Nur bei der Grafikperformance fällt das Nexus 5X etwas ab (rechts).
Screenshots: Andreas Proschofsky / STANDARD

Stromfresser

Allerdings gilt es auch ein Detail zu beachten, das sich schon in vielen Benchmarks der letzten Monate gezeigt hat. Die Grafikeinheit des Snapdragon 808 ist offenbar weniger effizient als die anderer aktueller Prozessoren. Insofern müssen also alle, die viele 3D-Anwendungen oder Spiele verwenden mit einer geringeren Akkulaufzeit rechnen.

Kein Wireless Charging

Etwas enttäuschend ist zudem, dass auch das Nexus 5X ohne der Möglichkeit zum drahtlosen Aufladen auskommen muss. Während man beim 6P noch mit einer gewissen Berechtigung auf die verwendeten Materialien – also das Metallgehäuse – verweisen konnte, entfällt diese Ausrede hier. Google argumentiert dies – begrenzt überzeugend – mit dem Wechsel auf den einfacher zu nutzenden USB C-Anschluss und die erheblich schnelleren Ladezeiten per Kabel.

Schneller Lader

Zumindest stimmen die Versprechungen in Hinblick auf das flotte Aufladen: In einer 1:30 Stunden war das Nexus 5X von 0 auf 100 geladen. Besonders schnell geht die Ladung dabei übrigens am Anfang: Um von einem leeren Akku auf 20 Prozent Ladestand zu kommen, benötigte das Smartphone gerade einmal 12 Minuten. Ein echter Vorteil, wenn man mit wenigen Minuten Ladezeit das Smartphone ein paar Stunden länger nutzen kann. All die erwähnten Werte gelten wie schon beim 6P nur für ein Ladegerät mit USB C Fast Charging, wer hingegen eines mit Quick Charging 2.0 einsetzt, kommt immer noch auf rund zwei Drittel der erwähnten Geschwindigkeiten.

USB Type C

Und da wären wir schon bei der Verbindung nach auch außen: Google löst also auch hier MicroUSB mit USB Type C ab. Ein Wechsel der alleine schon deswegen zu begrüßen ist, weil beim neuen Standard die Einsteckrichtung egal ist. Dass man dabei aber so geizig ist, kein USB C auf USB A Kabel mitzuliefern, verblüfft schon einigermaßen. Immerhin unterstützen bisher nur wenige Laptops USB Type C. Andererseits: Wirklich groß braucht die Empörung darüber aber auch wieder nicht ausfallen, ein entsprechendes Kabel gibt es bei Online-Händlern um ein paar Euro. Und es ist eine Investition in die Zukunft, schon bald werden auch viele andere Geräte auf USB C wechseln.

Der Anschluss nach außen erfolgt über einen USB-Type-C-Anschluss.
Foto: Andreas Proschofsky / STANDARD

Ton

Auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht: Das Nexus 5X bietet keine Stereo-Lautsprecher. Der obere der beiden Lautsprecher ist lediglich für Telefonie gedacht. Entsprechend mittelmäßig klingt auch die Tonausgabe, wenn man sie mit dem Nexus 6P vergleicht, zudem dröhnt sie etwas bei maximaler Lautstärke. Besser – und auch lauter – als das Nexus 5 klingt das neue Smartphone aber allemal. An der Sprachqualität beim Telefonieren gibt es hingegen nichts auszusetzen, hier sorgen drei Mikrofone an unterschiedlichen Stellen samt Rauschunterdrückung dafür, dass man verständlich beim Gegenüber ankommt.

Benachrichtigungen

Seit Anfang an waren Notification-LEDs ein beliebter Bestandteil der Nexus-Reihe. Entsprechend groß war die Enttäuschung, dass Google diese beim Nexus 6 nicht mehr aktiv nutzte. Beim Nexus 5X gibt die Benachrichtigungsleuchte nun ein Comeback, und zwar in ziemlich nett gemachter Form: Ist sie doch hinter der unteren Lautsprecherabdeckung angebracht, was einen leicht pixeligen Look ergibt. Von Haus aus ist die LED zwar deaktiviert, dies lässt sich aber über die Systemeinstellungen ändern. Über Dritt-Apps lassen sich dann auch wie gewohnt wieder unterschiedliche Farben je nach Herkunft der Benachrichtigung vergeben. Was an der LED allerdings auch auffällt: Sie ist sehr hell. Dies mögen manchen Nutzer gerade des Nächtens als störend empfinden.

Das Nexus 5X hat wieder eine Benachrichtigungs-LED – dieses Mal unter der Lautsprecherabdeckung untergebracht.
Foto: Andreas Proschofsky / STANDARD

Und wenn wir schon beim Störenden sind: Der Vibrationsmotor des Nexus 5X ist etwas gar stark ausgefallen, was sich einerseits beim Tippen mit aktiviertem Touch-Feedback aber eben auch bei Benachrichtigungen negativ bemerkbar macht. So schlimm wie die Monster-Vibrationen des Nexus 6 ist all dies aber nicht.

Connectivity

Das Nexus 5X unterstützt LTE Cat. 6, wie beim 6P gibt es aber wieder unterschiedliche Versionen des Smartphones für die USA und den Rest der Welt. Die gute Nachricht: Das US-Modell des 5X deckt sämtliche derzeit in Österreich genutzten Bänder (3/7/20) ab, es spricht also zumindest aus dieser Perspektive nichts gegen einen Eigenimport. Zu den weiteren Eckdaten gehören WLAN 802.11 a/b/g/n/ac (2x2 MIMO), Bluetooth 4.2, GPS/GLONASS und natürlich auch NFC.

Android 6.0

Als Software wird das aktuelle Android 6.0 mitgeliefert, und hier gilt exakt das gleiche, das schon beim 6P angemerkt wurde: Android in der Googleschen Prägung ist mittlerweile eine äußerst runde Angelegenheit, zudem erfreut, dass der Softwarehersteller die Zahl der vorinstallierten Apps deutlich reduziert hat. Vor allem aber kann sich Google über die deutlich schnellere und längere Versorgung mit Updates von der Konkurrenz abheben – etwas das gerade in Zeiten zunehmender Sicherheitsbedrohungen für die Androidwelt eine immer wichtigere Rolle spielt.

Android 6.0: Der Homescreen (links), Google Now (mitte) sowie die neue Speicherverbrauchsanzeige (rechts). Den RAM-Hunger des Nexus 5X scheint man dabei trotz "nur" 2 GB recht gut im Griff zu haben.
Screenshots: Andreas Proschofsky / STANDARD

Preisfrage

Die Preisgestaltung von Google hat bereits im Vorfeld für einige Diskussionen gesorgt. Liegt doch der US-Preis Nexus 5X (wie auch beim 6P) deutlich unter jenem für den Rest der Welt. Während das 16 GB-Modell in den USA um 379 US-Dollar verkauft wird (umgerechnet plus Steuern wären dies derzeit rund 410 Euro), kann das 5X im österreichischen Google Store seit kurzem ab 479 Euro vorbestellt werden.

Ruhe bewahren

Freilich könnte es sich für österreichische Interessenten rentieren abzuwarten, wie ein Blick nach Großbritannien zeigt. Dort ist das Nexus 5X nämlich auch bereits jenseits des Google Stores zu haben – und zum Teil deutlich billiger. Bei Carphone Warehouse werden beispielsweise derzeit umgerechnet 415 Euro für das 16-GB-Modell verlangt.

Das Nexus 5X im direkten Vergleich mit dem Nexus 5: Etwas länger und breiter, dafür leicht dünner. Auffällig ist zudem, dass der Kopfhöreranschluss nach unten gewandert ist.
Foto: Andreas Proschofsky / STANDARD

Fazit

Das Nexus 5X erweist sich als ein würdiger Nachfolger für das Nexus 5. Von der sehr guten Kamera über den flotten Fingerabdruckscanner bis zur deutlich verbesserten Akku-Laufzeit gibt es hier viel, was zu einem Upgrade lockt – auch wenn sich in Fragen Performance oder beim Bildschirm nicht gar so viel getan hat.

Klar: Im Vergleich zum großen Bruder Nexus 6P muss man so manche Abstriche in Kauf nehmen, vor allem in Hinblick auf die Verarbeitung aber auch bei einzelnen Kamerafunktionen oder in Bezug auf den Bildschirm. Dafür bekommt man aber auch ein Smartphone, das nicht nur erheblich günstiger sondern vor allem deutlich handlicher ist. Und gerade letzteres dürfte für viele eine ausschlaggebende Rolle spielen.

Eine entscheidende Frage für den Erfolg des Nexus 5X könnte die Preisentwicklung spielen, sinkt dieser rasch auf US-Niveau, könnte es zu einem ähnlichen Verkaufsschlager wie das Nexus 5 werden. Immerhin mag das Nexus 5X zwar rein von der Hardware her nicht mehr das beste Preis/Leistungsverhältnis in dieser Kategorie bieten, die Software- und Update-Versorgung durch Google sind aber ein nicht zu unterschätzender Vorteil gegenüber den Geräten anderer Hersteller.

Auf dem Weg zum Pixel Phone?

Gemeinsam mit dem 6P hat Google dieses Jahr also – nach dem für viele enttäuschenden Nexus 6 – eine hervorragende Nexus-Generation abgeliefert. Interessant ist dabei nicht zuletzt die immer stärkere Involvierung Googles in die Hardwareentwicklung. Eröffnet diese doch das Feld für Spekulationen über die weiteren Pläne des Unternehmens. Wer weiß, vielleicht gibt es also schon bald statt dem jährlichen Nexus ein Pixel – ein gänzlich von Google selbst produziertes Smartphone. Undenkbar scheint dies jedenfalls nicht mehr. (Andreas Proschofsky, 1.11.2015)