Gustav Klimts "Malcesine" (am Gardasee) von 1913, aus der Sammlung Lederer, gilt seit dem Zweiten Weltkrieg als verschollen.

Foto: Belvedere

Wien – Die Umstände des Brandes auf Schloss Immendorf wurden trotz Bemühungen der Behörden nie restlos geklärt. Als Täter vermutete man abziehende SS-Truppen. Jedenfalls war das Feuer am Abend des 8. Mai 1945 explosionsartig ausgebrochen und zerstörte einem Polizeibericht zufolge innert drei Tagen das Schloss samt Inventar. Dabei wurden auch zum Schutz vor Bombenangriffen vom Denkmalamt ab 1942 eingelagerte Kunstwerke institutioneller und privater Sammlungen vernichtet. Soweit die offizielle Version.

Gerüchte, wonach es während des Brandes Plünderungen gegeben habe, halten sich hartnäckig. Dass seither kein einziges dieser Objekte auftauchte, ist für Verschwörungstheoretiker noch kein Beweis für die Vernichtung.

In diese Kerbe schlägt jetzt auch eine in der Presse von Tina Marie Storkovich veröffentlichte vorläufige Forschungsbilanz, bei der es um den legendären Bestand von Werken Gustav Klimts geht, der einst der Familie Lederer gehörte. August Lederer war 1936 verstorben, seine Witwe Serena kämpfte in der NS-Zeit erfolglos gegen die Enteignung.

Zweifel an Zerstörungstheorie

Die umfangreiche Kunstsammlung war im Frühjahr 1939 auf Antrag des Denkmalamtes sichergestellt und an unterschiedlichen Standorten eingelagert worden. Ein Teil, darunter die Fakultätsbilder (Jurisprudenz, Philosophie), traf Anfang April 1943 in Immendorf ein und soll dort verbrannt sein.

Die Kunsthistorikerin kroatisch-amerikanischer Herkunft hegt Zweifel an dieser Zerstörungstheorie. Auch, weil sie bei Recherchen auf eine "bemerkenswerte Diskrepanz" gestoßen sei. Konkret stimmt die in Klimt-Werkverzeichnissen seit 1967 kolportierte Anzahl von 13 in Immendorf verbrannten Klimts nicht mit den Angaben in den Bergungslisten des Bundesdenkmalamtes überein. Dort scheinen nur zehn Klimt-Bilder auf. Das ist korrekt, aber nicht neu, wie in den Jahren 1999 und 2007 publizierte Forschungsberichte von Theodor Brückler und Andreas Lehne belegen, die gleichfalls nur zehn Werke nennen.

Die Familie besaß jedoch mehr als zehn Klimt-Werke, etwa auch Malcesine oder Gastein, die nicht über besagte Liste dokumentiert sind. Sie wurden nicht in Immendorf zerstört, weil sie, wie Storkovich richtig mutmaßt, nie dort waren. Ein Novum? Nein, erklärt Sophie Lillie auf STANDARD-Anfrage. Der in der Causa Lederer versierten Provenienzforscherin zufolge war zumindest das Gastein-Bild bei einer Spedition eingelagert. Laut einem Bericht vom November 1944 sollen die in diesem Übersiedlungslift verwahrten Kunstwerke einem Bombentreffer zum Opfer gefallen sein. (kron, 20.12.2015)