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Wachsnachbildung einer leprakranken Hand aus dem deutschen Lepramuseums im Münsteraner Stadtteil-Kinderhaus.

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Schon in der Bibel spielt Lepra eine Rolle; auch an Mumien im alten Ägypten wurde der Erreger namens Mycobacterium leprae bereits nachgewiesen. Doch Tausende Jahre später ist die stigmatisierte Krankheit nicht ausgerottet. Indien ist mit offiziell 125.785 neu erkrankten Menschen 2014 das am stärkste betroffene Land.

Es folgt Brasilien, wo derzeit über 30.000 neue Lepra-Fälle pro Jahr registriert werden. "Die Dunkelziffer ist auf jeden Fall noch viel höher", betont Reinaldo Bechler von der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe. Vormals hieß die Organisation Deutsches Aussätzigen-Hilfswerk und hat daher heute noch das Kürzel DAHW. Weltweit hätten rund 214.000 Menschen im Jahr 2014 die Diagnose Lepra erhalten, berichtet die Organisation.

Der norwegische Arzt Armauer Hansen entdeckte 1873 das Bakterium, das die Krankheit auslöst. Auch wenn Lepra nur schwach ansteckend ist, wurden viele Erkrankte wie Aussätzige behandelt und in Leprakolonien abgeschoben, schon das Handgeben galt als Übertragungsrisiko.

Tabuisierte Erkrankung

Der Name leitet sich ab vom griechischen "lepros", (schuppig, aussätzig) – eine Analogie zum Krankheitsbild mit fleckiger, schuppiger Haut. Nach und nach sterben die Nerven ab, alles wird taub – und es gibt kein Schmerzempfinden, oft fügen sich die Kranken selbst Verletzungen zu.

"Da will keiner drüber reden", kritisiert Bechler, dass es in Brasilien trotz Zehntausender neuer Fälle zu wenig Bemühungen gebe, Lepra auszurotten. So würden Ärzte nicht ausreichend ausgebildet, und die Diagnosefähigkeit sei mangelhaft. Und: Die aktive Suche nach neu erkrankten Menschen werde untersagt. In Brasilien dürfen DAHW-Experten nicht selbst auf das Land fahren und aktiv leprakranke Menschen suchen.

Das Land mobilisiert derzeit alle finanziellen und personellen Ressourcen im Kampf gegen das sich ausbreitende Dengue-Fieber und das ebenfalls von Mücken übertragene Zika-Virus.

Wege der Ansteckung

Lepra wird wahrscheinlich per Tröpfcheninfektion übertragen. Die durchschnittliche Inkubationszeit beträgt vier bis sechs Jahre. Gerade in Regionen mit viel Armut und mangelnder Hygiene kommt es zu Infektionen. Die chronische Krankheit ist mit einer monate- bis jahrelangen Medikamentengabe zwar heilbar, aber wenn sie zu spät entdeckt wird, bleiben erhebliche körperliche Schäden.

In Brasilien sind 25.738 Menschen in Behandlung, es gibt 30.000 Neuerkrankungen im Jahr, 2005 waren es noch 49.448. Durch Aufklärungskampagnen in Schulen soll die frühzeitige Diagnose forciert werden. 2014 seien, so offizielle Stelle, 1,9 Millionen Schüler getestet worden, bei nur 265 sei Lepra festgestellt worden, in Brasilien wird sie Hanseníase genannt.

Zugleich sei auch die Heilungsrate deutlich gestiegen, denn bei frühzeitiger Diagnose ist Lepra heilbar. Konnten 2005 erst 69,2 Prozent der Patienten geheilt werden, stieg die Rate laut Ministerium in Brasilien auf 82,73 Prozent (2014).

Laut DAHW kostet eine Therapie 50 Euro pro Patient, eine Impfung gegen Lepra gibt es nicht. Allerdings: Neun von zehn Menschen sind ohnehin gegen Lepra immun. Wer sich anstrecken kann und wer nicht, ist eine ungelöste Frage. (APA/red, 25.1.2016)