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Chia-Samen: Teuer statt wirksam, urteilt die Plattform "Gute Pillen – schlechte Pillen".

Foto: Reuters/DAVID GRAY

Ursprünglich stammen die dunklen Körner aus Mexiko. Bereits den Mayas und Azteken sollen die Früchte des Gewächs aus der Gattung der Salbeipflanzen als Grundnahrungsmittel gedient haben. Chia bedeutet "Kraft". Ein Substantiv, das die US-Amerikaner lieben dürften – schließlich werden dort Chia-Samen als "Superfood" und "Powerkorn" gepriesen.

Für den nötigen Energieschub sollen konkret sorgen: Antioxidantien, Proteine, Ballaststoffe, Vitamine, Mineralstoffe und ein hoher Gehalt an Omega-3-Fettsäuren. In Europa wurden die Samen bis vor wenigen Jahren ausschließlich als Tierfutter verwendet. Erst 2009 genehmigte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) Chia als eine neuartige Lebensmittelzutat zur Verwendung in Broterzeugnissen. Erst 2013 stimmte die Behörde einem Import der reinen Chia-Samen als Lebensmittel zu. Die Tagesdosis sollte aber nicht über 15 Gramm liegen, lautet die Empfehlung. Als Grund wurden fehlende Langzeitstudien angeführt.

Die unabhängige Medizinplattform Gute Pillen – schlechte Pillen hat nun den Nährwert des "Pseudogetreides" untersucht: Demnach enthalten 15 Gramm Chia-Samen nur so viel Eiweiß "wie neun Gramm Emmentaler Käse, die Menge an Vitamin C findet sich in einem Portiönchen Apfel von zwei Gramm, und die Menge an Magnesium steckt in zwei Scheiben Mischbrot", so die Experten.

Geschmacklos und teuer

Die weiteren Kritikpunkte: Die vorhandenen Chia-Ernährungsstudien lassen keine Rückschlüsse auf einen gesundheitlichen Nutzen zu. Um einen messbaren gesundheitlichen Effekt zu erzielen, mussten den Studienteilnehmern deutlich größere Tagesmengen verabreicht werden. Zudem waren die Fallzahlen der inkludierten Probanden sehr klein.

"Die Publikationen offenbaren ein generelles Problem von vielen ernährungsmedizinischen Untersuchungen: Sie liefern häufig nur Laborwerte. Wenn etwa eine Studie nahelegt, Chia könne möglicherweise den Blutdruck senken, besagt das wenig. Ein relevanter gesundheitlicher Vorteil wäre es, das Risiko eines Herzinfarkts zu senken – aber das wird in den Studien gar nicht untersucht", schreiben die Autoren.

Das Fazit der Medizinplattform: "Chia-Samen sind ein neues, relativ teures Lebensmittel ohne Eigengeschmack. Wer möchte, kann diese exotische Zutat in der Küche verwenden. Eine Vermarktung als 'Superfood' ist Humbug und der Verkauf in teuren Portionsbeutelchen als 'Chia Shot' mit dem Slogan 'für mehr Vitalität und Wohlbefinden' Geschäftemacherei." Die Samen sind nämlich alles andere als preiswert: Das Kilo kostet zwischen zehn und fast 50 Euro. (red, 2.3.2016)