Wien – Die Nächte sind einsam im Oval Office. Die First Lady hat das gänzlich Undenkbare getan, ihr Designertäschchen gepackt und das Weite gesucht. Seither schläft Mr. President schlecht und ficht im Traum verbotene Zweikämpfe aus. "Wir haben so viel gelacht", sagt Robin Wright über den Dreh dieser Szene am Beginn der vierten Staffel von House of Cards, in der die Watschen nur so fliegen und die mit einem beherzten Hieb in den Präsidentenschritt einen schmerzhaften Höhepunkt findet.

Foto: Sky

Alle dreizehn Episoden der vierten Staffel sind ab heute, Freitag, parallel zum US-Start im Originalton über die mobilen Dienste von Sky abrufbar. Freitags läuft eine Folge auf Sky Atlantic HD auf Deutsch oder im Original. "Wir waren wie Actiondarsteller und hatten Spaß wie kleine Kinder, die miteinander raufen", sagt sie. Claire Underwood schafft, was bisher noch niemandem gelang: Der Präsident geht in die Knie. Aber Achtung: Nur ein Traum.

Auf die Blutwiese

Die derzeit frostigste Gattin des US-Fernsehuniversums wird in den dreizehn Folgen der Netflix-Serie noch einige Male zustoßen, um ihren einst geliebten Gatten vom Thron zu stoßen. Und dieser wird sich mit Händen und Füßen wehren. Es geht auf die Blutwiese. "Da ist immer Liebe hinter dem Kampf. Sie sind ein Team", beharrt Wright bei einer Telefonkonferenz mit dem STANDARD: "Wenn eine Alpha-Frau und ein Alpha-Mann aufeinandertreffen, ergibt das interessante Konflikte und eine schöne Dynamik."

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Das ist wahr und bleibt stark untertrieben. Seit 2013 interpretiert Wright die Frau des charmanten Bösewichts Frank Underwood (Kevin Spacey), der vom Kongressabgeordneten zum Präsidenten der Vereinigten Staaten aufstieg und dabei wie die jetzige First Lady mehr als nur Ellenbogentaktik gebrauchte.

Die Eiseskälte ihrer Rolle bekam sie in der Vorbereitung lange nicht zu fassen, erzählt Wright. "Es war frustrierend. Dann sah ich in einer dieser Dokumentationen von Richard Attenborough den ameriknischen Adler, das Wappentier. Und da wusste ich es: Das ist sie. Sie ist der amerikanische Adler. Sie kämpft um die Beute und beschützt ihre Lieben mit Königswürde, Stoizismus und stiller Stärke."

Wahlscharmützel

Die Karriere der 49-jährigen Kalifornierin begann im Fernsehen: in der US-Soap California Clan (Santa Barbara) in den 1980er-Jahren. Die Komfortzone ließ sie hinter sich mit Filmen wie Die Playboys und Im Vorhof zur Hölle mit ihrem damaligen Ehemann Sean Penn. Steven Spielberg adelte sie als Forrest Gumps bessere Hälfte. Für die Claire Underwood gewann sie den Golden Globe.

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"Die Realität ist tatsächlich befremdlicher als Fiktion", sagt Wright, angesprochen auf aktuelle Wahlscharmützel mit Donald Trump. Das will etwas heißen, denn das Echtheitszertifikat erhielt die Schauspielerin bereits persönlich: "Nach der ersten Staffel sprachen wir mit einem hochrangigen Politiker. Er lobte die Serie in den höchsten Tönen. Wir wollten wissen, wie realistisch wir aktuelle Themen in die Storyline einbringen. Er sagte, zu 99 Prozent stimme alles." Das eine Prozent? "Er hätte keinen Journalisten getötet", sagt Wright lachend. "Und niemals würde man ein Schulgesetz so schnell durch den Kongress bekommen, wie das in der Serie geschah."

Seit der zweiten Staffel führte Wright auch Regie in einzelnen Folgen: "Die Produzenten fragten mich, wahrscheinlich weil ich am Set meinen Mund nicht halten konnte", sagt Wright. "Sie öffneten mir diese Tür, und es ist für mich nichts anderes als eine Lernstunde, ein unschätzbares Geschenk." (Doris Priesching, 4.3.2016)