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Dinosaurieridylle vor dem großen Impakt: Der Niedergang der Riesen dürfte bereits 50 Millionen Jahre vor dem Exitus begonnen haben.

Foto: Reuters

Reading/Wien – So ganz genau weiß man es immer noch nicht, was passierte, als vor 66 Millionen Jahren nahe der mexikanischen Halbinsel Yucatán ein gewaltiger Meteorit auf die Erde krachte. Zuerst dürfte es durch den Impakt zu einer Serie von Erdbeben, Tsunamis und großen Bränden gekommen sein. Dann führten vermutlich aufgewirbelte Partikel und Rußteilchen zu einer Verminderung der Sonneneinstrahlung um bis zu 80 Prozent.

Wie lange der darauf folgende globale Winter dauerte, ist unbekannt. Die Meerestemperaturen dürften aber vermutlich um bis zu sieben Grad Celsius zurückgegangen sein, ehe die Treibhausgase wieder für eine starke Klimaerwärmung sorgten. All das hat ausgereicht, um den Dinosauriern, die bis dahin die Erde beherrschten, in kurzer Zeit den Garaus zu machen, wie sich die Fachleute mittlerweile relativ einig sind.

Etwas weniger Konsens gibt es in einer anderen Frage: Hatten die Dinosaurier ihren Zenit damals schon überschritten, als sie der Chicxulub-Impakt ereilte? In einige Studien haben Forscher bereits darauf hingewiesen, dass dies vermutlich der Fall gewesen ist und die Säugetiere ihren Siegeszug schon vorher angetreten hatten.

Die bisher stichhaltigste Evidenz liefert nun aber ein Forschertrio um Chris Venditti von der britischen Universität Reading im Fachblatt "PNAS" auf Basis umfangreicher statistischer Analysen. Venditti und seine beiden Kollegen werteten drei große Datensätze aus, die 420 beziehungsweise 614 systematische Gruppen von Dinosauriern umfassten. Und diese Informationen zeigten eindeutig, dass die Artbildungsrate sich bereits überraschend früh verlangsamt hatte und vermutlich bereits 24 Millionen Jahre vor dem großen Impakt unter der Aussterberate lag.

Schleichender Rückgang

Betrachtet man die drei großen Dinosauriergruppen getrennt, so begann der Prozess vermutlich schon rund 50 Millionen Jahre vor Chicxulub. Ausnahmen bildeten lediglich die pflanzenfressenden Hadrosaurier und Ceratopsidae, die noch länger neue Arten ausbildeten. Womöglich lag das daran, dass diese Gattungen sehr kräftige Kiefer und Zähne ausbildeten und so spezielle Pflanzenarten als Nahrung erschlossen.

Die Forscher stellten zudem den bereits vermuteten Zusammenhang zwischen der Artbildungsrate und der Höhe des Meeresspiegels fest. Demnach bildeten sich mehr Arten, wenn der Meeresspiegel stieg. Durch den Anstieg des Wassers wurden Landmassen voneinander getrennt und Populationen isoliert, wie das Team erklärt. Eine solche geografische Isolation führe zur Entstehung neuer Arten.

Was genau den Niedergang der Dinosauriervielfalt verursacht hat, sei unklar, so Venditti und Kollegen. Infrage kommen intensivierter Vulkanismus, Klimaveränderungen oder ökologische Interaktionen mit sich schnell ausbreitenden Tiergruppen wie den Säugetieren. (red, APA, 18.4.2016)