Kaum Licht fällt in einen Raum, der unter der Erde liegt. Das ist nur einer von vielen Nachteilen einer Wohnung im Souterrain.

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Genau 32 Ergebnisse finden sich unter dem Stichwort "Souterrain" in der Immobiliensuche aufderStandard.at. Dass Angebot und Nachfrage bei Wohnungen, die unter der Erde, also im Souterrain liegen, nicht groß sind, sagt auch Margret Funk vom gleichnamigen Immobilienunternehmen. "Richtige Souterrainwohnungen – wie zum Beispiel in London – gibt es in Wien sehr wenige, vielleicht 100 Stück."

Die Vorteile einer Wohnung im Kellergeschoß halten sich in Grenzen: Im Sommer ist es kühl, im besten Fall gibt es vom Souterrain einen direkten Zugang zum Garten, und der Preis ist niedrig. "Selbst wenn eine Wohnung toll saniert ist, verkaufen sich Wohnungen im Erdgeschoß oder Souterrain schlechter und sind daher günstiger", sagt Funk. Ein Zugang zum Garten könnte ein Pluspunkt sein, denn auch Wohnungen im Erdgeschoß, die über einen Zugang zu einem Garten verfügen, sind besonders bei Familien beliebt und bei einem neuen Haus meistens als Erstes verkauft, weiß Martin Müller, Geschäftsführer von JP Immobilien.

Hohe Heizkosten und Lärm

Geht es um die Nachteile, wird die Liste schon länger. Im Keller ist es dunkel, möglicherweise feucht und kalt, was zu höheren Heizkosten und Schimmel führen kann. Zudem kann von der Straße Lärm in die Wohnung dringen. Bei straßenseitigen Wohnungen halten sich außerdem viele Menschen vor den Fenstern auf. "Dass 80 Leute pro Tag am Küchenfenster vorbeigehen und einem ins Kaffeehäferl schauen, daran muss man sich erst einmal gewöhnen", sagt Müller.

Geht es um die Sicherheit im Untergrund, sind die beiden Immobilienexperten sich uneinig. Dass die Einbruchsgefahr im Souterrain größer ist als in den Stockwerken darüber, glaubt Funk nicht: "Die ist komischerweise eher in den obersten Stockwerken eines normalen Zinshauses gegeben." Anders sieht das Müller: "Einbrecher wählen den Weg des geringsten Widerstandes, deshalb sind Erdgeschoß- und Souterrainwohnungen hier sehr beliebt."

Früher haben in Kellerwohnungen vor allem Hausmeister oder Dienstboten gelebt. "Heute sind diese Räume zu 90 Prozent nicht vermietet", sagt Müller. Häufig würden im Souterrain Hobby-, Müll- oder Fahrradräume eingerichtet. "Hin und wieder nutzen junge Künstler diese Flächen auch als Atelier", sagt Müller. "Mit ziemlicher Sicherheit wohnt im Souterrain niemand aus Vergnügen, sondern weil er schon immer dort gewohnt hat und sich nichts anderes leisten kann", glaubt auch Funk, "am ehesten leben dort alte Hausbesorger, manchmal werden die Räume als Lager vermietet, oder es haben sich kleinere Firmen mit speziellen Anliegen dort eingemietet, etwa Tischler oder Restauratoren."

Aufwendige Sanierung

In die Sanierung von Souterrainwohnungen zu investieren zahlt sich laut Müller kaum aus. "Man muss alles isolieren, abgraben, eine Metallplatte darunter einziehen und alles trocknen lassen – das kann ein ganzes Jahr dauern."

Eine Möglichkeit sei noch, das Hochparterre mit dem Souterrain zu verbinden. Hotels etwa könnten im Kellergeschoß ein Spa oder einen Kinderspielraum einrichten.

Einen Trend zum Souterrain sehen beide Experten nicht. "Es gibt weder Angebot noch Nachfrage nach solchen Wohnungen", sagt Müller. Wenn es irgendwie geht, wohnen die Wiener demnach lieber oberirdisch. (Bernadette Redl, 17.5.2016)