Die Kampagne soll Kinder befähigen, Geschwindigkeit und Abstand eines nahenden Autos abzuschätzen.

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Wien – Eine neue Verkehrssicherheitskampagne in Wien lässt Schülerinnen und Schüler Polizei spielen und setzt darauf, dass die Kinder Autofahrer vor Schulen zu mehr Nachsicht motivieren. Titel der Kampagne: "Nimm dir Zeit für meine Sicherheit". Dabei messen die Kinder die Geschwindigkeit vorbeifahrender Autos. Nach der Anhaltung durch die Polizei loben oder ermahnen die Kinder die Lenkerinnen und Lenker. Am Mittwoch etwa waren die Kinder vor der Volksschule Sievering in Wien-Döbling im Einsatz.

"Treue Augen"

"Wenn die Polizei einen aufhält, ist es unangenehm, aber wenn einen Kinder aufhalten und mit treuen Augen ins Auto blicken, das bleibt in Erinnerung", sagt Bernd Toplak von der AUVA-Landesstelle Wien. Bevor es für die Kleinen nach draußen geht, üben Lehrpersonen spielerisch mit den Schülern Verkehrserziehung. Auf der Straße messen dann die Kinder die Geschwindigkeit mittels Radarpistole. Halten sich die Lenker an das Tempolimit und tragen einen Gurt, werden sie gelobt und bekommen einen süßen Apfel. Fahren sie zu schnell, werden sie ermahnt und bekommen eine saure Zitrone.

60 Prozent ignorieren Tempo 30

Der Sinn der Aktion sei es, auf der einen Seite die Verkehrsteilnehmer in die Pflicht zu nehmen. Auf der anderen Seite sollen die Kinder lernen, Geschwindigkeit und Abstand eines Autos abzuschätzen. Rund 60 Prozent der Fahrzeuglenker ignorieren Tempo-30-Limits im Ortsgebiet und etwa 40 Prozent überschreiten das Tempo-50-Limit, so Toplak. "Kinder sind sehr von uns Erwachsenen abhängig, wir sind aber oft keine guten Vorbilder", sagt Christian Kräutler vom Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV). Er sieht aber "eine klare Verbesserung vor den Schulen" durch die Aktion.

Die Kinder hatten bei der Verkehrskontrolle sichtlich Spaß. Sie erzählen, das die meisten Lenker nett reagieren, auch wenn sie zu schnell gefahren sind. Die neunjährige Emily hat bei der Aktion gelernt, "dass man nicht so schnell fahren soll, weil sonst kann man sich verletzen". Ihre Schulkollegin Alina ergänzte: "Oder man verliert den Führerschein oder baut einen Unfall."

Eltern sehen sich kritisch

Die Kampagne der AUVA-Landesstelle Wien und des KfV startete im September vergangenen Jahres, seither wurden zehn Aktionen in Wien, Niederösterreich und im Burgenland durchgeführt. Im Vorfeld hatte die AUVA 45.000 Eltern zum Thema Verkehrssicherheit befragt. Diese sehen sich selbst als größte Gefahr für die Kinder. Laut KfV sind im Jahr 2014 in Wien 81 Kinder auf dem Schulweg verletzt worden, für das Jahr 2015 lagen noch keine Daten vor. Die Zahl der getöteten Personen ist von 21 im Jahr 2014 auf elf im Jahr 2015 gesunken. (APA, red, 18.5.2016)