Eine gute Kommunikation zwischen Arzt und Patient verbessert den Erfolg einer Prostatakrebs-Therapie signifikant. In diese Richtung weisen die Ergebnisse einer Studie, für die Daten von fast 1.800 Männern ausgewertet wurden, denen die Prostata aufgrund eines Karzinoms entnommen worden war.

Alle untersuchten Patienten waren an einem spezialisierten Prostata-Zentrum operiert worden. Nach dem Eingriff waren sie an ihren Urologen zurücküberwiesen worden, der dann die weitere Betreuung übernahm. In den drei Jahren nach ihrer Prostata-Operation bekamen sie alle sechs Monate einen Fragebogen zugeschickt, den sie ausfüllen sollten. Darin gaben sie unter anderem Auskunft zu ihrer Belastbarkeit (Bereitet es Ihnen Schwierigkeiten, einen langen Spaziergang zu machen?), zu konkreten Beschwerden (Hatten Sie in der letzten Woche Schmerzen?), aber auch zu ihrer psychischen Befindlichkeit (Fühlten Sie sich deprimiert?).

Subjektive Betrachtungsweise

Außerdem wurden sie zu verschiedenen Aspekten der Kommunikation mit ihrem Arzt befragt. In diesem Punkt fallen jedoch die Antworten erfahrungsgemäß häufig recht subjektiv aus, heißt es in einer Aussendung der Universität Bonn: Manche Patienten sind besonders kritisch. Andere neigen eher dazu, den betreuenden Urologen durch eine rosarote Brille zu betrachten und etwaige Negativpunkte zum Beispiel mit seiner hohen Arbeitsbelastung zu entschuldigen.

"Wir haben daher noch zusätzlich untersucht, ob die Patienten von Urologe A in den drei Jahren nach der Operation häufiger oder seltener Beschwerden entwickelten als die Patienten von Urologe B", erläutert Nicole Ernstmann des Universitätsklinikums Bonn. "Der Eingriff selbst war ja extern durchgeführt worden. Daher lassen sich systematische Unterschiede nur durch die jeweilige ärztliche Betreuung nach der OP erklären."

Ernstmann forscht unter anderem zu der Bedeutung einer guten Kommunikation zwischen Arzt und Patient. Zusammen mit ihren Kollegen Lena Ansmann (Universität Köln) und Lothar Weißbach (Stiftung Männergesundheit Berlin) stieß sie bei ihrer Analyse auf einen interessanten Zusammenhang: Je besser sich Arzt und Patient austauschten, desto seltener gaben letztere in den drei Jahren nach der OP eine Einschränkung ihrer Lebensqualität zu Protokoll.

Kommunikationstrainings für Ärzte

"Wenn der Arzt sich Zeit nimmt, auf die Sorgen und Bedürfnisse seines Patienten einzugehen, und ihn bei medizinischen Entscheidungen unterstützt, verbessert das spürbar das Therapieergebnis", sagt Ernstmann. Vermutlich gibt es dafür zwei Gründe: Zum Einen erkennt ein gut informierter Arzt schneller, wenn sich der Zustand seines Patienten zum Schlechten entwickelt. Er kann dann rasch mit entsprechenden Maßnahmen gegensteuern.

Zum Anderen halten sich Patienten, die sich ernst genommen fühlen, eher an therapeutische Ratschläge. Angesichts der Studienergebnisse plädiert Ernstmann nun dafür, auch in Ärztefortbildungen vermehrt verpflichtende Kommunikationsschulungen aufzunehmen. (idw, 20.5.2016)