Der Steirer Christoph Strasser trainiert in der Mojave-Wüste in den USA für das Race across America, einen über 4.880 Kilometer und 50.000 Höhenmeter führenden Rad-Extrembewerb.

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Immer mehr Menschen fühlen sich von Leistungssport bis hin zu extremen Wettkämpfen angezogen. Gesund ist das nicht, eine Grenzerfahrung jedenfalls, betont der Linzer Sportmediziner Helmuth Ocenasek.

Der Co-Betreiber eines ambulanten kardiologischen Rehabilitationszentrums betreut seit Jahren Extremsportler, zum Beispiel Ultra-Langstreckenradfahrer. Seine Patienten nehmen am "Race Across America" (5.000 Kilometer) oder am Rennen "Russia Coast to Coast" (10.000 Kilometer) teil. Einer von ihnen ist der Österreicher Christoph Strasser. Bei der Durchquerung Russlands von Wladiwostok bis St. Petersburg ging es für ihn um fast pausenloses Radeln über 21 Tage und 19 Stunden hinweg, Fahrzeit 523 Stunden, "Schlafzeit" nur 66 Stunden insgesamt.

Als Betreuer von Extremsportlern wie Strasser ist der Mediziner weniger als heilender Arzt denn als Verhinderer der ärgsten Schäden tätig. "Die letzte Entscheidung hat der Arzt. Er muss die Verantwortung übernehmen, dass nichts Lebensgefährliches passiert", sagt Ocenasek. "Der Mensch braucht aber sicherlich auch Ausnahmesituationen", ist er überzeugt.

Weitermachen trotz schwerer Verletzungen

Die Schwelle für den Abbruch eines extremen Rennens ist jedenfalls hoch. Beispiele dafür gibt es einige. Bei der Eröffnung der Österreichischen Ärztetage in Grado zeigt Ocenasek Videoeclips von seiner Arbeit mit Leistungssportlern. Darauf zu sehen: Ein Australien-Durchquerer, der nach einem katastrophalen Sturz samt Kopfverletzungen, Verletzungen am Auge und dem Verlust mehrerer Zähne für die letzten 300+ Kilometer blutverschmiert noch einmal auf das Fahrrad gelassen wird. Das Ziel: Der bestehende Rekord für die mehr als 4.000 Kilometer lange Strecke soll gebrochen werden.

Ein anderes Video zeigt Ocenasek, der als Teil einer Betreuungscrew einen geistig bereits völlig weggetretenen Extremsportler bei Finsternis zum Weitermachen drängt.

"Ist das gesund? Natürlich nicht. Leistungssport kann nicht gesund sein. Aber der Leistungssport führt dazu, dass wir heute ein höheres Gesundheitsbewusstsein haben", sagt Ocenasek. Denn insgesamt bringe der Leistungssport breiteren Bevölkerungsschichten regelmäßiges Training näher. (APA, red, 24.5.2016)